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Wo bleibt die Rehabilitierung der Russlanddeutschen?

Aufruf des Föderalen Koordinationsrats
Wo bleibt die Rehabilitierung der Russlanddeutschen? Die Erinnerung an das gemeinsame Schicksal bleibt erhalten
Foto: ORNIS

Der Föderale Koordinationsrat der gesellschaftlichen Bewegung der Russlanddeutschen, ein Gremium, das 2003 geschaffen wurde, um die Aktivitäten der von Viktor Baumgärtner geleiteten Föderalen Kulturautonomie und der Assoziation gesellschaftlicher Organisationen „Sodruschestwo“ zu koordinieren, hat einen Aufruf veröffentlicht, weil er die Gefahr sieht, dass die Rehabilitierung der Russlanddeutschen im Einvernehmen zwischen Deutschland, Russland und dem von Heinrich Martens geführten Internationalen Verband der deutschen Kultur (IVDK) nicht mehr Ziel gemeinsamer Anstrengungen ist. Der Aufruf wird im Folgenden leicht gekürzt wiedergegeben.

Moskau, im Dezember 2007 - Die gesellschaftlichen Organisationen der Russlanddeutschen sind einst entstanden, um die historische Gerechtigkeit wiederherzustellen: die Rehabilitierung der Russlanddeutschen. Dieses hohe Ziel hat viele Jahr lang [...] alle Aktivisten und Mitglieder russlanddeutscher Organisationen geeint.

Heute aber ist [...] die Politik des Staates immer offener auf die Assimilierung unserer Volksgruppe ausgerichtet. Er will eine gesetzliche Rehabilitierung durch kleine Kulturveranstaltungen ersetzen [...]. Leider muss man dabei feststellen, dass diese Politik immer mehr auch viele Aktivisten und gesellschaftliche Strukturen erfasst, die die politischen Ziele aus den Augen verlieren und sich nur noch mit Projektarbeit befassen. [...] Da die Problematik der Rehabilitierung nur noch im engen kulturellen Rahmen gesehen wird, wälzen die staatlichen Stellen das Thema immer mehr auf die gesellschaftlichen Organisationen ab. Damit werden durch die Projekte selbst die russlanddeutschen Organisationen weiter gespalten. Mit den Projekten wird innerhalb der gesellschaftlichen Bewegung eine andere Richtung eingeschlagen. Mit Haushaltmitteln finanzierte Foren und Kongresse dienen letztendlich dem Ziel, die Frage der Rehabilitierung von der Tagesordnung zu streichen. [...]

Diese Politik beraubt diejenigen Strukturen im Gefüge der russlanddeutschen Organisationen ihrer Unabhängigkeit, die mit staatlichen Mitteln Projekte umsetzen [...]. Die engen Bedingungen, die an eine staatliche Finanzierung geknüpft sind, erlauben es diesen Strukturen schon lange nicht mehr, Forderungen nach Rehabilitierung des eigenen Volkes laut werden zu lassen. Im Gegenteil, sie sind gezwungen, gegen die Rehabilitierung aufzutreten und damit auch gegen die russlanddeutschen Organisationen, die nach wie vor für eine Rehabilitierung kämpfen, ohne die unser Volk keine Zukunft hat und ohne die es bereits mehr verloren hat, als es noch vor 1991 hatte.

Man kann natürlich die Verantwortlichen der regionalen und kommunalen Organisationen verstehen, die sich ständig den Kopf darüber zerbrechen müssen, wo sie die Mittel herbekommen, mit denen die Miete ihrer Büroräume oder andere Dienstleistungen bezahlt werden müssen. Wenn aber für den Unterhalt von Räumlichkeiten [...] das eigentliche Ziel der Organisation geopfert wird, stellt sich doch die Frage, wem dieses Opfer nutzt? [...] Umso mehr, da unter dem Deckmantel einer gesellschaftlichen Organisation oft ein reines Familienunternehmen geführt wird. [...]

Die Anstrengungen der Behörden fallen leider inzwischen auf fruchtbaren Boden. Im Bewusstsein vieler Aktivisten hat sich inzwischen die Meinung verfestigt, dass das heute existierende System von Deutsch-Russischen Häusern, Kultur- und Begegnungszentren tatsächlich geeignet ist, unser Volk, seine Kultur und Sprache zu erhalten. Ohne den Staat, ohne dessen Beschlüsse zur Rehabilitierung als Grundvoraussetzung zur Erhaltung unseres Volkes, wird diese Aufgabe aber nicht gelöst werden können. [...]

Inzwischen gibt es aber auch erfreuliche Veränderungen. Auf Initiative der föderalen nationalen Organisationen der Russischen Föderation sowie mit Unterstützung des Föderationsrates und der Partei „Geeintes Russland“ wurde beschlossen, die nationalen Kulturautonomien mit Mitteln des Staatshaushaltes zu unterstützen und das Gesetz „Über die nationale Kulturautonomie“ entsprechend abzuändern. Das bedeutet, dass der Staat endlich beginnt, die Eigenständigkeit, Kultur und Sprache der Völker, die über keine staatliche Autonomie verfügen, über die nationalen Kulturautonomien zu fördern.

Damit erhöhen sich die Möglichkeiten und Kompetenzen der Föderalen Kulturautonomie beträchtlich, und sie wird bei der Umsetzung eines zukünftigen Zielprogramms für die Russlanddeutschen in stärkerem Maße eingebunden werden müssen. Das ist sicher auch der Grund für verschiedene gegen die Föderale Kulturautonomie gerichteter Aktionen, für die Gründung sogenannter Initiativgruppen sowie des überregionalen Rates nationaler Kulturautonomien unter der Bezeichnung „Demokratische Plattform der Föderalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen“, die alle dazu dienen sollen, die Föderale Kulturautonomie zu spalten und ihre Führungskräfte zu diskreditieren. Ähnliche Aktionen [...] richten sich auch gegen die Assoziation „Sodruschestwo“.

In dieser Situation sah sich der Föderale Koordinationsrat veranlasst, die Führungskräfte und Mitglieder der Föderalen Kulturautonomie und der Assoziation „Sodruschestwo“ über die gezielten Maßnahmen zu unterrichten, durch die die Rehabilitierung unseres Volkes von der Tagesordnung gestrichen werden soll. [...]

Der Föderale Koordinationsrat äußert sein Unverständnis für Maßnahmen staatlicher Stellen, die auf die Spaltung der russlanddeutschen Organisationen und auf die Desorientierung des aktiven Kerns abzielen, wozu finanzielle Hebel und Haushaltmittel eingesetzt werden.

Der Koordinationsrat hält es für unzulässig, dass die im Wesen private „Moskauer Deutsche Zeitung“ aus Haushaltmitteln Deutschlands und Russlands finanziert wird, wodurch der Kurs der Diskreditierung russlanddeutscher Organisationen, das Schüren von Konflikten zwischen diesen und die Unterstützung von Kräften, die sich gegen die Rehabilitierung [...] unseres Volkes stellen, unterstützt wird.

Der Föderale Koordinationsrat ist der festen Überzeugung, dass die führenden Kräfte all unserer Strukturen, deren Mitglieder und alle, denen die Interessen unseres Volkes [...] nicht gleichgültig sind, die richtigen Schlussfolgerungen ziehen, und den Bemühungen widerstehen, sie dahingehend zu manipulieren, dass sie gegen eine Rehabilitierung sind und an ihren eigen Kräften zweifeln.

Der Föderale Koordinationsrat ist der Überzeugung, dass es in den russlanddeutschen Organisationen genügend ehrliche und aufrechte Menschen gibt, die denen helfen können, die gegen die Interessen des eigenen Volkes missbraucht werden [...] und diejenigen mit Verachtung strafen, die für staatliche Almosen gegen die Interessen des eigenen Volkes handeln.

Die Führung der Föderalen Kulturautonomie und der Assoziation „Sodruschestwo“ handeln in Übereinstimmung mit den Beschlüssen ihrer höchsten Gremien, dem Kongress der Föderalen Kulturautonomie und dem Kongress der Assoziation „Sodruschestwo“. Auf diesen Foren [...] wurde einhellig für die Rehabilitierung der Russlanddeutschen als Volk, den Erhalt und die Pflege seiner Sprache und Kultur gestimmt. Niemand sonst hat das Recht, die Tätigkeit unserer Organisationen zu beurteilen.

Quelle: Федеральный Координационный Совет
общественного движения российских немцев:
„ Участникам общественного движения
российских немцев. Обращение ...“;
Federal’nyj Koordinacionnyj Sovet
obscestvennogo dvizenija rossijskich nemcev:
„Ucastnikam obscestvennogo dvizenija
rossijskich nemcev. Obrascenie ...“;
http://www.rundschau.mv.ru/obratschenie-r.htm
Stand: 18. Dezember 2007; Übersetzung: Norbert Krallemann


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Ihre Meinung

Mark, 07.01.2008 19:13:08:

Gute Analyse.Endlich eine andere Meinung,die sehr viel Wahres beinhaltet.Ich setze mich seit geraumer Zeit mit dem Thema der Minderheiten in GUS und anderswo auseinander und kann dem Artikel nur beipflichten


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