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Missverständnisse entstehen durch Mangel an Informationen

Deutsch-russisches Jugendparlament diskutiert in St. Petersburg
Missverständnisse entstehen durch Mangel an Informationen

Der Empfang war feierlich, die Diskussionen lebhaft – zum viertel Mal tagte das Deutsch-Russische Jugendparlament. Diesmal in St. Peterburg. Zu den rund 50 Teilnehmern gehörten auch Russlanddeutsche aus Tomsk, Nowosibirsk und Moskau. Der geplante Höhepunkt, ein Gespräch mit dem russischen Präsidenten Medwedjew und Bundeskanzlerin Merkel, fand indes nur für zwei ausgewählte Jugendliche statt. Alle anderen mussten draußen bleiben. Anastasija Tolstikowa vom deutschen Jugendklub „Sibirischer Bär“ aus Nowosibirsk schildert ihre Eindrücke.

St. Petersburg, im November 2008 – Die Bedeutung des Treffens wurde am ersten Tag bereits dadurch unterstrichen, dass das 4. Deutsch-Russische Jugendparlament feierlich im Marienpalast eröffnet wurde. Sonst tagt dort nur die Gesetzgebende Versammlung von Petersburg. Die jungen Parlamentarier wurden hier von Vertretern der Organisatoren herzlich begrüßt. Dazu gehörten: Hans-Friedrich von Ploetz, ehemals Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Moskau und jetzt Präsident der Stiftung „Deutsch-Russischer Jugendaustausch“, Andrej Netschajew, Präsident der Stiftung „Internationaler Jugendaustausch“, und Ljudmilla Werbizkaja, Präsidentin der Staatlichen Universität St. Petersburg und stellvertretende Vorsitzende des Koordinationskomitees für den Petersburger Dialog. Nach den Begrüßungsreden nahmen die jungen Leute ihre Arbeit in den verschiedenen Arbeitsgruppen auf.

In diesem Jahr widmeten sich die Arbeitsgruppen den vier Themen, die in den Anträgen vor dem Treffen am häufigsten genannt worden waren: „Jugend und Zivilgesellschaft“, „Jugend und Massenmedien“, „deutsch-russischer Jugendaustausch“ und „Russland und Deutschland im Licht der jüngsten internationalen Ereignisse“.

In der Arbeitsgruppe, die sich mit den Medien befasste, ging es, wie immer, heiß her. In diesem Jahr diskutierten hier 15 engagierte junge Leute, die sich für Politik und Journalistik interessieren, drei Tage lang Probleme der Meinungsfreiheit, Zensur und Selbstzensur von Journalisten, der Informationsgewinnung bei Jugendlichen und Besonderheiten des Online-Journalismus.

In der Arbeitsgruppe kam man unter anderem zu dem Schluss, dass Missverständnisse zwischen Russland und Deutschland hauptsächlich auf einen Mangel an gegenseitigen Informationen zurückzuführen seien. Die Sichtweise ist oft einseitig: Russland ist ein rohstoffreiches Land und Deutschland ein zuverlässiger Partner.

Die jungen Leute sprachen sich dafür aus, das Informationsspektrum deutlich zu erweitern: Es müsse auch mehr über Jugendprojekte und kulturelle Vorhaben berichtet werden. Auch müssten mehr Projekte in Angriff genommen werden, die dazu beitragen, einen eigenen Standpunkt zu Ereignissen in der Welt finden zu können.

Ein Höhepunkt der Parlamentsarbeit sollte ein Treffen mit Präsident Dmitrij Medwedjew und Bundeskanzlerin Angela Merkel werden, aber leider nicht für alle. Unter Umgehung jeglicher demokratischer Regeln hatten die Organisatoren die ihrer Meinung nach würdigsten zwei Vertreter ausgewählt. Markus Meier, der die deutsche Seite der Jugendparlamentarier vertreten sollte, sagte, als er von seiner Wahl erfuhr, zunächst: „Ich geh‘ da nicht allein hin, sondern nur mit Euch zusammen.“ In einem angeregten Gespräch mit Angela Merkel wies er darauf hin, wie wichtig solche Treffen junger Parlamentarier sind. […]

Nach Abschluss der Gespräche in den Arbeitsgruppen wurde das Schlussdokument erarbeitet, in dem eine Übersicht über die wichtigsten Probleme der einzelnen Arbeitsgruppen gegeben wurde. Das Schlussdokument enthält außerdem eine Liste mit konkreten Vorschlägen für die weitere Entwicklung der Beziehungen zwischen Deutschland und Russland sowie einen Forderungskatalog an die Regierungen beider Länder, mit dem die Bedingungen dafür geschaffen werden könnten.

Alle Teilnehmer des 4. Deutsch-Russischen Jugendparlaments, sei es im Marienpalast oder im Gespräche mit den Organisatoren oder den Fachleuten des Petersburger Dialogs wiesen nachdrücklich darauf hin, wie wichtig es ihrer Meinung nach ist, dass das Schlussdokument nicht einfach in der Schublade verschwindet. Die Organisatoren versprachen, sich darum zu kümmern. Ob sie ihr Versprechen halten, wird die Zukunft zeigen. Aber eines ist gewiss: Jeder, der am Jugendparlament teilgenommen hat, nimmt einen Notizblock voll mit neuen Adressen und Telefonnummern sowie viele neue Ideen für künftige Projekte mit nach Hause.

Quelle: Анастасия Толстикова: „Юные парламентарии из России и Германии в культурной столице“,
Anastasija Tolstikova: „Junye parlamentarii is Rossii i Germanii v kul’turnoj stolice“,
rusdeutsch.ru vom 20. Oktober 2008;
Übersetzung: Norbert Krallemann

 
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