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Berlin — Moskau — Karaganda

Russlanddeutsche Schriftsteller stellen sich vor
Berlin — Moskau — Karaganda

Die Literatur der Russlanddeutschen ist erstaunlich lebendig. Ungeachtet aller Schicksalsschläge, von denen diese Bevölkerungsgruppe betroffen war, hat ihre Literatur sogar in der Zeit der Massendeportationen überleben können. Kürzlich präsentierte sie sich in ihrer ganzen Vielfalt in der russischen Hauptstadt.

Moskau im Oktober 2008 – In der Stiftungsbibliothek „Russisches Ausland“ in Moskau wurden auf der ersten Buchausstellung Werke russlanddeutscher Autoren aus Deutschland, Russland und Kasachstan vorgestellt. Die Stiftung war auf Initiative Alexander Solschenizyns im Jahre 1995 gegründet worden und umfasst die größte Dokumentensammlung zur Geschichte der russischen Emigration. […]

Für die Aussteller gab es keine strengen Vorgaben. Alle interessierten russlanddeutschen Prosaschriftsteller, Poeten, Publizisten und Übersetzer, aber auch Vertreter anderer Nationalitäten, deren Werke sich mit russlanddeutschen Themen auseinandersetzen, konnten sich beteiligen. Auf der Ausstellung waren deutsch- und russischsprachige Bücher vertreten, je nachdem, welche Sprache der Autor besser beherrscht.

Am 16. September fand ein Treffen von Literaten und Lesern statt. Die Organisatoren der Ausstellung, der Vorsitzende des Berliner Literaturbundes Lew Below, seine Ehefrau Valentina Reimer, Mitglied des Berliner Literaturbundes, und die Mitarbeiterin der Stiftung „Russisches Ausland“, Swetlana Urban, begrüßten jeden Autor aufs herzlichste […].

Der Berliner Literaturbund ist 2003 auf Initiative von Leo Hermann gegründet worden und 2005 offiziell registriert. Ihm gehören aber nicht nur Berliner Autoren, sondern auch Schriftsteller aus anderen deutschen Städten an. Der Literaturbund engagiert sich für die kulturelle Annäherung Russlands und Deutschlands. […]

Lew Below, Valentina Reimer, Leo Hermann, Alexander Kraika, der Direktor der Stiftungsbibliothek, Viktor Moskwin, die Bibliotheksmitarbeiterinnen Vera Wladimirowa und Swetlana Urban sowie der Sekretär des russischen Schriftstellerverbandes, Maxim Samschew, haben sich besonders dafür engagiert, dass die Werke russlanddeutscher Autoren in Moskau gezeigt werden konnten.

Auf der Ausstellung waren Herold Belger, Leo Hermann, Erika Voigt, Robert Leinonen, Igor Trutanow, Waldemar Wanke, Ida Daut, Lew Below, Valentina Reimer, Jelena Seifert, Alexander Reiser, Sonja Janke, Reinhold Schulz, Kurt Hein, Wladimir Aumann, Sonja Janke und noch viele weitere russlanddeutsche Autoren vertreten. Das Repertoire war breit gefächert: Lyrik, Epen und Dramen waren ebenso vertreten wie Romane, Erzählungen, Theaterstücke und Gedichte, natürlich auch Geschichten und Gedichte für Kinder.

Die Atmosphäre beim Treffen der Autoren mit ihren Lesern war ausgesprochen vertrauensvoll und freundlich. Lew Below stellte die russlanddeutschen Schriftsteller den Besuchern vor. Valentina Reimer sprach über die Geschichte und die aktuelle Situation der russlanddeutschen Literatur. Anschließend trug sie einige ihrer Gedichte zu russlanddeutschen Themen vor. […]

Lew Below referierte über die russlanddeutsche Literatur in Deutschland und deren Platz in der Weltliteratur. Anschließend gab er der Verfasserin dieses Artikels die Gelegenheit, anhand ihrer kürzlich verteidigten Dissertation noch tiefer auf das Thema einzugehen: Die russlanddeutsche Literatur sollte beide Sprachen, Russisch und Deutsch, aktiv einsetzen, um sich sowohl den deutschen, als auch den russischen Büchermarkt zu erobern. […]

Alle Redner sprachen nicht nur über sich selbst, sondern auch über andere russlanddeutsche Poeten und Kollegen der schreibenden Zunft. Hervorgehoben wurden insbesondere die Autoren Viktor Schnittke, Herold Belger, Waldemar und Robert Weber, Igor Hergenröder, Alexander Schmidt und die deutschsprachige jüdische Schriftstellerin Lia Frank. […]

Die Leser stellten viele Fragen: zum Lage der Deutschen in der früheren DDR und in der BRD, zur religiösen Zugehörigkeit der Russlanddeutschen usw. In sowjetischer Zeit unterschied man fünf Arten deutscher Literatur: die DDR-Literatur, die bundesdeutsche Literatur, die österreichische Literatur, die deutschsprachige schweizerische Literatur und die Literatur der Rumäniendeutschen. Wie man sieht, kam die Literatur der Russlanddeutschen, die nach Stalins Willen in die entlegensten Winkel der Sowjetunion verbannt worden waren, hier nicht vor. […]

In seinem Schlusswort hob Lew Below hervor, dass es eine wichtige Aufgabe des Berliner Literaturbundes und der Ausstellung russlanddeutscher Autoren in Moskau sei, die russische Sprache als ein schöpferisches Ausdruckselement der Russlanddeutschen zu erhalten und zu pflegen.

Die zweite Ausstellung russlanddeutscher Literatur soll im nächsten Jahr stattfinden.

Quelle: Елена Зейферт: „Выставка книг российских немцев:Берлин – Москва – Караганда“,
Elena Zejfert [Seifert]: „Vystavka knig rossijskich nemcev: Berlin – Moskva – Karaganda“,
http://www.infam.ru/Sreda/moscow/zeifert/zejfert22.htm
29. September 2008; Übersetzung: Norbert Krallemann


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