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17. bis 23. April

Todesursache bei Aussiedlern

Heidelberg – Erklärungen fehlen noch für manche Untersuchungsergebnisse, die das Hygiene-Institut des Heidelberger Universitätsklinikums zutage gefördert hat. Wissenschaftler unter Leitung von Professor Heiko Becher haben in einer ersten Untersuchung von Todesursachen bei Aussiedlern herausgefunden, dass Russlanddeutsche weniger häufig an Herz-Kreislauf-Problemen, an Prostata- oder Brustkrebs sterben als ihre einheimischen Mitbürger in Deutschland, berichtet der Online-Dienst «Informationsdienst Wissenschaft» (idw) am 19. April. Als besonders bemerkenswert gilt die niedrige Zahl an Herz-Kreislauf-Todesfällen, denn in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion, aus denen die 34.393 über 15-jährigen Aussiedler stammen, deren Daten für die Heidelberger Studie ausgewertet wurden, sind solche Todesfälle dreimal höher als in westlichen Ländern. Warum sich die Umsiedlung nach Deutschland für die Russlanddeutschen so positiv auswirkt, wollen die Wissenschaftler nun durch Direktbefragungen klären, heißt es bei idw.


Friedland baut Arbeitsstellen ab

Friedland – Noch nie kamen so wenige Aussiedler nach Deutschland wie im ersten Quartal 2006. Nur noch rund 1.500 Russlanddeutsche meldeten sich in diesem Zeitraum in Friedland, dem einzigen Aufnahmelager der Bundesrepublik. Heinrich Hörnschemeyer, Leiter der Einrichtung, sprach von einem „Rekordtief“, seit vor 30 Jahren die ersten Aussiedler aus Osteuropa zugewandert waren. 1989 kamen fast 400.000 Deutschstämmige ins Land, berichtet die «Mitteldeutsche Zeitung» am 19. April. Da Hörnschemeyer mit einem langsamen Ende der Zuwanderung von Spätaussiedlern rechnet, würden im Lager Friedland bereits seit einiger Zeit Personalstellen abgebaut, schreibt die Zeitung.


Arbeitsplätze gestrichen

Elmshorn – Eigentlich war 2005 für die Dittchenbühne Elmshorn ein gutes Jahr. Als ihr Vereinsvorsitzender Raimar Neufeldt auf der diesjährigen Jahresversammlung zurückschaute, sah er zunächst mehr Veranstaltungen und Mitglieder als im Jahr zuvor. Unübersehbar war allerdings auch der Umstand, berichtet das «Schenefelder Tageblatt» am 20. April, dass an dem einzigen ostpreußischen Theater in der Bundesrepublik fast alle hauptamtlichen Stellen aufgegeben werden mussten. Schwieriger ist es hauptsächlich für die Sprachenschulen unter dem Dach der Dittchenbühne geworden. Das neue Zuwanderungsgesetz wie auch die „ausufernde Bürokratie“ erschweren, wie die Zeitung schreibt, die Situation der Einrichtung, an der seit ihrem Start im Jahr 1988 rund 3.000 Schüler deutsch gelernt haben. Anfänglich waren es viele Aussiedler aus Polen, heute sind es vorwiegend Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion und ihre Familienangehörigen. Für die meisten Sprachschüler reicht die Zahl der Unterrichtsstunden für ein Abschluss-Zertifikat nicht aus, klagt Raimar Neufeld.


Förderprogramme in Brandenburg

Berlin – Kinder von Zuwanderern werden und sind in Ostdeutschland besser integriert als in Westdeutschland. Davon ist die Brandenburger Sozialpädagogin Karin Weiss aufgrund von Untersuchungen überzeugt, an denen sie mitgewirkt hat. „In Brandenburg wurden trotz geringer Zuwandererzahlen frühzeitig Förderprogramme aufgelegt, besonders für Spätaussiedler“, sagte die Wissenschaftlerin in einem Interview mit der Berliner «Tageszeitung» (taz) am 19. April. In ihrem Bundesland verlassen 44 Prozent aller Jugendlichen aus Zuwandererfamilien die Schule mit dem Abitur. Das sind prozentual mehr Abiturienten als unter den einheimischen Deutschen. Schlechte Bildungsabschlüsse von Migranten sind nach Ansicht von Karin Weiss in Deutschland ein Westproblem. Im Osten hätten viele Schulen mit der Abwanderung zu tun und müssten um den Erhalt ihres Standorts kämpfen. Weiss: „Da sind sie ganz anders motiviert, auch schwierige Schüler zu integrieren als Schulen in westdeutschen Großstädten, die aus den Nähten platzen.“


Ziel: Olympiade in Peking

Dortmund – 1991 kamen die Neufelds als Aussiedler nach Deutschland. Da war Sohn Jakob sieben Jahre alt und hatte schon einige Versuche im Gewichtheben hinter sich. Denn die ganze Familie ist Teil einer Gewichtheber-Dynastie, berichtet die «Welt am Sonntag» am 23. April. Vater Neufeld ist nicht nur Vorbild für seine drei Kinder, sondern auch deren Trainer. Den heute 22-jährigen Jakob bereitet er mit Bundestrainer Frank Mantek im Dortmunder AC Goliath gerade auf die Weltmeisterschaft im Herbst vor. Jakob Neufeld hebt auch in der Bundesliga für Duisburg und finanziert damit sein Sport- und Biologie-Studium, schreibt die Sonntagszeitung. Sein großes Ziel aber ist es, bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking mitzumachen. Bis dahin stemmt der 75 Kilogramm schwere Sportler jede Woche bis zu 70 Tonnen. Das entspricht dem Gewicht zehn ausgewachsener Elefanten.


„Integration hat nicht nur was mit Sprache zu tun“

Osthofen – Die 15-jährige Jana würde am liebsten wieder zurückkehren in den Norden Russlands, wo sie geboren wurde. Andererseits aber will sie später einmal in Deutschland Einzelhandelskauffrau werden, wie sie im örtlichen Jugendclub des Internationalen Bundes (ib) verrät. Jana kam vor drei Jahren in den rheinhessischen Ort Osthofen und gehört zu den russlanddeutschen Jugendlichen, die den Klub oft besuchen. Klubleiterin Valentina Eremenko berichtet, wie die «Wormser Zeitung» am 22. April schreibt, dass es sie durchaus gibt, „die Jugendlichen, die dem Leben im Westen den Rücken kehren, weil sie erst gar nicht aus ihrer Heimat weg wollten“. Sie selbst kam vor 15 Jahren als Aussiedlerin aus Kasachstan und erinnert sich, dass der Start damals leicht für sie gewesen sei, denn sie sei sehr motiviert gewesen. Heute gibt es ihren Worten nach „Mischmasch-Gruppen“, eine neue Generation von Russlanddeutschen, die sich als Russen fühlen und auf deutsch verständigen. Dass sie sich als Russen fühlen, „kommt eben von innen und hat nicht nur was mit Sprache zu tun“, erklärt Valentina Eremenko.


Jugendlichen sind unzufrieden

Osthofen – Wie weit die Integration von Zuwanderern in dem rheinhessischen Ort Osthoven gediehen ist, will die «Wormser Zeitung» am 22. April in einem Interview auch von Eva Bertz wissen, die im Migrationsdienst des örtlichen Caritas-Büros eine so genannte Erstberatung für Zuwanderer gibt – in den vergangenen Jahren hauptsächlich für Spätaussiedler, inzwischen auch für Migranten aus anderen Ländern. Bertz glaubt, dass mit Zwangsmaßnahmen nichts erreicht werden kann, wie sie beispielsweise der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber für Eltern fordert, die ihre Kinder nicht zum Deutschunterricht schicken. Ihrer Erfahrung nach nehmen die meisten Migranten freiwillig an den Integrationskursen teil, weil sie begriffen haben, dass sie die Sprache beherrschen müssen. Bei den Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion hätten eher die Männer Probleme damit, sich den Unterrichtsstoff zu erschließen. Schwierigkeiten und eine große Unzufriedenheit gibt es, wie es in dem Interview weiter heißt, auch bei den jungendlichen Russlanddeutschen: „Meist haben die Eltern entschieden, die Heimat zu verlassen. Jugendlichen fällt es dann schwer, dies mitzutragen.“


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