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24. bis 30. April

„Integration muss mit der Zeit wachsen“

Dingolfing – Für Heinrich Trapp ist Höll-Ost ein Problemviertel. Der Landrat von Dingolfing-Landau macht sich Sorgen um das Gebiet, in dem ein Großteil der 4.000 Russlanddeutschen lebt, die sich in der Stadt Dingolfing angesiedelt haben und fast ein Viertel der gesamten Bevölkerung hier ausmachen, berichtet die «Süddeutsche Zeitung» am 24. April. Die Einheimischen seien fortgezogen, so dass die Aussiedler mittlerweile unter sich sind. „Integration findet nicht statt“, sagt Trapp. „Ist auch gar nicht nötig, die kommen in ihrer Muttersprache genauso weiter.“ Ein großes Problem sieht der SPD-Politiker in der Jugendarbeitslosigkeit, ein noch größeres in der Jugendkriminalität der Bevölkerungsgruppe. Eine gelungene Integration, die „in ein bis zwei Jahren abgeschlossen sein (sollte)“, kann er nicht erkennen. Helene Biefeld ist optimistischer. Die aus Sibirien zugereiste und mit einem Russlanddeutschen verheiratete Russin berät jugendliche Aussiedler. Sie warnt davor, einseitig den Zuwanderern alle Integrationsprobleme anzulasten. Nicht wenige Russlanddeutsche würden Erfahrungen mit einheimischen Mitbürgern machen, die die Liebe zur neuen Heimat nicht unbedingt beförderten. Zudem ist sie der Ansicht, schreibt die Zeitung, dass eine Integration „viel Zeit braucht“. Die deutsche Sprache sei die Grundlage, der Rest müsse mit der Zeit wachsen.


Immer Deutsche geblieben

Backnang – Vor 50 Jahren wurde die Backnanger Ortsgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LDR) gegründet, berichtet die «Backnanger Kreiszeitung» am 24. April. Aus diesem Anlass erinnerten die lokalen LDR-Mitglieder und Vertreter der Stadt auf einer Jubiläumsfeier an die damalige Gründung durch Johann Lutz, Oskar Wall und andere Aussiedler im Juni 1956. Heinrich Fichtner, Leiter des Festkomitees, bezeichnete die Hilfe bei der Integration von Aussiedlern, die Erhaltung des russlanddeutschen Kulturguts sowie die Beschaffung verlorener Dokumente als heute wichtigste Aufgabe seines Verbands. Ein Grußwort zur Jubiläumsfeier gab es von Oberbürgermeister Frank Nopper. Für ihn ergibt sich, wie die Zeitung schreibt, „aus der historisch-kulturellen Zusammengehörigkeit die moralische Verpflichtung, sich für die Deutschen aus Russland einzusetzen“. Stadträtin Christa Breuninger, die sich selbst ehrenamtlich für die Deutschen aus Russland engagiert, erinnerte in ihrem Festvortrag an das Schicksal der Bevölkerungsgruppe, „die bis heute immer Deutsche geblieben seien“.


Die ganze Welt in Bergisch-Gladbach

Bergisch-Gladbach – Der Umfang des Buches steht schon fest, auch das Erscheinungsjahr. Nur die Autoren wollen noch gefunden werden. Der Integrationsrat der nordrhein-westfälischen Stadt Bergisch-Gladbach besteht seit 25 Jahren und hat das Datum zum Anlass genommen, Einwanderern und ihren Lebensgeschichten ein Buch zu widmen, berichtet der «Kölner Stadtanzeiger» am 24. April. „Die ganze Welt in Bergisch-Gladbach“ soll es heißen, 160 Seiten umfassen und Ende 2007 zum Preis von fünf Euro erscheinen. „Einwanderer haben unsere Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur mitgeprägt. Das wollen wir mit dem Buch zeigen“, erläuterte Klaus Farber vom Integrationsrat. Von den Zuwanderern werden nicht nur Vorzeigegeschichten erwartet. Auch Probleme sollen zu Wort kommen. Gesucht werden Autoren aus allen Einwanderergruppen wie Spätaussiedler, Kontingentflüchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion, Asylbewerber, Arbeitsimmigranten bis hin zu Heimatvertriebenen des Zweiten Weltkriegs.


Mehrheit für Diskussion zu Spätaussiedlern

Künzelsau – Nicht über Jugendarbeitslosigkeit, Schlankheitswahn oder Ausbildungsfragen wollten die Jugendlichen im Jugendkulturclub Kokolores diskutieren, sondern über das „Leben mit den Spätaussiedlern“. Erstmals haben die Jugendlichen aus dem baden-württembergischen Ort Künzelsau im Internet über das Thema abgestimmt, das sie am meisten interessierte und das schließlich im Alten Bahnhof, in dem der Club seine Räume hat, debattiert werden sollte, schreibt die «Heilbronner Stimme» am 24. April. Rund drei Viertel aller Teilnehmer an der Internet-Befragung hatten sich dafür ausgesprochen. Sieben Gesprächsteilnehmer wurden für die Diskussion gefunden, darunter zwei Russlanddeutsche, ein Polizist, zwei einheimische Jugendliche und der Leiter einer kirchlichen Jugendmigrationsstelle.


Kein Eintritt für Russlanddeutsche

Weiden – Wenn Jugendliche aus dem oberpfälzischen Weiden am Wochenende in die Disko gehen wollen, müssen die jungen Spätaussiedler oft draußen bleiben. Bei der Ausweiskontrolle werden sie regelrecht ausgesiebt. Keine Chance hat, wer Sergej oder Igor heißt, berichtet das «Oberpfalznetz» am 27. April. Doch selbst mit deutsch klingendem Namen bleibt die Disko-Tür zu, wenn als Geburtsort zum Beispiel Tomsk genannt wird. Die meisten Türsteher wissen mittlerweile, dass die Stadt in Sibirien liegt und eine russlanddeutsche Herkunft nahe legt. Die Eintrittssperre gilt für praktisch alle Weidener Diskotheken, und deren Betreiber bestätigten dem Oberpfalznetz die Gepflogenheit. „Wir hatten nun einmal massive Probleme. An Schlägereien waren zu 95 Prozent Russlanddeutsche beteiligt“, verteidigte einer von ihnen das Verhalten. Die jungen Aussiedler fahren jetzt in die nahe gelegene Stadt Hof in eine „Russendisco“.


Notoperation nach Überfall

Berlin – Seit Jahren kommt es im Berliner Stadtbezirk Lichtenberg immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen jugendlichen Russlanddeutschen und Türken. Meistens geht es um Macht und Geld, schreibt der «Berliner Kurier» am 30. April und fügt hinzu: „Zwischen ihnen herrscht abgrundtiefer Hass.“ Damit erklärt sich das Boulevardblatt auch die jüngste Auseinandersetzung, die an Bandenkriege erinnerte. Kurz nach Mitternacht waren etwa 15 junge Türken in das gut besuchte „C&M-Bistro“, einem Treffpunkt vieler Russlanddeutscher, gestürmt und hatten die Besucher mit Messern angegriffen. Fünf Spätaussiedler wurden verletzt, zwei 19-jährige so schwer, dass sie nur durch eine Notoperation überlebten. „Völlig unklar ist“, schreibt die Zeitung, „worum es bei dem Streit eigentlich ging.“


Zu guter Letzt

Mainkofen – Der Liebeskummer eines 48-jährigen Spätaussiedlers löste im bayerischen Mainkofen ein riesiges Polizeiaufgebot aus, an dem sogar ein Hubschrauber beteiligt war. Wie die «Mittelbayerische Zeitung» am 25. April berichtet, hatte sich der Mann zum Jahresende 2005 zu einer freiwilligen Psychotherapie im Bezirkskrankenhaus Mainkofen aufgehalten und sich dabei offenbar in die behandelnde Ärztin verliebt. Jetzt tauchte er plötzlich morgens früh erneut in der Klinik auf und bat die Ärztin um ein Gespräch. Als sie eine Pistole im Hosenbund des ehemaligen Patienten erspähte, alarmierte sie die Polizei, die das ganze Gelände absperrte und nach dem mittlerweile flüchtigen Mann durchsuchte. In seiner Wohnung nahmen sie ihn schließlich fest. Vermutlich wird er nun, diesmal eher unfreiwillig, in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.


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