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13. bis 19. Juni 24. Kalenderwoche

Kaliningrad

Hamburg – Geschichte und geographische Lage verleihen Kaliningrad „die Rolle eines Scharniers zwischen Deutschland und Russland“, sagt Peter Wunsch zum Ende der Sendung. Der Leiter des Deutsch-Russischen Hauses in Kaliningrad ist einer von zahlreichen Gesprächspartnern in dem Bericht „Zwischenstopp oder Endstation?“, die der «Norddeutsche Rundfunk/NDR Info» am 15. Juni sendete. Autorin Marianna Butenschön vermittelte ein Bild von der Lage der Russlanddeutschen im Gebiet des früheren Königsbergs. Das Manuskript der Sendung ist hier erhältlich.

 

Bußgeld

Kaufbeuren – Harte Zeiten für trinkfreudige Rowdies in Kaufbeuren. In der bayerischen Stadt wird am 1. Juli ein Bußgeldkatalog in Kraft treten, der empfindliche Strafen für allerlei Vergehen in der Öffentlichkeit vorsieht. Nach einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» vom 15. Juni soll sich auf diese Weise vor allem die Lage im Problemstadtteil Neugablonz bessern. Hier hatten in der Vergangenheit immer wieder junge Aussiedler für Ärger gesorgt, nach Trinkgelagen in Parks und auf Spielplätzen enorme Müllberge hinterlassen und nicht selten Schlägereien begonnen. Zehn Prozent der Einwohner Kaufbeurens sind Aussiedler, daher sieht sich Polizeichef Thomas Meier vor einer „gigantischen sozialen Herausforderung“. Wer künftig in der Öffentlichkeit einen Schluck aus der Wodkaflasche nimmt, muss mit 15 Euro rechnen. Lautes Grölen und Zerstören von Parkanlagen, aber auch Taubenfüttern kosten ebensoviel.


Statistiken

Frankfurt – Statistiken geben oft nur die halbe Wahrheit wieder. In Frankfurt am Main sollen sie nahe legen, dass die Zahl der Ausländer ständig sinkt, wie die «Frankfurter Rundschau» am 16. Juni berichtet: 27 Prozent der Stadtbevölkerung hat keinen deutschen Pass. In Wirklichkeit aber leben hier 34 Prozent mit nichtdeutscher Herkunft, und wenn die Aussiedler hinzugerechnet würden, wären es gar 40 Prozent. Nach Angaben des Frankfurter Amtes für multikulturelle Angelegenheiten, das die Zeitung zitiert, „täuscht die Statistik über die tatsächliche Lage hinweg“.


Disziplin

Gersfeld – In der nordhessischen Gemeinde Gersfeld bei Fulda beteiligen sich die Bürger rege an Diskussionen über die lokale Politik. Wie die «Fuldaer Zeitung» am 17. Juni schrieb, ging es bei der jüngsten Bürgerversammlung um 25.000 Euro, die die Stadtverordneten jährlich für die halbe Stelle eines Sozialpädagogen ausgeben will, damit er sich im örtlichen Jugendtreff um die Jugendlichen kümmert. Trotz heftiger Proteste mancher Einwohner gegen die Entscheidung – sie sei zu teuer und nehme Eltern und Schulen die Verantwortung ab – verteidigten die Stadtpolitiker ihren Plan. Der Grund: Im Jugendtreff hielten sich fast ausschließlich Russlanddeutsche auf, die Probleme mit der Disziplin hätten. Die Jugendlichen müssten integriert werden, „damit Sie als Bürger ruhig schlafen können“, so ein Stadtverordneter. „Das kostet Geld.“


Integrationskurs

Nürnberg – Zwar ist seit Einführung des Zuwanderergesetzes erst ein halbes Jahr vergangen, doch für Bayerns Innenminister Günther Beckstein fällt die erste Zwischenbilanz der neuen Integrationskurse „sehr positiv aus“, wie das Internet Monatsmagazin «Brennessel.com» am 15. Juni meldete. An diesem Tag war der Minister zur Eröffnung der Zentralen Anlaufstelle für Migration nach Nürnberg gekommen und hat darauf hingewiesen, dass derzeit in Bayern 425 Integrationskurse liefen, an denen über 12.600 Personen – Spätaussiedler und Ausländer – teilnähmen.


Rahmenbedingungen

Ortenau – Seit Anfang dieses Jahres sind die Sozialdienste in zahlreichen Gemeinden des badischen Ortenaukreises, die bislang hauptsächlich für die Betreuung von Aussiedlern verantwortlich waren, für alle Zuwanderer zuständig. Im Januar war das neue Zuwanderungsgesetz in Kraft getreten. Die Dienste der Katholischen und Evangelischen Kirche haben daher einen gemeinsamen Jugendmigrationsdienst geschaffen, der sich für junge Leute zwischen 12 bis 27 Jahre einsetzt. Nach einem Bericht der «Mittelbadischen Presse» vom 14. Juni soll damit nicht nur die Betreuung der rund 600 Jugendlichen verbessert werden, vielmehr soll auch die „spürbare Verschlechterung der Rahmenbedingungen“ aufgefangen werden. So werden die Dienste beispielsweise von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern unterstützt.


Verwahrlost

Bad Kreuznach – Schnurstracks führten die Mitglieder des Altstadtvereins von Bad Kreuznach den zuständigen Beamten vom städtischen Planungsamt in die Poststraße. Sie gilt als besonders blamables Beispiel für verwahrloste Bausubstanz, schrieb die «Allgemeine Zeitung» Bad Kreuznachs am 11. Juni. In der Verwaltung fehle „schlichtweg das Gespür für Gestaltung“, zitiert das Blatt ein Teilnehmer des Rundgangs. Das Viertel um die Poststraße sei bekannt für seine sozial gemischte Bevölkerung, darunter viele Ausländer und Aussiedler, doch die seien keineswegs schuld an der Verunstaltung historischer Gebäude durch lieblose Renovierungen. Im Gegenteil: Gerade die ausländischen Bürger hätten teilweise für „tolle Sanierungen“ gesorgt.


Unbezahlbar

Weiden – Im Dachgeschoss haben sich die Mädchen eine gemütliche Teeküche eingerichtet, mit Couch, Fernseher und nagelneuer Einbauküche, Geschenk eines lokalen Möbelhauses, berichtete das «Oberpfalznetz» am 17. Juni. Die gesamte Einrichtung im Jugendzentrum des bayerischen Städtchens Weiden stammt aus Spenden der Bevölkerung oder wurde von den Jugendlichen selbst hergestellt. Der russlanddeutsche Aleksej hat zum Beispiel die Caféteria im Erdgeschoss mit einem Wandbild ausgemalt. Überhaupt sind fast die Hälfte der Jugendlichen, die in das Zentrum kommen, Aussiedler. Und alle sind traurig, dass die Disco im Keller geschlossen werden musste. In den Räumen wurde seit 20 Jahren nicht renoviert. Hier müssten professionelle Elektriker und Bauarbeiter ran. Das aber scheint den Weidener Stadtvätern bislang unbezahlbar.

Rauchfeuer

Celle – „Gerade die Russen denken, sie wären noch immer in Sibirien.“ Harsche Worte aus dem Mund des Vereinsvorsitzenden einer Kleingartenkolonie in Celle. Nach einem Bericht der «Celleschen Zeitung» vom 13. Juni hatte eine Deutsche aus Kasachstan sich um einen Garten in der Kolonie beworben und war abgewiesen worden, weil die „Ausländerquote“ bereits erfüllt sei. Auch um eine Begründung war der Vereinsvorsitzende nicht verlegen: „Sonst laufen uns unsere guten deutschen Gärtner noch weg.“ Die fremden Schrebergärtner – 40 Prozent der Mitglieder – begehen zuweilen Untaten, die einem deutschen Laubenpieper gewiss niemals in den Sinn kämen, etwa „Rauchfeuer auf dem Grill“. Der Vereinschef ist auch dann ein gewissenhafter Mann, wenn es um das Verständnis der Vereinssatzung geht: „Darum testen wir bei jedem Ausländer, der sich bei uns meldet, ob er auf Deutsch lesen und schreiben kann.“ Eine unumgängliche Maßnahme: „Sonst berufen die sich später immer auf ‚nix verstehen’.“ Mit Erleichterung wird der Leser der Celleschen Zeitung zur Kenntnis genommen haben, dass der 48-jährigen Deutschen aus Kasachstan seit ihrer Ankunft vor acht Jahren eine solche Behandlung noch nicht widerfahren ist.


Zu guter Letzt

Frankfurt am Main – Heftige Reaktionen hat es auf einen Beitrag der «Frankfurter Neuen Presse» gegeben, der den Titel trug „Russen-Prozess wird immer chaotischer“. Klemens Veit aus dem hessischen Niedererbach beklagt sich in einem Leserbrief in der Ausgabe vom 17. Juni darüber, „wie gedanken- und bedenkenlos Gefühle anderer verletzt werden“. Bei den Angeklagten handelte es sich um Aussiedler mit deutscher Staatsangehörigkeit. Dieter Heymann aus Limburg fand den Zeitungstitel „tendenziös und zurücksetzend“ gegenüber Russlanddeutschen, „für deren Zuwanderung wir alle dankbar sein sollten“.


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