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11. bis 17. Juli 28. Kalenderwoche

Nebeneinander - miteinander

Giengen – Rund ein Zehntel der Bewohner Giengens ist russlanddeutscher Herkunft. Zahlreiche Aktivitäten sind auf private und kommunale Initiative hin ergriffen worden, um die „Routine des Nebeneinanderherlebens“ zu überwinden. So kennzeichnete Oberbürgermeister Clemens Stahl die Nachbarschaft von Zugewanderten und Einheimischen in der baden-württembergischen Stadt. Bei der Eröffnung der Ausstellung „Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland“ meinte der Politiker, ein gegenseitiges Kennenlernen sei ein guter Ansatz auf dem Weg zu einem gleichwertigen Miteinander. Nach einem Bericht der «Heidenheimer Zeitung» vom 13. Juli hat sich die überwiegende Mehrheit der zugezogenen Aussiedler in Giengen gut eingelebt. Ihrem und dem Schicksal ihrer Vorfahren geht die Ausstellung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland nach. Am gleichen Tag berichtet die «Hannoversche Neue Presse» über das gleiche Ereignis und zitiert den Leiter der Bühlschule, in der die Ausstellung gezeigt wird. Rektor Franz Nerad räumte ein, dass der Umgang mit jungen Aussiedlern an der Schule in der Vergangenheit nicht immer einfach gewesen sei. Das habe sich jedoch inzwischen gebessert. Die Ausstellung in der Schule sei daher ein willkommener Anlass, sich mit der Geschichte der zugewanderten Russlanddeutschen zu befassen.


Berliner

Berlin – Ein Fünftel der Einwohner im Berliner Stadtteil Marzahn sind Aussiedler. Ihnen widmet die «Berliner Morgenpost» am 11. Juli eine ausführliche Reportage unter dem Titel „Familie Russe“. In den vergangenen 15. Jahren sind gut 56.000 Spätaussiedler nach Berlin gekommen, 2004 waren es noch rund 1600. In diesem Jahr werden voraussichtlich doppelt so viele Zuwanderer aus Russland, Kasachstan und anderen Herkunftsgebieten in die Hauptstadt kommen, weil die Quote für das Land Berlin heraufgesetzt wurde. Knapp fünf Prozent aller deutschstämmigen Zuwanderer werden künftig in Berlin angesiedelt werden.


Begleitung

Schenefeld – Wenn es um die Integration von Spätaussiedlern geht, zeigen sich Familien mit Kindern besonders motiviert, sich möglichst schnell in den deutschen Alltag einzufinden. Diese Erfahrung hat die Mitarbeiterin im Bürgerbüro der schleswig-holsteinischen Stadt Schenefeld, Pauline Malzew, gemacht. Nach einem Bericht der «Barmstedter Zeitung» vom 13. Juli leistet die 48-Jährige, die vor fünf Jahren aus Sibirien nach Deutschland kam, an mehreren Tagen der Woche „Beratung für russischsprachige Menschen“. Darüber hinaus begleitet sie Zugewanderte zu Behörden und Ärzten. Frau Malzew weiß, dass viele der Neuangekommenen anfangs überfordert sind und bei den ersten Schritten in der neuen Heimat Begleitung brauchen.


Pragmatisch

Kaufbeuren – Valentina Maximenko und Lydia Seeberger geht es um den Erfolg. Und daher ist es zuweilen hilfreich, ihren Schülern ein paar Erklärungen in ihrer Muttersprache – Russisch – zu geben. In Kaufbeuren betreuen die beiden russlanddeutschen Frauen ehrenamtlich Kinder aus Aussiedlerfamilien bei den täglichen Hausaufgaben – meistens in deutscher Sprache. Die «Allgäuer Zeitung» berichtet am 15. Juli, dass gerade fehlende Sprachkenntnisse bei Zugewanderten aus Russland und Kasachstan immer wieder Ablehnung unter den Einheimischen und unter den Aussiedlern Verunsicherung hervorrufe. Auch die beiden Frauen haben in ihrer früheren Heimat Deutsch als Fremdsprache gelernt, „weil wir uns nur russisch verständigen konnten“.


Vorbereitung

Traunstein – Die Volkshochschule im bayerischen Traunstein bietet jugendlichen Aussiedlern einen zehnmonatigen Lehrgang an, um sie auf den Hauptschulabschluss vorzubereiten und ihnen so leichter zu einem Ausbildungsplatz zu verhelfen. Das «Traunsteiner Tagblatt» berichtet am 14. Juli, angesprochen seien junge Leute zwischen 15 und 24 Jahren, die arbeitslos sind. Der Europäische Sozialfonds unterstützt den Lehrgang finanziell. Während der Ausbildung erhalten die Schüler auch Hilfe bei der Auswahl ihres künftigen Berufs und nehmen an intensivem Deutschunterricht teil.


Sprachökonomie

Mannheim – Wie kommt es, dass viele Zuwanderer, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben, immer noch nicht die Sprache beherrschen? Und was ist dafür verantwortlich, dass auch ihre Kinder häufig kaum deutsch verstehen und sprechen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Sprachforscherin Inken Keim am Institut für deutsche Sprache in Mannheim. Die «Welt am Sonntag» berichtet am 17. Juli, die meisten Arbeitsmigranten der sechziger Jahre hätten eine geringe Schulbildung gehabt und seien damit überfordert gewesen, eine fremde Sprache zu erlernen. Daher sei nach Erkenntnissen Keims das Ausdrucksvermögen in der neuen Sprache bereits im Anfangsstadium erstarrt. Im Übrigen seien viele der damaligen Arbeitsmigranten überzeugt gewesen, nach einigen Jahren Deutschland wieder zu verlassen. Fazit des Zeitungsberichts: „Nur wer gut in eine Gesellschaft integriert ist, wer viele Dinge des Alltags, des Arbeitslebens, aber auch der Freizeit in der Sprache dieser Gesellschaft ausdrücken muss, vertieft seine Sprachkenntnisse.“


Schulbeginn

München – In Bayern werden Erstklässler künftig nur in die Schule aufgenommen, wenn sie ausreichend deutsch sprechen. Erfüllen die Kinder die Bedingung nicht, müssen sie im Kindergarten einen Sprachkurs absolvieren. Das hat die Landesregierung beschlossen. Nach einem Bericht des «Bayerischen Rundfunks» vom 12. Juli will der Freistaat so genannte Vorkurse in Kindergärten ausbauen. So sollen alle Kinder von Zuwanderern ein Jahr vor der Einschulung einen Deutschtest ablegen. Die «Süddeutsche Zeitung» ergänzt am 13. Juli, die Kurse sollten bereits ab Herbst im ganzen Land angeboten werden. Deutschunterricht erteilen zur Hälfte Kindergärtnerinnen, zur Hälfte Grundschullehrer.


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