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10. bis 16. Oktober 41. Kalenderwoche

Gepflogenheiten

Hamburg - Werner Jantosch kann es nicht oft genug wiederholen: "Wir haben die Lage gut im Griff." Der Polizeipräsident von Hamburg fühlt sich, wie das «Hamburger Abendblatt» am 14. Oktober schildert, genervt von den Beschwerden zahlreicher Bürger aus dem Stadtteil Neugraben. Die Bewohner einer Neubausiedlung sehen sich als Opfer russlanddeutschen Freizeitverhaltens. An einem Spielplatz in ihrer Nachbarschaft treffen sich regelmäßig Spätaussiedler, die nach einigem Wodka-Konsum laut debattieren und angeblich auch Prügeleien beginnen sowie Autos beschädigen. Sehr oft rufen die einheimischen Bürger dann die Polizei, zwischen Sommer 2004 und September 2005 über 200 Mal. Werner Jantosch versucht nun zu vermitteln. "Es ist wohl so", äußerte der Polizeipräsident in der Zeitung, "dass sich einige Russlanddeutsche unterschiedlich zu den hiesigen Gepflogenheiten verhalten und sich in der Öffentlichkeit präsentieren. Das ist aber nicht verboten."


Englischkenntnisse

Hofgeismar - Seit vor einem Jahr in Hessen die Abschlussprüfungen an Haupt- und Realschulen vereinheitlicht worden sind, werden an den Schulen die Ergebnisse verglichen. Am besten, schreibt die «Hessische/Niedersächsische Allgemeine» am 12. Oktober, schnitten die Schulen im Kreisteil Hofgeismar ab. Die Schüler der Gustav-Heinemann-Schule zum Beispiel ließen den hessischen Durchschnittsschüler deutlich hinter sich. Nur im Fach Englisch kommt die Schule schlechter weg als die anderen. Schulleiter Ulf Sommer weiß warum. Jeder Fünfte seiner Schüler ist Aussiedler und wählt Englisch nur als zweite, aber nicht als erste Fremdsprache. Im Gegenzug würden die Jugendlichen aber mit Russisch glänzen. Ihre Abschlusswerte seien "rekordverdächtig". In ganz Hessen gebe es vermutlich keine besseren.


Annäherung

Regensburg - Für die rund 9.000 russlanddeutschen Aussiedler in Regensburg gibt es jetzt eine Anlaufstelle, die ihnen hilft, sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden. Wie die «Donau-Post» am 11. Oktober meldet, ist für die Zuwanderer in der bayerischen Stadt ein "kommunales Netzwerk für Migration und Integration" ins Leben gerufen worden. Für jugendliche Neubürger wurden schon zuvor mehrere Einrichtungen geschaffen, so die Regensburger Bürgermeisterin Petra Betz in der Donau-Post. Nun könnten endlich auch die Erwachsenen beraten werden. Mit dem "Netzwerk", in dem mehrere städtische Ämter mitwirken, soll auch "für Toleranz auf beiden Seiten" gearbeitet werden, "für die gegenseitige Annäherung und für einen guten Umgang miteinander".


Einschulung

Ehringshausen - In dem hessischen Städtchen Ehringshausen hat die Einschulung von Erstklässlern in die örtliche Grundschule für einige Aufregung gesorgt. Zum ersten Mal sind hier Kinder von Ausländern und Aussiedlern in einer separaten Klasse zusammengefasst worden, wie der «Hessische Rundfunk» am 12. Oktober in seiner Online-Ausgabe mitteilt. Die russlanddeutschen Eltern hätten sich beim zuständigen Schulamt über die Trennung ihrer Kinder von den einheimischen Altersgenossen beschwert, weil dies die Integration behindere. Das Amt rechtfertigte die getrennte Einschulung mit dem Hinweis, die Kinder selbst hätten angegeben, mit welchen Spiel- und Kindergartenkameraden sie eine Klasse teilen wollten.


Tänzerisch

Traunreut - Zehn öffentliche Auftritte vor begeistertem Publikum gab es schon, obwohl die "Cheeky Girls" (zu deutsch: die frechen Mädchen) erst seit einem Jahr das Tanzen üben. Mit acht Mädchen fing es im Oktober vergangenen Jahres an, und heute sind bereits 29 Fünf- bis 14-Jährige dabei, wenn Alesia Grenz zweimal wöchentlich im "Heimathaus" von Traunreut ihre Truppe trainiert, berichtet der «Traunreuter Anzeiger» am 11. Oktober. Die 25-jährige Lehrerin und ihre Mädchen eint nicht nur die Liebe zum Tanz, sondern auch die Herkunft. Sie alle sind russlanddeutsche Aussiedlerinnen. Die gelernte Choreografin Alesia Grenz kam vor drei Jahren aus Kasachstan nach Deutschland und lebt seit zwölf Monaten in Traunreut. Für Organisation und Sponsoren sorgt die Aussiedlerin Galina Kopp.


Wohnheim

Seeheim-Jugenheim - Hundert Jahre ist das Gebäude alt, und das sieht man ihm an. Zuletzt wurde es als Wohnheim für Spätaussiedler genutzt. Bis zum Jahresende, heißt es im Internetdienst «Echo online» am 12. Oktober, wollen es die zuständigen Behörden schließen. Nicht nur, weil es fast baufällig ist, sondern weil kaum noch Aussiedler in den hessischen Landkreis kommen. Die letzten zwanzig Russlanddeutschen, die hier eine vorübergehende Unterkunft gefunden haben, möchten aber nicht ausziehen, jedenfalls nicht so schnell, heißt es bei den Behörden. Vor allem junge Männer hielten es für zu schwer, eine eigene Wohnung zu suchen, sagt Sabine Hahn, die in dem Wohnheim Beratungen anbietet. Das Haus konserviere für manche Bewohner eine eigene Welt, eine sonderbare Mischung aus Vergangenheit und Zukunft.


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