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3. bis 9. Oktober 40. Kalenderwoche

Hilfestellung

Kaufbeuren – Kirchengemeinden, die Stadtverwaltung und private Spender haben in Kaufbeuren zusammengelegt, um eine sozialpädagogische Fachkraft zur Beratung von Aussiedlern einzustellen. Die Lehrerin Olga Bikow, die vor vier Jahren mit Mann und zwei Töchtern aus Kasachstan nach Deutschland kam, wird die Tätigkeit als Praktikum ihres Studiums der Sozialpädagogik übernehmen. Das berichtet die «Allgäuer Zeitung» am 6. Oktober. Frau Bikows Aufgabe ist, Zugewanderten Orientierung im Alltag zu geben. Wichtig ist ihr, Neuangekommene davor zu bewahren, auf die Verlockungen der Warenwelt hereinfallen und sich so unversehens in Schulden zu stürzen. Dank der bereitwilligen Förderung gibt es sogar noch Mittel, die Arbeit Olga Bikows auch im zweiten Jahr zu sichern.


Weiße Pest

Berlin - Seit dem Ende der Sowjetunion hat sich die Tuberkulose (Tbc) in Russland und anderen Staaten der GUS neu ausgebreitet. Wie der Berliner «Tagesspiegel» am 9. Oktober berichtet, ist die so genannte weiße Pest in manchen Gegenden Russlands und Kasachstans zu einer Bedrohung großer Bevölkerungsteile geworden, vor allem da sich durch fehlende, ungenügende oder gar falsche Behandlung Tbc-Bakterien verbreiten, die gegen die üblichen Medikamente resistent sind. Die ansteckende Infektionskrankheit hat mittlerweile auch Mitteleuropa erreicht, wo sie als nahezu  ausgerottet galt. Die Überträger sind Reisende, Arbeitsemigranten, aber auch  Aussiedlern.


Zerrissenheit

Wiesbaden - Wo kommen die Aussiedler her? Wie lebten sie in ihrer früheren Heimat? Warum kommen sie nach Deutschland? Mit diesen Fragen reisten acht Mitglieder der Wiesbadener Kirchengemeinde im Stadtteil Schelmengraben im September nach Kasachstan, wie das «Wiesbadener Tageblatt» am 4. Oktober berichtet. Von ihrem zehntägigen Ausflug nach Astana, Karaganda und Almaty versprachen sich die Teilnehmer "ein tieferes Verständnis" für die russlanddeutschen Mitglieder ihrer Gemeinde. Bei Gesprächen mit Deutschstämmigen in Dörfern, bei Gottesdiensten, in staatlichen Einrichtungen oder Institutionen wie der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) sei "die emotionale und gesellschaftliche Zerrissenheit der Menschen" zu spüren gewesen. Daher habe man sich auch erkundigt, warum zuweilen Aussiedler aus Deutschland nach Kasachstan zurückkehrten.

 

Fachmännisch

Grimma - Ohne Oleg Tokarev würde beim Medienzirkel des Bildungs- und Sozialwerks überhaupt nichts gehen, meint Olga Lebedew von der Begegnungsstätte "pro micrantum" im sächsischen Städtchen Grimma. Der Russlanddeutsche Tokarev unterrichtet zweimal wöchentlich Zuwanderer in der Computerarbeit. Wie die «Leipziger Volkszeitung» am 5. Oktober berichtet, ist der arbeitslose Elektroingenieur vor drei Jahren als Aussiedler nach Deutschland gekommen. In seinen Kursen erklärt er alles auf Deutsch, denn "dann lerne ich auch noch etwas". Fast alle Computer der Begegnungsstätte sind Spenden aus der Bevölkerung.


Langeweile

Elmshorn - Oft es ist pure Langeweile, die jugendliche Aussiedler zu Gewalttaten verleitet. Diese Ansicht vertritt Jugendrichterin Elka Maria Lutz aus Elmshorn nach einem Bericht der «Elmshorner Nachrichten» vom 5. Oktober. Lutz ist Vorsitzende des Rates für Kriminalprävention des norddeutschen Ortes. Sie vertritt die Ansicht, viele Jugendliche wollten gar zurück in die frühere Heimat: „Das sollte gefördert werden.“ Mehr Mittel für die Vorbeugung von Straftaten würde nach Auffassung der Juristin auch mehr Straftaten verhindern.


Machokultur

Hannover – Integrationsprobleme jugendlicher Aussiedler bereiten seit etwa 1993 verstärkt Schwierigkeiten. Bis dahin hatten sich nach Ansicht des Kriminalwissenschaftlers Christian Pfeiffer aus Hannover junge Russlanddeutsche noch recht gut in die deutsche Gesellschaft integriert. In einem Interview mit der «Hamburger Morgenpost» vom 8. Oktober meint der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, der Wegfall der staatlichen Integrationsförderung habe die Straffälligkeit jugendlicher Aussiedler begünstigt. Pfeifer sprach von einer ‚Machokultur’ unter jungen Aussiedlern, die Gewaltanwendung anerkennt und legitimiert.


Fußballliebe

Gelsenkirchen – Der deutsche Erfolgautor Hans G. Konsalik ist längst gestorben und sein 1982 erschienendes Buch „Glück muss man haben“ längst vergriffen, da meldet sich noch einmal ein empörter Leser zu Wort. Auf der «Fanseite des Fußballklubs Schalke 04» widmet sich am 8. Oktober ein Schalke-Anhänger dem Roman und kommt zu dem Schluss: „Da kann man wohl nur eines sagen: Quatsch.“ Der Inhalt des 300-Seiten-Werks: Ein Russlanddeutscher namens Wilhelm verliebt sich in die Tochter eines Kneipenwirts in Gelsenkirchen. Der allerdings hintertreibt die Liebschaft solange, bis er erkennt, dass sein künftiger Schwiegersohn ein begnadeter Fußballer ist. Der Rezensent nimmt Konsalik nicht nur übel, dass er offenbar wenig Ahnung von Schalke 04 hat, vielmehr stört ihn, dass der Autor kein gutes Haar an der Ruhrgebietsstadt lässt. Die Gelsenkirchener würden als Leute dargestellt, „die Ausländer ablehnen (erst recht Aussiedler, die gar keine Ausländer sind)“. Besonders ärgerlich: Erst auf Seite 200 zieht Wilhelm zum ersten Mal seine Fußballschuhe an und zeigt sein Können – bis dahin „sinnlose und flache Dialoge“.


Zu guter Letzt

Niederkassel – Beim Äpfelschneiden wollen sich eine 23-jährige Frau und ihr 30 Jahre älterer Begleiter verletzt haben, die gemeinsam im Krankenhaus von Troisdorf-Sieglar bei Bonn auftauchten. Was die Ärzte stutzig machte: Der Mann hatte zwei tiefe Stichwunden im Rücken. Jetzt steht die junge Russlanddeutsche, die als Siebenjährige mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen ist, wegen Mordversuchs vor Gericht. Das berichtet der «Bonner Generalanzeiger» am 5. Oktober. Laut Anklage hatte der Mann die drogenabhängige Frau vom Bonner Straßenstrich mit in seine Wohnung genommen, nicht ohne ihr vorher noch Heroin gekauft zu haben. In der Nacht sei die Frau unvermittels mit dem Messer über ihn hergefallen. Dabei habe sie sich ebenfalls leicht an der Hand verletzt. Auf dem Weg in die Notaufnahme habe man sich die Geschichte mit dem Unfall beim Apelschälen ausgedacht. Schließlich habe er von den zwei Stichen im Rücken erst im Krankenhaus erfahren, meinte der 53-jährige Metzger.


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