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„Wir erbitten nichts Ungesetzliches“

Josef Dukwen zur Rehabilitierung der Russlanddeutschen

Josef Dukwen ist Direktor des Deutsch-Russischen Hauses in Nowosibirsk und Leiter der regionalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen. In der in Uljanowsk erscheinenden russlanddeutschen Zeitung RUNDSCHAU macht sich Dukwen Gedanken zur Situation der Russlanddeutschen und ihrer Organisationen.


Uljanowsk, im Mai 2008 - Natürlich sind die Russlanddeutschen noch nicht rehabilitiert. Das liegt auf der Hand, auch wenn hie und da etwas im Sinne einer Rehabilitierung getan wird. Es gibt kein Gesetz, in dem das Verhältnis zu den Russlanddeutschen und ihrer Rehabilitierung klar geregelt ist, kein einziger Punkt, der in solch einem Gesetz von Bedeutung wäre, ist bislang erfüllt. Daher steht die Rehabilitierung nach wie vor auf der Tagesordnung und zwar so lange, bis sie durchgehend erfolgt ist.

Wir fordern oder erbitten nichts Ungesetzliches, aber wir wollen endlich erreichen, dass im Umgang mit den Russlanddeutschen Gerechtigkeit einzieht. Daher sind Gespräche darüber, diese Frage ad acta zu legen, völlig absurd. Auf dieser Basis braucht man sich überhaupt nicht erst zu treffen.

Zwei Modelle

Wie kann man die Russlanddeutschen in der Russischen Föderation als Volk erhalten? Meiner Meinung nach gibt es dafür zwei Möglichkeiten:

Das erste Modell basiert auf der Idee, Möglichkeiten für ein kompaktes Zusammenleben und die entsprechenden ökonomischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Russlanddeutschen für sich selbst sorgen, ihre Wirtschaft organisieren und ihr kulturelles Leben gestalten können, ohne am Tropf des Staates zu hängen. Das wäre die effektivste und für den Staat auch die günstigste Variante.

Die zweite Variante ist etwas komplizierter und auch teurer. Sie geht davon aus, dass die Russlanddeutschen über das ganze Land verstreut leben, ihre eigenen Organisationen unterhalten und vom Staat gestützt werden. Auch das ist ein praktikables Modell, aber eben sehr teuer. Als Spezialist für Kultur kann ich das beurteilen. Hier wird der Staat sehr viel Geld ausgeben müssen. Wenn der Staat tatsächlich bereit ist, unter diesen Bedingungen sich finanziell zu engagieren, sollte er alles genau durchrechnen. […]

Schwerpunkt Kultur

Der Internationale Verband der deutschen Kultur (IVDK) ist bis heute der wichtigste Akteur zur ‚Betreuung’ der Russlanddeutschen in der Russischen Föderation. Es ist nur verwunderlich, dass wir diesen Hauptakteur nicht selbst bestimmt haben, sondern dass er uns bestimmt wurde. Aber das ist unsere gemeinsame Schuld, dass wir das zugelassen haben. Schließlich sollten wir selbst entscheiden können, wer bei uns die Kultur pflegt und wie das in Russland abläuft. […]

Selbstorganisation

Ich kann eindeutig feststellen, dass es derzeit keine echte Selbstorganisation der Russlanddeutschen gibt. Die Organisationen, die heute bestehen, hängen am Tropf Deutschlands. Würde von heute auf morgen die finanzielle Förderung aus Deutschland gestrichen, ginge die ganze Selbstorganisation den Bach hinunter. Das ist eine Tatsache. Aus der Geschichte wissen wir, dass die Russlanddeutschen, als sie nach Amerika auswanderten, sehr aktiv waren und sich erfolgreich selbst organisierten. Das war vielleicht die höchste Form der Selbstorganisation, die sie jemals erreicht haben. Man sammelte Geld und löste Probleme. Die heutige Form der Selbstorganisation entspricht nicht den aktuellen Erfordernissen. […]

Quelle: Иосиф Дуквен:“О реабилитации российских немцев“,
Iosif Dukven (Josef Dukwen): „O reabilitacii rossijskich nemcev“,
http://www.rundschau.mv.ru/dukwen-r.htm;
Stand: 16. Mai 2008; Übersetzung: Norbert Krallemann

 
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