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Rechtsextreme entdecken Aussiedler

NPD strebt nach „deutsch-russischer Achse“
Rechtsextreme entdecken Aussiedler

Die rechtsextreme NPD bemüht sich offenbar, unter Aussiedlern Zuspruch zu finden. Und das, obwohl aus der Basis immer wieder Übergriffe auf Russlanddeutsche stattfinden und sie „als vermeintlich ‚Fremde’ Opfer rassistisch motivierter Gewalt“ werden, sagt der Düsseldorfer Sozialwissenschaftler Alexander Häusler. Über die Ansprache von Aussiedlern versuche die NPD zudem, ihre Fühler nach Russland auszustrecken.

Berlin, im Oktober 2008 – „Aufruf an alle Russlanddeutschen“ heißt es in einem Pamphlet der Nationaldemokratischen Partei (NPD), und die Angesprochenen werden „Brüder und Schwestern“ genannt, denen die Rechtsradikalen Hilfe gegen vermeintliche Schikanen durch Regierung und Behörden leisten wollen. Selbst an der Verfolgung der Russlanddeutschen während der Sowjetzeit hält sich die radikale Rechte schadlos. Alexander Häusler: „Hierbei wird in perfider Form versucht, das geschichtliche Leid der Russlanddeutschen unter dem Stalinismus für ihre rassistische Politik zu instrumentalisieren.

Der Sozialwissenschaftler an der Fachhochschule Düsseldorf meinte in einem Gespräch mit „Der Westen“, dem Internet-Portal der WAZ-Gruppe, die NPD nutze den Sonderstatus von Aussiedlern bei der Zuwanderung nach Deutschland und vermenge dies mit völkischem Ideengut („Lieber Volksdeutsche als kulturfremde Ausländer“). Seit Februar dieses Jahres gibt es einen „Arbeitskreis Russlanddeutsche in der NPD“, mit dem die Partei versuche, „die direkte Einbindung dieser Bevölkerungsgruppe propagandistisch zu forcieren“.

Ob der Versuch bei Russlanddeutschen verfangen kann? „Keinesfalls dürfen Russlanddeutsche pauschal als rechts oder gar als Wähler der NPD dargestellt werden“, warnt Häusler. Dabei lässt die Partei nur wenig unversucht und umgibt sich mit einer Handvoll im rechten Milieu nicht unbekannter Vertreter der russlanddeutschen Minderheit. So gibt der Kreis „Russlanddeutsche Konservative“ eine zweisprachige Zeitschrift namens „Volksdeutsche Stimme“ heraus, die über ein Postfach in Gummersbach vertrieben wird. Häusler: „Hierbei handelt es sich um ein NPD-Propagandablatt.“

„Diese Infiltrationsversuche sind aufmerksam zu verfolgen und es bedarf einer klaren Positionierung der etablierten Verbände und Vereine gegen diese rassistischen Interventionen.“

Alexander Häusler
Besonders intensiv scheint die NPD in Nordrhein-Westfalen tätig zu sein. Hier tut sich nach Beobachtung von Häusler auch die zweisprachige Zeitschrift „Ost-West-Panorama“ hervor: „Dort finden sich in Hülle und Fülle Artikel in nationalistischer und rassistischer Stoßrichtung.“ Der jüngste Verfassungsschutzbericht bescheinigt der NPD „eine ausgeprägte Affinität zur Ideologie des Nationalsozialismus“.

Dabei ist die Frage, ob die NPD sich wirklich um ein vermeintlich beeinflussbares Wählerpotential bemüht oder vielmehr die Minderheit als willkommenes Vehikel nutzt, eine Brücke nach Russland zu schlagen. Schon lange gibt es das Bestreben, hat Häusler beobachtet, eine „deutsch-russische Achse“ der radikalen Rechten zu etablieren.
 
Links zum Thema
- Das Interview im Wortlaut
- „Arbeitsstelle Neonazismus“ der Fachhochschule Düsseldorf
 
Ihre Meinung

Viktor Sabelfeld, 29.10.2011 23:56:46:

Man sollte die Dinge beim richtigen Namen nennen, und zwar: die Russlanddeutschen sind auf sich selbst gestellt. Die Regierung hat sie in der BRD aufgenommen und ganz wenig um sie gekümmert.Die Integration begrenzte sich mit dem Sprachkurs. Und danach tut jeder nach sowjetischer Mentalität. Was aber grundsätzlich falsch ist, was ins Irre führt. Dadurch entsteht kriminalität. Betreuung muß her!

Michael, 02.07.2009 14:40:30:

Leider ist durch die nimmer endenwollende Erweiterung Europas, und der Aufnahme sehr zahlreicher Osteuropäer durch unkontrollierte "Verschenkungen" der deutschen Staatbügerschaft(Ukraine) eine gigantische, politisch gewollte Zuwanderungswelle ausgebrochen. Die oftmals ungeliebten "Russland-Deutschen"(Fremde erster Klasse) werden dabei geschickt als Kettenhunde auf Fremde der 2+3 Klasse "losgehezt!

Mauki, 10.06.2009 13:05:29:

Wenn man das Programm zum 30. Bundestreffen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland liest, findet man kaum einen Ansatz, sich aktiv um Verständigung mit den hier "eingeborenen" Deutschen zu bemühen. Dass ein paar Politiker ihre vorgezogenen Wahlreden absetzen, ist kaum als Schritt der Annäherung zu werten. Stattdessen finde ich eine Menge Selbstmitleid, Kritik, Mahnungen und Forderungen!

Alex, 18.11.2008 23:18:52:

Dieser Bericht mit den Meinungen dazu ist dem Herrn Häusler empfohlen worden. Herr Häusler, können Sie den Menschen mit ihren Meinungen da unten etwas sagen? Haben Sie dazu eine Meinung?

Viktor, 29.10.2008 22:38:23:

http://www.wir-in-nrw.net/Presse.html http://www.deutscheausrussland.de/vaw/1008.pdf Unter diesen Adressen kann man Informationen und Hitergründe zu einer der neuesten Schikanen finden.

Eduard, 28.10.2008 23:34:10:

Und wieder müssen die Russlanddeutschen herhalten. Die NPD hat 7.000 Mitglieder. Unter den RD hat man jetzt ein paar Dutzend entdeckt. Und schon werden Kanonen aufgefahren. Und schon sind die Infiltrationsversuche aufmerksam zu verfolgen. Was natürlich zu finanzieren ist. Und irgendwann wird sich zeigen, dass diese Verfolgung nicht gerechtfertigt war. Na ja, das alles ist für uns nicht neu.

Johann, 28.10.2008 00:02:46:

Schikanierungen der Russlanddeutschen durch Behörden waren und sind nicht "vermeintlich". Schikanen durch die Medien waren und sind ebenfalls massiv und echt. Herr A. Häusler könnte etwas an der Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn er diese Schikanen aufmerksam zu verfolgen versuchte und sich klar gegen diese rassistischen Interventionen der Behörden und Medien distanziert hätte.

Alexander, 15.10.2008 18:14:37:

Es gibt Anlaß nicht nur um das Versagen der etablierten Parteien, sondern auch um das Versagen der gesamten Gesellschaft zu sprechen. Ignoranz, Arroganz und diskriminierende Behandlung der Russlanddeutschen seitens dieser Gesellschaft treibt diese Minderheit buchstäblich in die Hände der radikalen Gruppierungen und Parteien.

Alexander, 15.10.2008 14:52:07:

Es gibt Anlaß nicht nur um das Versagen der etablierten Parteien, sondern auch um das Versagen der gesamten Gesellschaft zu sprechen. Ignoranz, Arroganz und diskriminierende Behandlung der Russlanddeutschen seitens dieser Gesellschaft treibt diese Minderheit buchstäblich in die Hände der radikalen Gruppierungen und Parteien. Ich warne jetzt dringend von der Hetzenjagd auf alle Autoren, die in di

Mandy, 09.10.2008 23:32:22:

Das traurige ist, dass die etablierten Parteien sich der Russlanddeutschen so wenig annehmen. Ihre Geschichte und Gegenwart wird weitestgehend ignoriert. Das ist schockierend. Dass die widerwärtige NPD nun versucht mit ihrer Propaganda diese "Lücke" zu füllen, ist vor allem dem Versagen der anderen Parteien zuzuschreiben. Dennoch gilt es, vor der zerstörerischen NPD zu warnen.


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