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Mit Spätaussiedlern gegen Ärztemangel

In Brandenburg werden arbeitslose Mediziner geschult

Brandenburg braucht dringend Ärzte. In dem Bundesland herrscht ein dramatischer Mangel an Nachwuchsmedizinern. Nun bietet die Landesregierung zugewanderten Ärzten aus Osteuropa die Möglichkeit, sich in einem Zehn-Monats-Kurs auf die Berufserlaubnis vorzubereiten. Die Teilnehmer sind überwiegend arbeitslose Spätaussiedler und jüdische Kontingentflüchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion, deren Ausbildung bislang nicht anerkannt wurde.

Potsdam, im März 2008 – Seit Anfang März drücken sie wieder die Schulbank. Die 20 ausgebildeten und größtenteils erfahrenen Ärzte, darunter 18 Spätaussiedler und jüdische Zuwanderer aus der früheren UdSSR, büffeln für die Chance, endlich auch in Deutschland wieder im erlernten Beruf arbeiten zu können. Im ersten Vierteljahr geht es um Fachausdrücke und Patientenkommunikation in deutscher Sprache, in den anschließenden vier Monaten werden Praktika in brandenburgischen Kliniken absolviert. Und in den letzten drei Monaten bereiten sich die Teilnehmer auf die Prüfung durch die Ärztekammer des Bundeslandes vor. Getestet wird die so genannte Gleichwertigkeit der Berufsabschlüsse; und wer besteht, hat die Berufserlaubnis in der Tasche, Prüflinge mit deutschem Pass die so genannte Approbation.

„Es war nicht schwer, Teilnehmer für den Lehrgang zu finden“, sagt Andreas Hauk vom Potsdamer Gesundheitsministerium, der für das bundesweit bislang einmalige Pilotprojekt verantwortlich ist. Ein Blick in die Liste arbeitsloser, zugewanderter Mediziner habe die Namen von neun Spätaussiedlern und ebenso vielen jüdischen Immigranten erbracht. Ausgebildete Ärzte aus diesen Migrantengruppen, die im Augenblick nicht arbeitslos gemeldet sind und womöglich einer anderen Tätigkeit nachgehen, seien damit zunächst unter den Tisch gefallen. Doch weitere Kurse könnten folgen, falls sich genügend Teilnehmer finden sollten.

„Wir wollen ihnen beim Einstieg in den Brandenburger Arbeitsmarkt helfen und damit einen Beitrag zur Sicherung der ärztlichen Versorgung im Land leisten“, sagte die Gesundheitsministerin Dagmar Ziegler (SPD) bei der Vorstellung des Projekts in Potsdam. Derzeit fehlten allein 175 Hausärzte, nicht gerechnet Klinikärzte und Fachmediziner. Im Jahr 2005 seien noch 1602 Spätaussiedler nach Brandenburg gekommen, darunter 27 Ärzte, berichtete die Ministerin. 2007 schrumpfte die Zahl der Zuwanderer aus Osteuropa auf 229, unter ihnen nur noch ein Mediziner.

Auf rund 300.000 Euro werden die Kosten des ersten Kurses beziffert. Das Geld kommt aus dem Etat des Bundeslandes, mitfinanziert von der Bundesagentur für Arbeit und aus dem Europäischen Sozialfonds in Brüssel. Träger des Projekts ist die Otto-Benecke-Stiftung. Die Schulung selbst hat die Gesellschaft für Berufsbildende Maßnahmen (GFBM) in Berlin übernommen. (bg)

 
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