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Zeitzeugen erinnern sich

Vom Schrecken des Krieges in Weißrussland
Zeitzeugen erinnern sich Andrea Gotzes bei der Vorstellung ihres Buches
Foto: ORNIS

Wie haben die Menschen der Sowjetunion den Überfall der deutschen Wehrmacht auf ihr Land erlebt? Wie erinnern sie sich an die Verbrechen der Besatzung und schließlich den Sieg über das nationalsozialistische Deutschland? In Weißrussland hat die Berliner Autorin Andrea Gotzes 20 Zeitzeugen befragt, unter ihnen den Russlanddeutschen Wladimir Meyersohn.

Berlin, 12. Juli – Reisende aus Deutschland, die Russland, die Ukraine oder Weißrussland besuchen, sind häufig überrascht darüber, wie präsent bei vielen Menschen auch der jüngeren Generation noch die Zeit des „Großen Vaterländischen Krieges“ ist. Und immer wieder zeigen sich Besucher erstaunt, wie selten ihnen Unmut oder gar Feindseligkeit entgegenschlägt. Die Berichte der 20 Zeitzeugen, die Andrea Gotzes im Frühjahr 2005 auf einer Reise durch Weißrussland kennengelernt hat, spannen einen weiten Bogen – vom Grauen des Holocaust über Verschleppung und Zwangsarbeit bis zur Verwüstung der Städte und zum Kampf von Partisanen und Roter Armee.

Am 11. Juli stellte die Autorin ihr Buch „Krieg und Vernichtung – Sowjetische Zeitzeugen erinnern sich“ bei einer Lesung in Berlin vor. Im Gespräch mit dem Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der Freien Universität, Wolfgang Benz, ging sie zunächst auf die Umstände des Zusammentreffens mit den Zeitzeugen ein. So war es manchen ein Bedürfnis, das Erlebte ausgerechnet einer Besucherin aus Deutschland zu erzählen, andere wiederum fühlten sich von den Erinnerungen übermannt, so dass ihnen das Sprechen zuweilen schwer fiel.

Autorenlesung mit Andrea Gotzes

Für Wladimir Meyersohn, einen der befragten Zeitzeugen, ist es vor allem das erlittene Leid, das zu einer „festgefahrenen Denkweise“ gegenüber Deutschland geführt habe. Der 1934 geborene Russlanddeutsche ist Pastor der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Peter und Paul in Bobrujsk. Als Zehnjähriger erlebte er die Schlacht um seine Heimatstadt, bei der Tausende – Soldaten und Einwohner – zu Tode kamen: „Als der Krieg aus war, fielen die Menschen sich weinend in die Arme. Fast alle hatten mindestens einen Angehörigen an der Front verloren – den Vater, den Mann, den Bruder, den Onkel.“

In Deutschland ist wenig darüber bekannt, wie die Menschen in der Ex-Sowjetunion mit ihren Erinnerungen an die Kriegszeit umgehen. Da bieten die Berichte der Zeitzeugen eine wichtige Hilfe. In ähnlicher Weise hatte die Autorin vor sechs Jahren Erinnerungen von Aussiedlern gesammelt, die in den neunziger Jahren nach Deutschland gekommen waren – Einblicke in russlanddeutsche Lebensläufe des 20. Jahrhunderts. Der Titel: „Das haben wir alles überlebt – Russlanddeutsche Erinnerungen 1930-1990“.


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Andrea Gotzes
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