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Eine Weltreise rund ums Osterei

Ausstellung zeigt die Vielfalt der Ostertraditionen
Eine Weltreise rund ums Osterei Die Sammlerin Maria Schumann vor ihren Ausstellungsstücken
Foto: Boris Kunin

Hannover (ORNIS) - „Mit der Ausstellung wollte ich meinem Vater beweisen, dass wir hier eine Zukunft haben, dass wir hier angenommen werden“, sagt Maria Schumann. Die 53-Jährige lebt seit neun Jahren in Hannover. Die österliche Zeit ist für sie der Höhepunkt des Jahres: Ihre einzigartige Sammlung „Bunte Ostereier aus aller Welt“ stellt die engagierte Deutschlehrerin aus dem sibirischen Krasnojarsk bereits zum fünften Mal aus.

Im Heimatmuseum Garbsen bei Hannover ist die Ausstellung noch bis zum 10. April zu sehen.  Anfangs sind die Besucher meist überrascht und erstaunt, dann fasziniert und begeistert, wenn sie auf 200 Quadratmetern Ausstellungsfläche eine kleine Weltreise durch die Ostertraditionen verschiedener Kulturen unternehmen. Weit über tausend Schmuck- und Ostereier in vielfältigen Verzierungstechniken, Farben, Mustern und Größen aus über 30 Ländern stellt Maria Schumann aus.

Ihre Sammlung wird durch zahlreiche Exponate zum Thema ergänzt – Trachtenpuppen und Volkskunstgegenstände etwa, die den Osterbrauch begleiten. „Interessant ist die kulturelle Vielfalt, die präsentiert wird“, sagt Anna Schuhmann. Deutschland und Russland,  Japan und China, Amerika und Portugal, Israel und Ukraine, England und Bulgarien sowie viele andere Länder sind mit einem Stück Ostertradition vertreten. Die wertvollsten Sammelstücke stehen in Vitrinen. „Aber mir macht es nichts aus, sie heraus zu holen und aus nächster Nähe zu zeigen. Es soll schließlich eine Ausstellung zum Anfassen sein“, sagt Maria Schumann.

Sie kann stundenlang Geschichten rund um ihre Ostereier erzählen. Jedes ist mit einem Menschen, mit Erinnerungen und Erlebnissen verbunden. Auch ihre eigene Lebensgeschichte in Deutschland hält sie in Ostereiern fest. Seit 1998 schenkt sich die passionierte Sammlerin zum Geburtstag kurz vor Ostern ein exklusives Jahresei der Porzellanfabrik Hutschenreuther. Sie nennt das ihre „Familiengeschichte in Ostereiern“.
 
Das größte Ei der Sammlung misst 70 Zentimeter und kommt aus Deutschland. Das kleinste – das Schneckenei – liegt in einer Schatulle und wird besonders von Kindern bestaunt: Nur unter der Lupe kann man die Aufschrift „Frohe Ostern“ und einen winzigen Engel erkennen. Die sorbischen Ostereier dokumentieren eine Jahrhunderte alte Tradition in der Lausitz. Das „Perlenei“ hat Maria von einem 14-jährigen Jungen erhalten, dessen handwerkliche Fähigkeiten von Besuchern immer wieder bestaunt werden. Kunstvoll gestaltete Cloisonne-Eier aus China, ein bezauberndes Glasei aus London, Swarowski-Eier und sogar ein Fabergé-Ei sind neben zahlreichen anderen echte Schmuckstücke der Kollektion.

Ein Magnet für Besucher ist das Ei mit dem ‚Vaterunser’. Ein Kapitel für sich sind die Holzeier aus Russland, bemalt im Chochloma- oder Palechstil. Auch ein Ei-Samowar gehört zu den schönsten Ausstellungsstücken: Er steht einladend in der Mitte auf einem Tisch und verbreitet ein besonderes Russland-Flair. Wer Lust hat, kann hier Tee mit Eier-Pralinen genießen.

Die Faszination für prachtvoll gewandete Eier entdeckte Maria Schumann noch in der alten Heimat. In Krasnojarsk unterrichtete die Russlanddeutsche über 20 Jahre die deutsche Sprache. Ihr erstes Osterei schenkten der Lehrerin ihre Schüler - ein Holzei, verziert mit traditioneller Palechmalerei, mit einem Engel, der ein Kreuz hält. Danach schenkte sie sich selbst bei jeder besten Gelegenheit kunstvoll bemalte Eier. Die 30 schönsten Exemplare brachte Maria 1998 mit nach Deutschland. Kein leichtes Unterfangen, denn dazu benötigte sie sogar eine Genehmigung des Kulturministeriums.

Ihr Vater, der im Jahr 2000 nach Deutschland kam, belächelte immer wieder das Hobby der Tochter. „Er lebte sich schwer ein, fühlte sich fremd und einsam“, erzählt Maria Schumann. Ihre erste Ausstellung hatte sie 2003 in einer  Kirchengemeinde bei Celle, wo sie damals lebte. Sie sollte eine Überraschung für den Vater sein und gleichzeitig ein Zeichen dafür, dass „wir hier eine Zukunft haben, dass wir hier angenommen und als Gleichberechtigte akzeptiert werden. Als der Vater dann die Ausstellung und die begeisterte Reaktion der Menschen erlebte, war er sehr stolz.“ (© ORNIS/Nina Paulsen,  26. März 2007)


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