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„Die Welt, in der ich lebe und wo es mir gefällt“

Alexander Bernhardt hat nicht nur Bjelokuricha vorangebracht

Wenn die Rede von Bjelokuricha ist, dann fällt bald auch der Name Alexander Bernhardt. Bernhardt, der viele Jahre an der Spitze der örtlichen Verwaltung stand, gehört mit zu jenen, die die Altai-Stadt zu einem landesweit bekannten Kurort gemacht haben. Für seine ‚Verdienste um die Altairegion’ erhielt er kürzlich die gleichnamige Auszeichnung aus den Händen von Gouverneut Alexander Karlin. Im Gespräch mit der ‚Moskowskaja Nemezkaja Gaseta’ berichtet Alexander Bernhardt über seine Herkunft und warum er Pläne, nach Deutschland auszusiedeln, nicht verwirklicht hat.


Bjelokuricha, im Februar 2008 - Alexander Bernhardt hat aber nicht nur Bjelokuricha zu dem gemacht, was es heute ist - in Nowotyryschkino, 20 Autominuten entfernt, wurde 2006 eine Museumsanlage eröffnet, in der man sowohl die russische Kultur und russische Traditionen als auch die Traditionen und Bräuche der von der Wolga vertriebenen Deutschen kennen lernen kann. Zu der Anlage gehören eine Kirche, ein sibirisches Bauernmuseum und ein Museum, das den Deutschen gewidmet ist, die während des Großen Vaterländischen Krieges von Repressalien betroffen waren.

Moskowskaja Nemezkaja Gaseta: Was verbindet Sie mit Nowotyryschkino?
Alexander Bernhardt: [...] Irgendwann fühlt sich wohl jeder Mensch zu dem Ort hingezogen, wo er geboren wurde, womit er schöne Erinnerungen verbindet, und er möchte den Menschen dort irgendwie helfen. Ich habe zuerst die orthodoxe Kirche wiederaufgebaut. Dafür gab es mehrere Gründe. Meine Frau ist Russin, und ich habe zwei Söhne. Der eine ließ in seinen Pass „Deutscher“ eintragen, der andere „Russe“.

Ich hatte wunderbare Schwiegereltern, und viele meiner Verwandten und Bekannten sind Russen. Aus Achtung vor ihnen und in dankbarer Erinnerung habe ich zunächst die Kirche aufgebaut. Dann wollte ich, dass es auch einen Platz für die Deutschen gibt, wo sie ihre Bräuche pflegen können. Das Museum ist so gebaut, dass dort auch Trauerfeierlichkeiten stattfinden können.

Angefangen hatte alles damit, dass es mit dem Dorf bergab ging, Grundstücke wurden verkauft, die Landwirtschaft lag am Boden. Ich habe viele Freunde, darunter Geschäftsleute in Moskau und im Altai, und mit ihnen zusammen haben wir die Landwirtschaft wieder in Gang gebracht. Wir bauen Produktionsanlagen und sichern den Menschen dort Arbeitsplätze. Wir bauen den Tourismussektor weiter aus, in dem inzwischen 80 Menschen arbeiten, und wir errichten eine Viehzuchtanlage, zu der eine Fleischverarbeitung gehört, in der wir moderne Technik aus Deutschland einsetzen.

Warum sind Sie eigentlich nicht nach Deutschland ausgereist zu der Zeit, als Viele hauptsächlich wegen der Kinder weggingen?
Wer sagt denn, dass es meinen Kindern in Deutschland besser ginge als hier? Mein ältester Sohn ist Absolvent der juristischen Fakultät an der Altaier Universität. Der zweite Sohn hat an der Nowosibirsker Akademie studiert, nachdem er zuvor Bankkaufmann gelernt hatte. Beide haben also einen ordentlichen Beruf, und sie werden gebraucht.

Wollten Sie selbst nie ausreisen?
Eine Zeitlang schon. Mich hatte seinerzeit das sehr flegelhafte Verhalten Präsident Jelzins gegenüber den Russlanddeutschen geärgert. Ich bin Deutscher und gut vertraut mit der Problematik, und kann das daher auch so offen aussprechen. Ich bin oft in Deutschland gewesen und bin mir ziemlich sicher, dass ich mit dem, was ich hier mache, dort nicht gebraucht werde.

Hier befasse ich mich mit allen Fragen, die den Kurort betreffen, und bin in anderen Geschäften aber auch gesellschaftlich engagiert. Ich bin in der Landwirtschaft groß geworden. Bis tief in die Nacht bin ich mit jungen Menschen zusammen. Auch in Russland gibt es Menschen, Russen oder Nichtrussen, die hart arbeiten können. Zur Zeit wird gesät. Wenn ich in der Nacht aufs Feld gehe, sind sie da. Das ist wunderbar! Sie lernen heute, richtig mit Krediten umzugehen, sie pünktlich zurückzuzahlen. Das ist die Welt, in der ich lebe und arbeite und wo es mir gefällt.

Quelle: Ольга Силантьева: «Все знают, кто такой Бернгардт»;
Ol’ga Silant’eva: „Vse znajut, kto takoj Berngardt“;
Moskovskaja Nemeckaja Gazeta, Nr. 225, S. 8;
Übersetzung: Norbert Krallemann


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