ORNIS-PRESS
ORNIS-PRESS
ORNIS-RSSORNIS-RSS|ORNIS InfoBriefORNIS InfoBrief|  

Sie sind hier: Startseite ›› Themen und Berichte ›› Politik

Schrift: kleiner | normal | größer

Blitzkarriere aus den hinteren Reihen

In Hamburg ist Nikolaus Haufler allerdings kein unbeschriebenes Blatt
Blitzkarriere aus den hinteren Reihen Foto: Peter Schneider

Als Nachwuchspolitiker will Nikolaus Haufler in der Hamburgischen Bürgerschaft auch den Russlanddeutschen eine Stimme geben. Außerhalb seiner eigenen Partei ist der 26-Jährige bislang kaum in Erscheinung getreten. Und über seine Drähte ins rechtsradikale Milieu rümpfen selbst Parteifreunde die Nase.

Berlin, im März 2011 – Gerade erst hat es Nikolaus Haufler unerwartet aus den hinteren Reihen seiner Partei in die Hamburgische Bürgerschaft katapultiert, da gibt der Jungpolitiker bereits den huldvollen Bojaren: „Meine wichtigsten Prinzipien sind die Nähe zum Bürger“ posaunt er und fügt hinzu, „die Klarheit im Wort“ gehöre ebenfalls dazu. Dabei hatten die Hamburger Christdemokraten den 26-Jährigen bei den jüngsten Wahlen zum Landesparlament gerade mal auf Platz 50 der Kandidatenliste gesetzt, aussichtslos und offenbar entbehrlich.

Doch es kam anders. Der Ex-Chef der Jungen Union Hamburg-Mitte zog mit Bravour an seinen politischen Kontrahenten vorbei und verzeichnete sogar eines der besten Ergebnisse seiner Partei. Möglich gemacht hat es das neue Wahlrecht in Hamburg, das die Berliner Zeitung respektlos mit dem „Ankreuzen von Lottoscheinen“ verglich. Die Wähler hatten jeweils zehn Stimmen zu vergeben - fünf Wahlkreisstimmen und fünf Landesstimmen -, die auch mehrfach ein und demselben Kandidaten zugeteilt werden konnten.

Die Wahlrechtsreform, für die die Initiative „Mehr Demokratie“ lange gekämpft hatte, kam Haufler und mit ihm 22 weiteren Kandidaten gerade recht. Die Wähler haben anders entschieden, als die Parteigremien zuvor geplant hatten. Und für Haufler haben vor allem russlanddeutsche Aussiedler in den Bergedorfer Ortsteilen Allermöhe und Lohbrügge gestimmt.

Dass der Sohn russlanddeutscher Eltern so erfolgreich Aussiedler hinter sich scharen konnte, las sich später zuweilen, als habe sich Haufler den Wahlerfolg mit unlauteren Mitteln erschlichen. So stellte das Lokalblatt „Harburg Aktuell“ verschnupft fest, der unbekannte CDU-Kandidat habe „es gezielt auf Russlanddeutsche als Wähler abgesehen“ und sei „mit Plakaten in kyrillischer Schrift in den Wohngegenden auf Stimmenfang“ gegangen. Als sei es ungehörig, auf demokratische Weise Mehrheiten zu organisieren. Und als sei es taktlos, sich bei seiner Zielgruppe verständlich zu machen und dadurch im politischen Wettbewerb Vorteile zu haben.

Haufler, 1984 in der Uralstadt Tscheljabinsk geboren, lebt seit 1995 in Hamburg. Noch als Schüler trat er der Jungen Union (JU) bei, wurde bald  Bezirksvorsitzender in Hamburg-Hamm und später für mehrere Jahre JU-Kreisvorsitzender in Hamburg-Mitte. Seit zehn Jahren ist der Wirtschaftsinformatiker Mitglied der CDU und beschreibt seine gefühlte Parteiwirklichkeit ebenso schlicht wie wundersam: „Eine gute Bildung für junge Leute, eine gute Rente für die Älteren und gute Arbeit für alle anderen gibt es nur mit der CDU.“

Sitzungssaal der Hamburgischen Bürgerschaft

Und nun Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft. Auch der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Bergner, wird vermutlich Gefallen daran finden, dass ein Aussiedler, noch dazu ein junger Parteifreund, Sitz und Stimme in einer Landesvertretung errungen hat. Bergner hatte erst kürzlich bedauert, dass Russlanddeutsche hierzulande so selten in politischen Gremien vertreten seien und empfand es als „Unding, dass keiner davon im Bundestag sitzt“.

Eine kleine Erfolgsgeschichte also, die man gern beiläufig erwähnen würde, wenn wieder einmal ein Beispiel für gelungene Integration, Engagement und politische Teilhabe bemüht werden soll. Geht man allerdings den Vorbehalten nach, die selbst in der Hamburger CDU gegenüber Haufler geäußert werden, stößt man auf prekäre Allianzen und Aktionen des jungen Politikers, die manchem seiner russlanddeutschen Wähler ihr Kreuz auf dem Stimmzettel als fahrlässig erscheinen lassen könnten.

Foto: Peter Schneider

Als die BILD-Zeitung vor zwei Jahren titelte: „Hamburgs Junge Union und der braune Mob“ und dem „CDU-Nachwuchs ein Nazi-Problem“ bescheinigte, stand im Zentrum des Skandals Nikolaus Haufler, damals JU-Chef. Im Juni 2008 war der CDU-Nachwuchs zu einem Seminarabend zusammengekommen, an dem ein gewisser Felix Menzel referierte. Menzel, Mitinitiator der rechtslastigen „Konservativ-Subversiven Aktion“ (KSA) und Mitglied der „Pennalen Burschenschaft Theodor Körner“ sprach zum Thema des Abends: „Mit gleichen Waffen zurückschlagen“.

Was das zu bedeuten hatte, wurde drei Monate später deutlich. Mitglieder der Jungen Union überfielen eine Veranstaltung der Hamburger Bildungs-Initiative „Eine Schule für alle“. An der Spitze der Sturmabteilung: Nikolaus Haufler. Menzel schrieb später auf den Seiten des rechtsradikalen Online-Portals „Blaue Narzisse“: „JU Hamburg lässt sich von KSA inspirieren.“

Die rechtsradikalen Umtriebe von Nikolaus Haufler hatten damals selbst die JU-Spitze alarmiert, jedoch ohne personelle Konsequenzen. Die braunen Flecken auf der Jacke des neuen Abgeordneten in der Hamburgischen Bürgerschaft schaffen indes Klarheit, was Haufler wohl meint, wenn er als eines seiner politischen Ziele angibt, „einen gesunden Patriotismus in Deutschland stärken“ zu wollen. (Ulrich Stewen)
 
Ihre Meinung

Martin, 12.04.2011 15:46:14:

Also die "polit. Mittel" die sie aufzählten sind abstossend.Es stimmt, dass es negativ voreingenommene Artikel über Russlanddeutsche in den deutschen Medien gibt.Und sicher manchmal auch von Ideologen verfasst.Dennoch gilt klipp und klar:Rechtsradikalismus ist und bleibt menschenverachtend.Daher ist jeglicher Kontakt in dieses Milieu, sei er auch "beiläufig", nicht aufgeklärt sondern idiotisch!

Thomas, 11.04.2011 05:02:55:

Na das war ja 'mal wieder, pardon, ein echter Schmierenartikel. Wenn jemand nicht paßt, wird er gleich in die "Nazi-Ecke" gedrängt: mit groben Verzerrungen, tendenziöser Wortwahl und schlichtweg falschen Behauptungen, was die politischen Hintergründe betrifft. Die angeblich "rechtsradikale" Aktion hat sich lediglich der politischen Mittel der alten linken Sponti-Szene und ähnlicher Gruppen bedient, also Flugblätter auf die Versammlung ihrer politischen Gegener niederregnen lassen und ähnliches. Auch und gerade so läßt sich (zumindest vereinzelt) eine echte Diskussion beginnen und politisches Sektierertum aufweichen. Im Einzelfall mag man sich über manche Aussagen inhaltlich ärgern - "rechtsradikal", "fremdenfeindlich" oder "rassistisch" war aber rein gar nichts davon. Tatsächlich rassistische Aussagen, und zwar gegen die Rußlanddeutschen, findet man überall in den Medien, und sie stammen wahrscheinlich am häufigsten von Seiten der SPD, wo sich Siegmar Gabriel einschlägig negativ als Demagoge hervorgetan hat. Ich denke, wir alle sollten grundsätzlich froh sein, daß es einen Nikolaus Haufler gibt, und diesem jungen Mann wünschen, daß er die berechtigten Anliegen der Rußlanddeutschen im Interesse aller Bürger unseres Landes erfolgreich vertritt !!!

Des Lesens mächtige, 07.04.2011 09:44:46:

Der Ton stimmt, denn es handelt sich hier ja um eine Reaktion auf grundlose Angriffe! Auch wenn Sie einen Menschen persönlich kennen würden, haben Sie in einem Rechtstaat ohne entsprechende Gerichtsurteile noch lange kein Recht, ihm etwas zu unterstellen, was ihm schaden würde, wobei Sie die Vorwürfe nicht einmal einigermaßen objektiv definieren können...

Mandy, 06.04.2011 21:29:18:

Also zu schämen muss sich hier niemand. Ich bitte Sie, den Ton zu wahren. Ausserdem wurde von mir klar formuliert, dass ich mir zu Hr. Haufler kein Urteil bilden kann, weil ich ihn und seine Aussagen nicht kenne. Sollte er aber wahrlich Drähte zur "rechten Szene" und Rechtsradikalen haben, dann ist das idiotisch und gefährlich. Wenn dem so sei, sollte er sich darüber mal gründlich Gedanken machen.

Des Lesens mächtige, 06.04.2011 10:58:59:

Könnt Ihr denn nicht lesen? Herr Haufler hat unten eine klare Aussage gemacht. In einem Rechtstaat reichen Verdächtigungen und Vermutungen nicht aus, Verbreitung von unwahren Gerüchten ist sogar strafbar! Ohne gegenteiliges Urteil eines ordentlichen Gerichts muss die Aussage des Betroffenen akzeptiert werden! Schämt Euch!

Mandy, 04.04.2011 22:37:39:

Zu N. Haufler kann ich nichts sagen,da ich ihn nicht kenne.Wenn er aber Kontakte zum rechtsradikl. Milieu haben sollte,ist das traurig & idiotisch!Rechtsradikale sind einseitig,dumm,menschenverachtend!Allerdings weigere ich mich auch gegen generelle Schmierkampagnen gegen Russlanddeutsche.Es gibt auch andere Russlanddeutsche, die z.B. in der CDU sind und gute Arbit leisten.Schreibt auch ueber sie!

Andreas Keller, 30.03.2011 10:23:25:

Es ist natürlich klar, dass auch im politischen Kampf nicht alle Mittel recht sind. Dass Nikolaus Haufler sich vom rechtsradikalen Milieu inspirieren lasse, finde ich als beschähmend und unwürdig. Da sieht man, dass die CDU nicht geschafft hat, aktive Russlanddeutsche für sich zu gewinnen. Das betrifft auch andere Parteien, wobei die meisten RDs bekanntlich politisch abstinent sind.

Vera Koroleva, 29.03.2011 22:42:56:

Viele unsere rd. Landsleute wenn sie russisch sprechen sind von NPD und andere Rechtsextreme angegriffen. Ich verstehe nicht warum ein rd. Politiker mit diesen Leuten zusammen arbeitet. Es fehlt ihm in Wahrheit die Solidartät mit eigenen Menschen.

Nikolaus Haufler, 29.03.2011 21:17:48:

Sehr geehrter Herr Stewen, vielen Dank für Ihr Interesse an meiner Person. Leider sind die Darstellungen in Ihrem Kommentar bzw. Artikel - der ohne Anfrage oder Gespräch mit mir entstanden ist - etwa ergänzungsbedürftig. Sowohl die für Sie hoffentlich der Verharmlosung unverdächtige Antifa als auch die zuständigen Behörden lehnen es ab, Herrn Menzel als rechtsradikal o.ä. zu bezeichnen.

Beobachter, 29.03.2011 19:54:50:

Völlig tendentiöser Artikel: Missgunst und bösartige Unterstellungen, die an Rufmord grenzen!

Klemens Veit, 24.03.2011 22:48:18:

Dass der gewählte Politiker nun "seine gefühlte Parteiwirklichkeit ebenso schlicht wie wundersam herausposaunt", wie schon lange alle deutschen Politiker, ist natürlich eine Ungeheuerlichkeit. Ungeheuerlich ist es aber auch, einen Russlanddeutschen in die deutsche Nazi-Ecke zu drücken ("Sturmabteilung"), von der er mehr als 3000 Km und mehr als 250 Jahre entfernt war und ist.


Nach oben
Artikel bookmarken:
Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen My Yahoo