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8. bis 14. Juni
„Um unser Land verdient gemacht“

Rheinberg – Draußen am Würstchenstand gab es heiße Krakauer, drinnen warme Worte, schreibt die »Neue Rhein-Zeitung« am 14. Juni zum 30. Bundestreffen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, zu dem sich rund 5.000 Aussiedler im nordrhein-westfälische Rheinberg eingefunden hatten. „Gekommen war im Wahljahr jede Menge Politprominenz“, heißt es weiter, darunter Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Landesintegrationsminister Armin Laschet. Schäuble habe den vorbildlichen Integrationswillen der rund zweieinhalb Millionen in der Bundesrepublik lebenden Russlanddeutschen gelobt und gesagt: „Sie haben sich um unser Land verdient gemacht und Sie tun das bis heute.“ Bei der Anerkennung schulischer und beruflicher Qualifikationen wolle er sich für Besserung einsetzen.

Zuvor hatte Laschet die Sprachtests für Aussiedler kritisiert. Deren Niveau sei so hoch, dass man dafür „einen Literaturnobelpreis braucht“. Auf einen Zwischenruf hin habe er sich allerdings korrigiert und den Nobelpreis in den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels umgewandelt, schreibt die Zeitung. Die »Rheinische Post« fügt am 15. Juni hinzu, der Bundesinnenminister habe betont, dass die Aussiedler Deutsche unter Deutschen seien „und nicht Teil einer russischsprachigen Diaspora“.


“Sie kommen sich hier fremder vor als Türken”

Landkreis Lindau – Auf ihrer Versammlung in Lindau sprachen sich die bayerischen Ausländerbeiräte für eine Stärkung der kommunalen Migrantenvertreter Bayerns aus, berichtet die »Schwäbische Zeitung« am 8. Juni. Im Blick auf die künftige Zusammensetzung der Beiräte hätten die Delegierten über die Öffnung für alle Migrantengruppen diskutiert, seien sie Ausländer oder deutsche Staatsbürger. In Debattenbeiträgen sei eingewendet worden, dass die Einbindung der Aussiedler oft nicht gerate, obwohl sie zuweilen größere Probleme hätten als Ausländer, „etwa wegen Arbeitslosigkeit und Straffälligkeit“, heißt es in dem Blatt. Ein Teilnehmer habe bedauert, „junge Deutschrussen kommen sich hier fremder vor als Türken“. Den Russlanddeutschen müsse das Gefühl vermittelt werden, „dass sie dazugehören und ernst genommen werden“. Tobias Walch vom Landauer Landratsamt habe darauf hingewiesen, dass der Ausländerbeirat durchaus in Migrations- oder Integrationsbeirat umbenannt werden könne.


Seltene Begegnungen mit Migranten

Schwerin – „Hier wird wichtige Arbeit geleistet“, sagte die Sozialministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, über den Landesbeirat für die Integration von Migranten. Im kommenden Jahr werde es verstärkt darum gehen, mit Hilfe der Integrations-Dienste und Einrichtungen des Bundeslandes „wirklich alle Potentiale zu erschließen“, zitiert sie der »MV-Ticker« am 10. Juni. In Mecklenburg-Vorpommern leben knapp 31.000 Menschen ausländischer Herkunft – 1,8 Prozent der Bevölkerung. Hinzu kämen schätzungsweise knapp 20.000 Spätaussiedler. Wegen der geringen Zuwandererzahl komme es kaum zu Begegnungen unterschiedlicher Kulturen. Schwesig: „So können Vorurteile heranwachsen, die gelegentlich sogar in fremdenfeindliche Äußerungen münden.“


Begegnung mit einem „alten Mütterchen“

Saalfeld – Die Reise nach Kaliningrad war anstrengend, die Erlebnisse so bewegend, dass sie noch längst nicht verarbeitet sind, berichtet die »Ostthüringer Zeitung« am 9. Juni. Mitglieder des Bundes der Vertriebenen aus Saalfeld haben eine Reise in das ehemalige Ostpreußen unternommen und sich anschließend bei einem Treffen zu Hause an ihre Begegnungen erinnert. Zu den vielen Menschen, die sie trafen, habe auch ein „altes Mütterchen“ gehört, dass eine Kirche betreue. Da sie deutsch sprach, hätten die Gäste aus Saalfeld erfahren, dass sie Russlanddeutsche sei, die ihre Geburtsstadt damals nicht verlassen musste, weil sie einen russischen Mann geheiratet habe. Ihr größter Fehler sei gewesen, in Russland zu bleiben, erinnerte sich Johanna Manthei an das Gespräch mit ihr. Ihre Kinder seien längst nach Deutschland ausgesiedelt.


Um Akzeptanz werben

Eberswalde – Rund 3.000 Spätaussiedler aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion hat der Landkreis Barnim seit 1991 aufgenommen. Seitdem haben viele sich hier eingelebt, ein berufliches Auskommen gefunden und die deutsche Sprache gelernt, schreibt die »Märkische Oderzeitung« am 10. Juni. Dennoch werde ihnen nach wie vor mit Vorurteilen begegnet. Die gerade eröffnete Ausstellung ‚Volk auf dem Weg‘ im Eberswalder Paul-Wunderlich-Haus informiere über das Schicksal der Russlanddeutschen seit dem 18. Jahrhundert und biete die Gelegenheit einer Annäherung an ihre Kultur. Die Wanderausstellung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland wirbt um Akzeptanz für die Bevölkerungsgruppe, heißt es weiter, und deshalb werde sie von den beiden Projektleitern Jakob Fischer und Josef Schleicher allein in diesem Jahr in rund 200 Schulen gezeigt. Ihnen gehe es vor allem darum, Vorurteile über Aussiedler zu entkräften und zu zeigen, dass eine reiche Kultur aus den verwickelten Lebensumständen der Russlanddeutschen entstanden sei.


„Beschämende Wahlbeteiligung“

Geretsried – Nur 38,7 Prozent der Geretsrieder haben bei der Europawahl ihre Stimme abgegeben. Die Stadt ist damit Schlusslicht in der Wahlbeteiligung des Landkreises, schreibt der »Geretsrieder Merkur« am 9. Juni. Schon bei der Landrats-Stichwahl im März 2008 hätten sich nur 25 Prozent der Stimmberechtigten ins Wahllokal bemüht, eine Beteiligung, die der Vize-Bürgermeister von Geretsried, Gerhard Meinl (CSU), „beschämend“ nannte. Gerade hier gebe es viele Migranten und Spätaussiedler, bei denen man ein Interesse an Europa vermuten müsse. „Ich kann das nur so interpretieren, dass die Menschen politikfern und apolitisch sind.“


Auch Einheimische kommen zum Integrationsverein

Merseburg – Seit fünf Jahren gibt es den ‚Initiativverein für Integration & Zusammenleben Merseburg‘ (Iviz), und mittlerweile zählt er 30 Familien, also rund 100 Personen, als Mitglieder, heißt es in der »Mitteldeutschen Zeitung« am 8. Juni. Der Verein habe zum Beispiel das Projekt ‚Digitale Medien‘ ins Leben gerufen, das unter anderem von der ‚Aktion Mensch‘ gefördert werde. Tatjana Lorenz, die 45 Jahre alte Leiterin des ‚Kinder- und Jugendklubs interkulturell‘ sei besonders stolz darauf, dass nicht nur die Kinder der russlanddeutschen Aussiedler dort ihre Freizeit verbringen: „Die Einheimischen fühlen sich bei uns sehr wohl.“
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