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7. bis 13. Mai

„Spätaussiedler sind besser als ihr Ruf“

Wiesbaden – Vor 19 Jahren kam die Russlanddeutsche Vera Mair nach Hessen. Hier fühlt sie sich „wie zu Hause“, berichtet der «Hessische Rundfunk» in seinem Online-Auftritt am 8. Mai. Für den Aussiedlerbeauftragten der hessischen Landesregierung, Rudolf Friedrich, ist die gute Integration der Russlanddeutschen der Normalfall. „Die Spätaussiedler sind besser als ihr Ruf“, sagte der Politiker in Wiesbaden und sah sich vom Vorsitzenden der Landsmannschaft der Russlanddeutschen, Adolf Fetsch, bestätigt. Abgesehen von Problemen mit männlichen Jugendlichen begingen die Spätaussiedler  seltener Straftaten als andere Deutsche, so Fetsch mit Blick auf eine Studie des Landeskriminalamtes Hamburg. Fetsch bedauerte, dass den oft gut ausgebildeten Russlanddeutschen der Weg in den Beruf schwer gemacht werde, obwohl es in Deutschland an Fachkräften fehle. Er beklagte auch, dass der Zuzug weiterer Deutschstämmiger aus der ehemaligen Sowjetunion wegen „Verhärtungen bei den Sprachanforderungen“ fast zum Erliegen gekommen sei.


Bundestreffen der Russlanddeutschen

Wiesbaden – Zu ihrem 29. Bundestreffen am 26. Mai in Wiesbaden erwartet die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland rund 10.000 Teilnehmer. Ihr Bundesvorsitzender Adolf Fetsch verspricht sich von dem Treffen auch einen Beleg für die insgesamt gelungene Integration der Russlanddeutschen, berichtet der «Gießener Anzeiger» am 9. Mai. Besonders geärgert hätten sich die Russlanddeutschen über eine Studie der Bundesanstalt für Arbeit, nach der die Integration von Spätaussiedlern im Vergleich zu Ausländern weniger gut gelingt mit der Folge, dass die Spätaussiedler stärker von Arbeitslosigkeit betroffen seien. Die Ergebnisse der Untersuchung basieren, so Fetsch, auf methodischen Fehlern und fehlerhaftem Zahlenmaterial. Unter anderem sei übersehen worden, dass die meisten Aussiedler in ihrem ersten Jahr in Deutschland wegen zahlreicher Integrationsmaßnahmen – unter anderem Sprachkurse – gar keine Arbeit aufnehmen könnten.


Wann ist Integration geglückt?

Cloppenburg – Seit Ende der 1980er Jahre war der niedersächsische Landkreis Cloppenburg eines der Hauptzuzugsgebiete für Russlanddeutsche aus der früheren Sowjetunion; heute leben hier etwa 20.000 Spätaussiedler, berichtet der «Generalanzeiger» am 10. Mai im ersten Teil einer Serie, die sich in mehreren Folgen mit dem Alltag dieser Bevölkerungsgruppe und ihrer Integration befasst. Petra Sieve und Olga Lindt von einer Beratungsstelle für Aussiedler und Ausländer äußern im Gespräch mit der Zeitung, dass es zwar kein Patentrezept für eine gelingende Integration geben kann, dass aber die massive Zuwanderung in Cloppenburg dem einzelnen Russlanddeutschen womöglich die Notwendigkeit genommen habe, sich am neuen Wohnort zu orientieren. Unter den Einheimischen würden besonders die Negativschlagzeilen über die Aussiedler wahrgenommen. Positive Seiten gingen leider schnell unter. Überhaupt, so Petra Sieve, stelle sich die Frage, „wer bestimmt denn, wann die Integration bei dem Einzelnen geglückt ist?“ Sie erwähnte zudem, dass die Zahl der Rückkehrer ins Herkunftsland steige.


Spätaussiedler im CDU-Grundsatzprogramm

Berlin – Der Entwurf für ein neues CDU-Grundsatzprogramm enthält auch Aussagen über die Haltung der Partei gegenüber Spätaussiedlern und der deutschen Minderheit in den Herkunftsgebieten der Aussiedler. Wie Jochen-Konrad Fromme, Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, am 8. Mai im «Presseportal» von News aktuell mitteilt, werden im Programmentwurf die kulturellen Errungenschaften der Spätaussiedler als „Bestandteil unserer gesamtdeutschen Kultur“ gewürdigt. Ferner werde ein Bekenntnis abgelegt zur Aufnahme deutscher Spätaussiedler aus historischer Verantwortung. Andererseits sollen die Lebensgrundlagen der in ihren Herkunftsgebieten als deutsche Minderheit lebenden Menschen verbessert werden. Im Hinblick auf ihre Europapolitik bekenne sich die CDU im Programmentwurf zu einem internationalen und europäischen Volksgruppen- und Minderheitenrecht, das heißt, zum Recht auf Heimat, verbunden mit dem Recht, die eigene Sprache und Kultur zu pflegen.


Mit anderem Blickwinkel

Berlin – Nach zaghaften Gründungen Anfang der 1990er Jahre gab es zeitweise mehr als 50 russischsprachige Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland. Die meisten konnten sich auf dem Markt nicht halten, berichtet das «P.T.-Magazin für Wirtschaft, Politik und Kultur» am 8. Mai. Von denen, die überlebt haben, sind „Kontakt“, „Europa-Express“, „Berlinskaja Gazeta“, „Russkaja Germanija“ und „Ost-West-Panorma“ die erfolgreichsten. „Wir wollen die Leser in ihrer eigenen Sprache informieren, mit einem anderen Blickwinkel als deutsche Medien“, sagte „Europa-Express“-Chefredakteur Michail Goldberg, der sich mit seinem Blatt der Werner Media Group vor allem an russlanddeutsche Spätaussiedler richtet. „Berlinskaja Gazeta“ zielt vor allem auf die jüdischen Kontingentflüchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion. „Die Leute hängen in der Luft“, meint Redakteur Lutz Lorenz, „wir versuchen ihnen ihre Identität wiederzugeben.“ „Ost-West-Panorama“ sieht mit seinen zweisprachigen Ausgaben eine „Brückenfunktion zwischen der alten und der neuen Heimat“, erläuterte der 57-jährige Redakteur Theodor Schulz, der vor 21 Jahren aus Kasachstan nach Deutschland kam.


Berührungsängste

Nördlingen – Die Neugestaltung des Nördlinger Jugendzentrums war schon lange geplant. Eigentlich sollte es eine Gemeinschaftsaktion einheimischer und russlanddeutscher Jugendlicher werden, berichtete Birgit Kögl, die Integrationsbeauftragte in Nördlingen beim „Runden Tisch Migration“. Stattdessen haben eine Woche lang die einheimischen und danach eine Woche lang die russlanddeutschen jungen Leute bei den Außenarbeiten geholfen. „Hier sind die Berührungsängste wirklich extrem“, meinte Kögl bei dem Treffen, zu dem das Diakonische Werk Donau-Ries alle Vertreter von Einrichtungen in Nördlingen eingeladen hatte, die mit dem Thema Migration und Integration zu tun haben. Den Bericht von Birgit Kögl habe Pfarrer  Gerhard Wolfermann aus seiner eigenen Arbeit bestätigt, schreibt die «Augsburger Allgemeine» am 8. Mai. Erst am Ende, nach einer gemeinsamen Freizeit, sei es zu Kontakten zwischen einheimischen und russlanddeutschen Jugendlichen gekommen. „Hier braucht man einen langen Atem.“ Kunigunde Buchbauer wiederum, Konrektorin der Nördlinger Hauptschule, stellte ein Programm mit Paten vor, die Schülern ohne „Vitamin B“ dabei helfen, eine Lehrstelle zu bekommen. Von den 20 Schülern, die die Paten bereits unter ihre Fittiche genommen hätten, seien 80 Prozent Aussiedler-Jugendliche. Problematisch sei, dass sie nur ungern Hilfe annähmen.


Eigene Werkstatt

Parchim – Ende Juni geht es los. Dann können 20 bis 30 junge Spätaussiedler in einer eigens für sie eingerichteten Werkstatt an Fahr- und Motorrädern „schrauben, was das Zeug hält“ und gleichzeitig eine Idee einer beruflichen Orientierung bekommen, schreibt die «Parchimer Zeitung» am 11. Mai. Die „Werkstatt West“ geht auf eine Initiative des Jugendfördervereins Parchim/Lübz zurück, die jetzt von der Robert-Bosch-Stiftung unterstützt wird. Die Parchimer hatten sich mit 120 anderen Initiativen an einem Wettbewerb der Stiftung beteiligt. Die zehn Sieger-Projekte werden in den nächsten zwei Jahren mit insgesamt 800.000 Euro im Rahmen des Bosch-Programms LISA (Lokale Initiativen zur Integration junger Spätaussiedler in Ausbildung und Beruf) gefördert. Mit der „Werkstatt West“ will sich der Jugendförderverein vor allem an junge Aussiedler richten, „die in der Schule keinen Erfolg haben und zudem durch mangelnde Sprachkenntnisse benachteiligt sind“, wie Projektmanagerin Kerstin Schünemann der Zeitung sagte. Räume, Geräte und anleitendes Fachpersonal stellt ein örtliches Autohaus. Kommt das Projekt ins Rollen, sollen die Jugendlichen die Werkstatt eigenständig betriebswirtschaftlich führen.


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