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4. bis 10. September

Ärzte im Dauereinsatz

Göttingen – Todesfälle waren in Norddeutschland noch nicht zu beklagen. Dafür sorgen die Ärzte des Göttinger Giftinformationszentrums, das derzeit rund um die Uhr im Einsatz ist. Die Pilzsaison hat begonnen, und „bei uns klingelt pausenlos das Telefon“, berichtet der Mediziner Andreas Schaper der «Welt» am 5. September. Pilzvergiftungen seien im Zentrum, das für Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen zuständig ist, im Augenblick „das Hauptgeschäft“. Mit viel Glück hätten zwei Spätaussiedler aus dem Raum Bremen den Verzehr eines Grünen Knollenblätterpilzes überlebt, der den Tod durch Leberversagen verursachen kann. Die beiden Russlanddeutschen verwechselten ihn mit einem einen Speisepilz aus ihrer früheren Heimat.


„Die Frauen sind aktiver“

Preetz – Vor 16 Jahren kam Elena Jobs aus Moskau nach Kiel. Eigentlich habe sie dort nur studieren wollen, doch nach dem Abschluss „bin ich doch hier hängen geblieben“, erzählt die 36-Jährige den «Kieler Nachrichten» vom 8. September. Vor sechs Jahren machte sie sich mit einem Übersetzungsbüro selbständig, doch die häufigen Kontakte mit traumatisierten Flüchtlingen hauptsächlich aus dem Kaukasus überzeugten sie, in Kiel auch eine Beratungsstelle für Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion zu gründen. Vor einem Jahr baute sie in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde dann auch eine Integrationsberatung in der Ortschaft  Preetz auf, die einen relativ hohen Anteil an Aussiedlern hat. Hier hat Elena Jobs, die einmal monatlich Ratsuchenden hilft, die Erfahrung gemacht, dass die Russlanddeutschen bei Problemen lieber mit einer Person gleicher Herkunft als mit Behördenvertretern offen über ihre Schwierigkeiten reden. Auffallend sei, dass überwiegend Frauen ihre Beratung in Anspruch nähmen. „Bei den Aussiedlerfamilien kümmern die Frauen sich um die Behördengänge und den Papierkram. Sie sind aktiver.“ Männer versuchten dagegen, mit ihren Problemen alleine fertig zu werden.


Entfremdung zur russischen Herkunft verhindern

Dresden – Im Mathematik-Zirkel „Pythagoras“ von Franz Hermann wird nur russisch gesprochen. Die deutschen Sprachkenntnisse reichen nicht aus, sagt der 52-jährige Mathematiker, der seit 13 Jahren als Aussiedler im sächsischen Coswig lebt; den Schülern ist es offenbar egal. Sie kommen ins Deutsch-Russische Kulturinstitut nach Dresden, um ihrem Hobby nachzugehen. Der 1993 gegründete Verein, der kaum staatliche Förderung erfährt, hat sich der Integration von Spätaussiedlern und anderen Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion verschrieben, berichtet das «Neue Deutschland» am 4. September. Nach Schätzungen des Vereinsvorsitzenden Wolfgang Schälike beherbergt Dresden mit 12.000 Zuwanderern aus Russland und anderen GUS-Staaten die größte russischsprachige Gemeinde in Sachsen. Die meisten von ihnen sind Spätaussiedler, gefolgt von jüdischen „Kontingentflüchtlingen“. Mit seinem Integrationskonzept geht das Deutsch-Russische Kulturinstitut bewusst andere Wege als die offizielle Integrationspolitik, sagt Schälicke. Die Formel: erst Sprachkenntnisse, dann Arbeitsplätze hält er für eine Illusion. Aus eigener Erfahrung – seine Frau ist Russin – weiß er, dass vor allem am Arbeitsplatz die deutsche Sprache erlernt werden kann. In der Kindergruppe des Vereins, „Kolibri“, werden die Kleinen bewusst mit russischer Sprache und Kultur vertraut gemacht, um die Entfremdung von der eigenen Familie und zur russischen Herkunft zu verhindern. Mit zwei Sprachen steigerten die Kinder nicht nur ihre beruflichen Chancen, sondern tragen auch zur kulturellen Annäherung zwischen Deutschland und Russland bei. Parteiübergreifend mangele es an Konzepten, die in der Migration ein Potential für die Annäherung der Länder sehen.


Mittendrin und doch weit weg

Mainz-Gonsenheim – „Wir kommen einfach nicht an sie ran“, klagt Hajo Kunkel, der Stadtjugendbeauftragte von Mainz, über die russlanddeutschen Jugendlichen im Stadtteil Gonsenheim. Sie lebten mittendrin – und seien doch ganz weit weg. Kunkel ist Initiator des Straßenfestes „Füreinander – Miteinander“, das neue Kontakte zur russlanddeutschen Bevölkerung bringen soll, schreibt der «Main-Rheiner» am 9. September. Bislang sei es kaum möglich gewesen, Beziehungen zwischen ihnen und den Einheimischen aufzubauen oder bei den Spätaussiedlern überhaupt Gesprächspartner zu finden. Zu stark sei die Ablehnung von amtlichen Stellen. Kunkel: „Da herrscht totales Misstrauen.“ Dabei bräuchten gerade viele junge Russlanddeutsche Hilfe, meint der Jugendbeauftragte und spricht von Kriminalität, Aggression und vor allem Drogenproblemen. „Wir können helfen, dazu müssen wir die Leute aber erreichen.“


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