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4. bis 10. August
Sozialer Abstieg

Berlin – “Der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt endet für zugewanderte Frauen oft in einer Sackgasse: Neben rechtlichen Hürden sind mangelnde Sprachkenntnisse und ein niedriges Bildungsniveau von Nachteil”, schreibt die Berliner «Tageszeitung» am 4. August. Und selbst bei Qualifizierten würden Berufserfahrung und Zeugnisse aus dem Ausland nur selten anerkannt. Ein Umzug nach Deutschland könne da mitunter ein sozialer Abstieg sein. Frauen aus allen Migrationsgruppen würden zwar gern arbeiten, aber sie „werden oft in nicht existenzsichernde Beschäftigungsverhältnisse abgedrängt“, zitiert das Blatt aus der Studie ‚Migration, Geschlecht und Arbeit‘, die kürzlich im Budrich-Verlag erschien. So könne es vorkommen, dass etwa eine Lehrerin aus Kasachstan mit deutschem Pass „vor dem Aus“ stünde, weil ihre Ausbildung in Deutschland nicht anerkannt werde. Oft bliebe dann nur ein Job im Dienstleistungsbereich – wo die Bezahlung schlecht ist und Stereotypen über „Migrantinnenjobs“ im Reinigungsbereich gepflegt werden.


Keine Rückkehr geplant

Bartelsdorf – So glücklich, wie Anna Schmidt in Deutschland auch ist, an ihre Heimat muss sie zwischendurch immer wieder denken, heißt es in der «Rotenburger Rundschau» am 8. August. Die 24-jährige Anna hieß bis zur ihrer Heirat vor einem Jahr noch Plotnikov und gehört mit ihren Eltern und Geschwistern „zu den Aussiedlerfamilien, die vor bald sieben Jahren nach Deutschland, in das Land ihrer Väter, zurückkehrten“. Ihre „unvergessliche“ Jugend habe sie im russischen Dorf Aja am Fuß des Altai-Gebirges verbracht. Aber dahin zurückkehren? Da muss sie nicht lange überlegen, schreibt die Zeitung. „Nein, höchstens dann, wenn das Dorf, in dem ohnehin nur noch sehr wenige Deutsche leben, demnächst sein 100-jähriges Bestehen feiert.“ Heute ist Anna Schmidt in einem Bartelsdorfer Betrieb Malergesellin „mit künstlerischer Begabung und handwerklichem Geschick“. Bei einem Bundesleistungswettbewerb in Berlin belegte sie kürzlich den dritten Platz, haarscharf an der Qualifikation für die Weltmeisterschaft in China vorbei.


Armutszeugnis

Wiesbaden – Bald jedes dritte Kind in Deutschland hat Eltern mit ausländischem Hintergrund. Von den insgesamt rund 13,8 Millionen Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren lebten 2007 rund 4,05 Millionen oder 29,3 Prozent in Familien, von denen mindestens ein Elternteil entweder eine ausländische Staatsangehörigkeit hatte oder eingebürgert worden war, berichtet «Net-Tribune» am 7. August. Die Zahlen stammen aus einem Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden. Angesichts des hohen Anteils von Kindern aus zugewanderten Familien hat die bildungspolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion, Priska Hinz, eine Umstellung des Bildungssystems gefordert. Statt zu integrieren, grenze es aus. In keinem anderen PISA-Vergleichsland sei der gemessene Kompetenzunterschied zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund so hoch wie in Deutschland. Hinz: „Dies ist für ein Einwanderungsland ein Armutszeugnis und eine schwere Bürde.“


Aus der Traum

Mainz – Sie sind mit großen Hoffnungen nach Deutschland gekommen, doch nach ein paar Jahren sind die Träume von „Arbeit und Wohlstand für alle“ geplatzt, berichtet der Online-Dienst «Finanznachrichten» am 8. August unter Berufung auf einen Ankündigungstext des ZDF. ZDF-Autor Walter Krieg hat zwei russlanddeutsche Familien bei ihrer Rückkehr in die alte Heimat begleitet. Sie hatten wie viele andere Spätaussiedler in Deutschland keine angemessene Arbeit gefunden und der neuen Heimat enttäuscht den Rücken gekehrt. Die Fernsehsendung aus der Doku-Reihe ‚37º‘ läuft am 12. August um 22.15 Uhr.


Erst Praktikum, dann Ausbildung

Elmshorn – Das dreigliedrige deutsche Schulsystem schafft Bildungsverlierer. 30 Monate nach Schulende hatten bundesweit 40 Prozent der Hauptschüler noch keinen qualifizierten Ausbildungsplatz, schreiben die «Elmshorner Nachrichten» am 7. August. Das gehe aus einem aktuellen Bildungsbericht hervor, der von der Kultusministerkonferenz und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung in Auftrag gegeben wurde. Danach haben es vor allem Hauptschüler und Schulabbrecher schwer, einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Ein Blick in Elmshorner handwerkliche Ausbildungsbetriebe zeige jedoch, dass die Wirklichkeit dort komplexer sei, als es der Bildungsbericht darstellt, berichtet das Blatt weiter. In vielen Punkten hätten Hauptschüler im Vergleich zu Gymnasiasten oder Realschülern sogar die Nase vorn, wird ein örtlicher Bestattungsunternehmer zitiert. Vor zwei Jahren zum Beispiel startete der Russlanddeutsche Roman Wagner in dem Betrieb seine Ausbildung, nachdem er dort ein Praktikum absolviert hatte. Seinen Hauptschulabschluss habe Wagner noch in Russland gemacht. Im Frühjahr bestand er seine Gesellenprüfung und arbeitet nach eigenem Bekunden heute „mit großem Spaß an seinem Beruf“.


„Ein Lichtblick“: Start-Stipendiaten

Hamburg – Wer fällt in der Schule unangenehm auf? Einwandererkinder. Wer ist schwer auf dem Arbeitsmarkt vermittelbar? Einwandererkinder. Und doch gibt es einen Lichtblick: die Start-Stipendiaten, schreibt «Die Zeit» am 7. August. Wer knapp 500 von ihnen bei ihrem jüngsten Jahrestreffen beobachtet und ihnen zugehört hätte, könnte für keinen Moment verstehen, wo die Sorgen um die Einwandererkinder herkommen: Ein Haufen fröhlicher, intelligenter Jungen und Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren mit perfektem, fast akzentfreiem Deutsch. Eine von ihnen ist Angelika, berichtet die Wochenzeitung weiter. Vor viereinhalb Jahren kam sie mit ihrer Familie aus Kasachstan nach Deutschland. Seit zwei Jahren ist sie Stipendiatin. Ihre Mutter, Bergbauingenieurin, und ihr Vater, Bauingenieur, „haben mir die Liebe zur Bildung in die Wiege gelegt“, sagt die 18-Jährige. Die Eltern dürften in ihrem Beruf hier leider nicht arbeiten, weil ihre Abschlüsse nicht anerkannt würden.


Der lange Arm der Russenmafia

Kaufbeuren/München – „Die Russenmafia hat mitten in Schwaben Fuß gefasst“, berichtet die «Ausburger Allgemeine» am 6. August. Ein Prozess vor der Staatsschutzkammer des Münchner Landgerichts zeige, wie Kriminelle mit Erpressung, Todesdrohungen, Drogenhandel und Diebstahl Angst und Schrecken verbreiteten. Angeklagt sei der 31-jährige, in Tadschikistan geborene Thomas F.-A. Ihm werde vorgeworfen, in seinem Wohnort Kaufbeuren „Statthalter“ für die Russenmafia gewesen zu sein. Im Kaufbeurer Stadtteil Neugablonz leben rund 5.200 Spätaussiedler. Seit eineinhalb Jahren ermittelten die Staatsanwaltschaft und die Dienststelle für Organisierte Kriminalität der Polizei gegen acht Männer, die einer Bande angehören sollen, heißt es weiter. Die bayerischen Ermittler hätten Erfolge, doch was sie beunruhige: Der „Pate“ der bayerischen Banden sitze irgendwo in den Weiten Russlands und ziehe von dort aus die Fäden. Sein Name werde von den Behörden mit Alexander Bor angegeben. Der 54-Jährige gilt als ganz dicker Fisch und habe viele Jahre in einem bayerischen Gefängnis gesessen. 2006 wies ihn der Freistaat nach Russland aus und erteilte ihm ein Wiedereinreiseverbot. Sein langer Arm reiche dennoch bis tief nach Schwaben.
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