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31. Juli bis 6. August

„Mit der Umsiedlung kam die Ernüchterung“

Schwandorf – 1945 und 1946 kamen Heimatvertriebene aus Schlesien, Ostpreußen, Pommern und dem Sudetenland, in den 1970er und 80er Jahren die Siebenbürger und Banater aus Rumänien. Ihren Schlusspunkt finden die Vertreibungsschicksale der Deutschen mit den Aussiedlern aus Russland, so der bayerische Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen (BdV), Christian Knauer, in einem Pressegespräch, über das am 4. August in der «Mittelbayerischen Zeitung» berichtet wird. Knauer gab bekannt, dass am 30. September in Schwandorf mit den Vertriebenen der „Tag der Heimat“ begangen wird. Prominenter Gast werde Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber sein. Der BdV-Landesvorsitzende forderte Gerechtigkeit für die Russlanddeutschen. Sie hätten am längsten unter den Folgen von Nationalsozialismus und Stalinismus gelitten. „Ihre Hoffnung war, als Deutsche unter Deutschen leben zu können. Mit der Umsiedlung nach Deutschland kam aber die Ernüchterung. Ihr Schicksal war den meisten Deutschen unbekannt.“ Zudem sei keine Solidarität zustande gekommen. Darüber hinaus habe sich das Problem mit der deutschen Sprache hinzugesellt, zitiert die Zeitung den BdV-Mann.


Mecklenburg-Vorpommern schafft Integrations-Beirat

Torgelow – Im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern wird im Sozialministerium ein Integrations-Beirat aus staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren eingerichtet. Am 1. April 2007 soll er seine Arbeit aufnehmen, berichtet «MVregio» in seinem Online-Auftritt vom 5. August. Der Web-Dienst zitiert die Sozialministerin Marianne Linke, die in Torgelow dem Verein Dialog e.V. einen Scheck über 25.000 Euro überreicht hat. Mit dem Geld soll ein Integrationsprojekt für junge Migranten gefördert werden. Ein Schwerpunkt der Integrationsbemühungen in Mecklenburg-Vorpommern liege bei Kindern und Jugendlichen, insbesondere bei der gezielten Sprachförderung, die in den Kindergärten beginne. In dem Bundesland leben rund 30.500 Bürger nicht-deutscher Herkunft, darunter etwa 20.000 russlanddeutsche Spätaussiedler. Für die Förderung der sozialen und beruflichen Integration der Zuwanderer stellt die Landesregierung für den Haushalt 2006/2007 rund 650.000 Euro zur Verfügung.


Integrationsvertrag

Erbach – Seit Mai kümmert sich Angela Worm um junge Zuwanderer, zumeist Türken und Russlanddeutsche. Im Jugendmigrationsdienst der hessischen Stadt Erbach bemüht sie sich mit Einzelfallberatungen um die sprachliche, schulische, berufliche und soziale Integration von derzeit 28 jungen Leuten, berichtet der Internet-Dienst «echo-online» am 5. August. Ihre Arbeit besteht im Wesentlichen darin, einen verbindlichen Integrationsvertrag mit den Jugendlichen zu schließen und mithilfe eines Netzwerks in Behörden und Unternehmen die individuellen Fähigkeiten der jungen Zuwanderer zu fördern. Weil immer wieder Sprachschwierigkeiten auftauchen, vermittelt sie oft erst einmal einen Deutschkurs. Dennoch ist es oft genug nötig, zusammen mit einem Dolmetscher ein Thema zu erörtern – vor allem wenn es darum geht, „viele, viele Formulare auszufüllen“. Ab September will Angela Worm einen Kommunikationskurs anbieten, der erste Hindernisse aus dem Weg räumen hilft. „Viele Heranwachsende tun sich da nämlich schwer.“


Erstmals Gorodki-Weltmeisterschaft in Deutschland

Karlsruhe  -  Wenn in Karlsruhe vom 8. bis 13. August mit elf Nationalmannschaften die Gorodki-Weltmeisterschaft stattfindet, dann ist es zugleich die erste, die jemals in Deutschland ausgetragen wird. Der vor allem in Russland populäre Sport, bei dem es um fünf kleine Holzzylinder geht, aus denen bestimmte Figuren gebildet werden müssen, ist erst durch russlanddeutsche Aussiedler in der Bundesrepublik bekannt geworden. Die ersten zwei Gorodki-Anlagen waren in Karlsruhe als Integrationsprojekt für jugendliche Spätaussiedler entstanden, berichtet der Web-Dienst «ka-news.de» am 4. August. Weitere Anlagen in anderen deutschen Städten folgten bald nach. Inzwischen gilt Karlsruhe als deutsche Gorodki-Hauptstadt. Das ist auch der Grund, warum die Weltmeisterschaft hier ausgetragen wird, eröffnet vom Präsidenten der Internationalen Föderation für Gorodki-Sport, Evgeny Artamonov aus St. Petersburg, und dem Karlsruher Sozialbürgermeister Harald Denecken. Erstmals dürfen auch Frauen an der WM teilnehmen, heißt es in der Meldung. Den kulturellen Teil der Veranstaltung übernimmt eine Folklore-Gruppe der russlanddeutschen Landsmannschaft.


Überschüssige Energie sinnvoll nutzen

Nettetal – Von außen sieht die ehemalige Fabrikhalle noch aus wie früher, doch innen hat sich einiges getan, berichten die «Grenzland-Nachrichten» am 3. August. Im Innern ist das spartanische Sportstudio „Gympur“ entstanden, ein Fitnessstudio für wenig Betuchte. Die meisten Jugendlichen, die den Weg hierhin finden, sind Russlanddeutsche aus dem nahe gelegenen „Speckerfeld“, einem Wohngebiet am Rande von Nettetal in Nordrhein-Westfalen. Für relativ wenig Geld können sie nicht nur Kraftsport betreiben, sondern auch an Selbstverteidigungskursen teilnehmen oder sich im Thaiboxen üben. Im Wald nebenan macht Inhaber Johannes Schader, von Beruf Heilpraktiker, mit den Jugendlichen auch Übungen in Überlebenstraining. „Es ist wichtig, dass die Jugendlichen ihre überschüssige Energie sinnvoll nutzen können“, sagt Schader, der sich vor der Eröffnung seines Studios mit einer Sozialpädagogin aus dem Speckerfeld beraten hat, die „mir sehr gut geholfen und mich auf die Situation vorbereitet“ hat. Demnächst wird er mit den jungen Leuten einen Kletterpark aufsuchen, auf der Niers Kanu fahren, und einen Wettbewerb in Bogen- oder Tontaubenschießen durchführen.


Zu guter Letzt

Möckmühl – Der Autofahrer traute seinen Augen kaum. Auf einer Straße bei Möckmühl in Baden-Württemberg kam ihm ein Ford entgegen, dessen Fahrer von einem maskierten Beifahrer mit einer Pistole bedroht wurde. Er rief die Polizei, die sofort eine Fahndung nach dem Wagen einleitete, an der sich neben zehn Streifenwagen auch ein Hubschrauber beteiligte. Etwa eine Stunde später wurde das verdächtige Fahrzeug gestellt. Darin befanden sich drei 18 und 19 Jahre alte Spätaussiedler, eine Softair-Pistole, eine Softair-MP, dazugehörige Munition und ein Messer. Softair-Waffen sehen aus wie echte und können Plastik-Kugeln verschießen, die durchaus schwere Verletzungen zufügen können. Wie sich herausstellte, haben die Insassen die Entführung nur „vorgetäuscht, um andere zu erschrecken“, berichten die «Fränkischen Nachrichten» am 4. August. Der Spaß wird die drei Russlanddeutschen wohl teuer zu stehen kommen. Ihnen droht nicht nur eine Strafe wegen Vortäuschung einer Straftat. Sie werden auch die Kosten in Höhe von mehreren tausend Euro für die Polizeiaktion zahlen müssen.


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