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3. bis 9. September

80-Millionen-Programm für Russlanddeutsche

Berlin – Das neu aufgelegte 80 Millionen Euro schwere „Zielprogramm“ der russischen Regierung für die Russlanddeutschen des Landes hat in deutschen Zeitungen großes Echo gefunden. Dass es aber, wie unter anderem die «Mitteldeutsche Zeitung» am 3. September oder das «Oberpfalznetz» am 4. September berichten, „deutschstämmige Russen zur Rückkehr“ bewegen will, beruht auf einem Missverständnis. Russlanddeutsche Spätaussiedler, die aus der Bundesrepublik nach Russland zurückkehren möchten, können an einem von Moskau geförderten Ansiedlungsprogramm teilnehmen, mit dem die russische Regierung Landsleute aus dem Ausland anwerben will. Das „Zielprogramm“ ist dagegen der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung von Russlanddeutschen gewidmet, die in Russland leben. Deren Zahl wird, wie die deutschen Zeitungen schreiben, auf jetzt noch 600.000 geschätzt. Zudem werden russische Medienberichte zitiert, wonach „jedes Jahr Tausende Russlanddeutsche zurück(kehren), weil sie mit ihrem Leben in der Bundesrepublik unzufrieden gewesen seien“. Auch der «Wiesbadener Kurier» geht am 5. September auf das Programm ein. Er lässt dazu den stellvertretenden Bundesvorsitzenden der russlanddeutschen Landsmannschaft, Adolf Braun, zu Wort kommen. Er glaube nicht, so Braun, dass viele „darauf reinfallen“ und nach Russland ziehen wollten. Auch den Russland-Experten Viktor Krieger von der Universität Heidelberg habe das Programm nicht begeistern können, heißt es in der Zeitung weiter. Er halte es für einen weiteren Versuch Russlands, sich von der vollständigen Rehabilitierung der Russlanddeutschen nach ihrer Verfolgung unter Stalin zu drücken. Krieger bemängelte auch, dass das Programm „kein Wort“ zu deutschen Universitäten, einem deutschen Museum oder Forschungseinrichtungen zur russlanddeutschen Kultur enthalte. Stattdessen solle die Viehzucht gefördert werden, obwohl die Mehrzahl der betroffenen Menschen mittlerweile in Städten lebe.


Tausende deutsch-russische Unternehmen

Hamburg – Russische Schönheitssalons, Lebensmittelläden, Restaurants – das Angebot für Spätaussiedler und Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion in Norddeutschland ist groß, heißt es im Online-Auftritt des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags «SHZ» am 5. September. Auf der größten deutsch-russischen Messe Norddeutschlands, „Neue Märkte 2007“ in Hamburg, seien die rund 100.000 in Hamburg und Umgebung lebenden Zuwanderer aus Russland und der GUS von russischsprachigen Versicherungen, Reisebüros oder Logistikfirmen umworben worden. Nach einer Studie, die in der jüngsten Ausgabe der russischsprachigen Zeitschrift „Partner-Nord“ veröffentlicht wurde, gibt es in Schleswig-Holstein 48 Unternehmer aus der früheren Sowjetunion, die in 24 Städten dieses Bundeslandes ihre Dienste anbieten. Der Bundesverband Deutsch-Russischer Unternehmer schätzt die Zahl von Migrantenfirmen aus Russland auf 2.000 mit rund 200.000 Beschäftigten. „Genaue Zahlen gibt es nicht, denn 70 Prozent der Inhaber sind als Spätaussiedler aus Russland gekommen und haben einen deutschen Pass“, sagte Verbandsgeschäftsführer Dmitri Waysband.


Treffpunkt für junge Spätaussiedler

Wolfhagen – Bislang hat die Gruppe um Juri Klinzew in der Kälte gestanden, wenn sie sich abends getroffen haben. Die jungen Spätaussiedler aus Wolfhagen nutzten Parkhäuser als Treffpunkt, berichtet die «Hessische/Niedersächsische Allgemeine» am 5. September. „Das war sehr konfliktträchtig“, äußerte dazu der Wolfshagener Bürgermeister Reinhard Schaake. Die Jugendlichen hätten sich wegen fehlender Ausweichmöglichkeiten ins Abseits gedrängt, die Anwohner gestört gefühlt. Das ist jetzt vorbei. Dieser Tage ist ein neuer Treffpunkt eröffnet worden: Eine Wohnung im Zentrum der Stadt mit vier Räumen, an deren Renovierung und Einrichtung sich die Jugendlichen beteiligt haben. Finanziert wird der neue Cliquentreff, Teil des Integrationsprojekts „Miteinander leben“, vom Diakonischen Werk Hofgeismar-Wolfhagen. Die neue Wohnung solle aber keine Konkurrenz zum örtlichen Jugendzentrum sein. „Das hier ist ein reiner Cliquentreff.“


Gespräche über den Gartenzaun

Herzberg – Fast 170 Mitglieder hat der Herzberger Schrebergarten-Verein „Gartenfreunde Elsterstrand“, schreibt die «Lausitzer Rundschau» am 6. September. Seit geraumer Zeit gehörten auch 14 Spätaussiedler dazu. „Sie waren uns von Beginn an willkommen“, betont der Vereinsvorsitzende Günther Noack in dem Beitrag. Jeder von ihnen zeige großes Interesse an der Gartenarbeit, und ihre Grundstücke seien in einem Zustand, wie es der Vorstand laut Gartengesetz von seinen Mitgliedern erwarte. Doch die häufig fehlenden Sprachkenntnisse der Spätaussiedler hätten eine „unüberwindbare Hürde“ gebildet. Seit der Russlanddeutsche Eduard Eckert, der seit zehn Jahren in Herzberg lebt und seit vier Jahren Vereinsmitglied ist, auch sprachlich als Mittelsmann zwischen Gartenfreunden und Spätaussiedlern tätig sei, besserten sich die Kontakte Schritt für Schritt. Auch Gespräche über den Gartenzaun seien seither keine Seltenheit mehr, schreibt die Zeitung. Eckert helfe dabei, geltende Satzungen, Rechtsordnungen oder die Gartenvorschrift ins Russische zu übertragen und so eventuelle Schwierigkeiten frühzeitig auszuräumen.


„Nach Deutschland gekommen, um zu arbeiten“

Traunreut – Wassilij Gorn ist ein ausgesprochen zielstrebiger junger Mann, berichtet das «Trostberger Tagblatt» am 8. September. Der 21-jährige ist vor knapp fünf Jahren aus Kasachstan nach Bayern gekommen und hat schon eine Karriere gemacht, „um die ihn manch ein Gleichaltriger, der hier aufgewachsen ist, beneiden wird“. Nach einem Deutschkurs konnte er in die 9. Klasse einer Hauptschule eintreten, mit guten Noten den Abschluss machen, sofort eine Lehrstelle bekommen und nun die Zusage einer festen Anstellung vorweisen. Wassillij ist Mechatronik-Lehrling in einem  Traunreuter Autohaus. „Mein Vater hat zu mir gesagt: Wir sind nach Deutschland gekommen, um hier zu arbeiten.“ Mit dieser Aussage beim Bewerbungsgespräch hat der junge Mann seinen zukünftigen Lehrherrn überzeugt, schreibt die Zeitung und zitiert den Autohaus-Inhaber mit den Worten: „Das war der ausschlaggebende Satz. Da habe ich beschlossen, ihm eine Chance zu geben.“ Seine Eltern seien nur seinetwegen nach Deutschland gekommen, schildert Wassilij die Geschichte seiner Aussiedlung. Sein Vater habe die nicht üppige, aber sichere Existenz zu Hause aufgegeben, um dem Sohn, der schon in Kasachstan mit hervorragenden Noten glänzte, ein Weiterkommen zu ermöglichen.


„Ehrenbrief“ für eine Ehrenamtliche

Altenburg – Für ihr sechsjähriges Engagement für Russlanddeutsche im Altenburger Land sowie für den Erhalt kultureller Traditionen ist Tetana Pospelowa dieser Tage mit dem „Ehrenbrief des Freistaats Thüringen“ ausgezeichnet worden. Sie gehöre zu den aktivsten ehrenamtlich tätigen Menschen, die das öffentliche Leben im Altenburger Teil Thüringens bereichern, schreibt die «Ostthüringer Zeitung» am 6. September. Tetana Pospelowa, auch „eine erstklassige Cellistin“, kam vor sieben Jahren aus der Ukraine nach Deutschland und gehörte schon ein Jahr später zu den Gründern des Altenburger Vereins „Renaissance“. Hier pflege man die Traditionen, berichtet das Blatt, halte Kontakt mit Künstlern anderer Regionen und unterstütze auch Jugendliche bei der Suche nach Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Dem Verein liege daran, Integration und Toleranz zu fördern.


Größeres Sicherheitsgefühl

Gersfeld – Ein „Schutzmann vor Ort“ soll in Zukunft den Gersfelder Bürgern ein größeres Sicherheitsgefühl vermitteln. Die Aufgabe ist jetzt dem 46-jährigen Polizeioberkommissar Horst Geizenauer übertragen worden. Die Kriminalitätsbelastung in Gersfeld sei nicht besonders hoch und die Stadt keineswegs ein Verbrechensschwerpunkt in der Rhön, berichtet die «Fuldaer Zeitung» am 5. September, doch das subjektive Empfinden der Bürger sehe das anders. Nach Angaben von Bürgermeisterin Margit Trittin hätten die Schwierigkeiten nach dem Abzug der Amerikaner begonnen, als in das frei  gewordene Stadtviertel Spätaussiedler und Asylbewerber eingezogen seien. Das habe Probleme mit sich gebracht. Zunehmende Kriminalität, Vandalismus, Autoaufbrüche und Exzesse unter Alkoholeinfluss, zum Teil mit Waffeneinsatz, seien Alarmsignale gewesen, die die Stadt zum Handeln gezwungen hätten. Sie stellte aber auch klar, „dass nicht nur Russlanddeutsche Autos klauen“.


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