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3. bis 9. Juli

„Ich genieße die Perspektiven“

Frankfurt am Main – Die Mischung aus moderner Architektur und alter Baukunst ist es, die Marina Anhalt an Frankfurt besonders fasziniert. Die 25-jährige Russlanddeutsche lebt erst seit fünf Monaten in Deutschland und hat ihren Eindruck von der neuen Heimat in dem Bild „Erster Blick“ festgehalten. Es wird, berichtet die «Frankfurter Neue Presse» am 4. Juli, im Haus der Heimat im Stadtteil Eckenheim zusammen mit weiteren Gemälden und Zeichnungen gezeigt, die alle von jungen Künstlern stammen. Thema der Ausstellung, die unter der Leitung von Kunstpädagogin Dschamilia Hergenreder  zustande kam, ist „Alte Heimat – neue Heimat“. Die russlanddeutschen jungen Leute treffen sich regelmäßig beim Mal- und Zeichenkurs von Hergenreder und haben in der Ausstellung sehr unterschiedliche Motive und Stile vorgestellt. Die im Nordkaukasus geborene Julia Dems zum Beispiel zog es in den nahegelegenen Taunus, und sie erläuterte der Zeitung, im Vergleich zu ihrer ehemaligen Heimat habe man in Deutschland viel mehr Perspektiven. „Das genieße ich.“ Wie Marina Anhalt würde sie die Malerei am liebsten zum Beruf machen. Das halten aber beide für unrealistisch. Als Hobby wollen sie die Malerei jedoch nie aufgeben.


Einbürgerung: Anfang oder Ende des Integrationsprozesses?

Berlin – Der so genannte Integrationsgipfel, den Bundeskanzlerin Angela Merkel mit der Bundesbeauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration, Maria Böhmer, für den 14. Juli nach Berlin einberufen hat, sorgte unter Beteiligten, Beobachtern und Betroffenen schon lange vorher für Diskussion. In der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» vom 9. Juli werden Konflikte innerhalb der Unionsparteien ausgemacht, die zum Beispiel zwischen Maria Böhmer und Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble über die fachliche Zuständigkeit ausgetragen würden. Dissens herrscht danach auch zwischen Integrationsminister Armin Laschet (CDU) aus Nordrhein-Westfalen und Innenminister Günther Beckstein (CSU) aus Bayern. Laschet wirbt für eine Einbürgerungskampagne. Jede Einbürgerung sei ein Integrationserfolg, so Laschet zur FAZ. Denn eingebürgert würden Zuwanderer, die Deutsch sprechen und vom Verfassungsschutz überprüft seien, nicht in Parallelwelten lebten und keine Sozialleistungen bezögen, sondern arbeiteten. Beckstein sieht dagegen die Frage der Einbürgerung für die Integration als nachrangig an. „Probleme bei der Integration haben wir vor allem bei Türken und Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien, aber auch bei Spätaussiedlern, die ja Deutsche sind. Eine Erhöhung der Einbürgerung löst diese Probleme nicht.“


Integration im Gefängnis

Siegburg – Seine Gefängniszelle teilt der 20-jährige Ferhad mit dem Russlanddeutschen Wolodja. Ständig müssen sie diskutieren, ob Türk-Pop oder russischer Rock gehört wird, erzählt Ferhad, dessen Eltern aus der Türkei stammen, der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» am 9. Juli. Aber so habe er auch besser Gitarre spielen gelernt. „Ist krass, was die Russen da können.“ Die beiden Jugendlichen sitzen in der Justizvollzugsanstalt Adelsheim bei Mannheim ein. Vor etwa drei bis fünf Jahren herrschte hier noch Krieg, schreibt die FAS. Massenschlägereien häuften sich, und wenn sich beim Hofgang der Streit zwischen Arabern und Russen zuspitzte, ließ die Gefängnisleitung gleich mehrere Mannschaftswagen auffahren. Schließlich hat Anstaltsleiter Joachim Walter neue Wege beschritten. Seither wird versucht, mit den verschiedenen Subkulturen zu arbeiten, statt sie zu verbieten, „um ihre positiven Anteile in Dienst zu nehmen“, sagt Walter. Wo sich allerdings Angehörige mehrerer Nationalitäten aufhalten, muss deutsch gesprochen werden. Die Zellentrakte sind einerseits so belegt, dass keine ethnischen Zonen entstehen. Andererseits sind in Adelsheim russische, türkisch oder italienische Fernsehkanäle erlaubt. Für die Zeit, die die jungen Gefangenen in der Anstaltsschule verbringen, bekommen sie mehr Lohn als für Arbeiten in der Werkstatt. Schon lange hat es in dem Knast keine Gewaltexzesse oder Übergriffe auf Vollzugsbeamte mehr gegeben, schreibt die Zeitung.


Zuwanderer brauchen Akzeptanz

Freiburg – Nach Deutschland kommen in jüngster Zeit auch deshalb immer weniger Zuwanderer, weil sie sich unerwünscht fühlten. In der Debatte um das Zuwanderungsgesetz hat die Rhetorik mancher Politiker um „nützliche“ und „unnütze“ Zuwanderer die latente Ausländerfeindlichkeit vieler Deutscher noch geschürt, wie der Migrationsforscher Dieter Oberndörfer in einem Gespräch mit dem «Evangelischen Pressedienst» (epd) am 7. Juli äußert. „Es bleiben dann auch die hoch qualifizierten Einwanderer weg, die wir aus demografischen Gründen dringend bräuchten.“ In der großen Koalition könne es gelingen, die Angst vor dem selbst erzeugten Gespenst Ausländer zu überwinden. Es müsste einmal gesagt werden, was wir den Zuwanderern verdanken, fordert der emeritierte Professor für Politikwissenschaft der Universität Freiburg in dem Interview. Die Menschen brauchten Akzeptanz, dann gelinge auch ihre Integration. „Nehmen Sie die Spätaussiedler. Ihre Integration hat im Großen und Ganzen funktioniert, weil sie als ´Deutschstämmige` von der Politik akzeptiert waren.“


Nur die Zeugen fehlen

Bad Honnef – Nur der Angeklagte lebt in Deutschland. Alle zehn Zeugen der Straftat leben in Sibirien: Einen ähnlich gelagerten Fall hatte das Bonner Landgericht noch nicht verhandelt. Es soll einen schweren Raub und Körperverletzung aufklären, für den der 32-jährige Spätaussiedler Oleg G. aus Bad Honnef verantwortlich gemacht wird, berichtet der «Kölner Stadtanzeiger» am 6. Juli. Das Problem: Die Tat liegt acht Jahre zurück und geschah im westsibirischen Omsk. Mit sechs Kumpanen soll der Angeklagte einen Taxifahrer ausgeraubt und verletzt sowie rund 3.100 Rubel erbeutet haben. Die Täter wurden auf dem Weg nach Kasachstan festgenommen, wo sie das Taxi verkaufen wollten. Wie Oleg G. auf freien Fuß gelangte, ist dem Bonner Gericht nicht klar. Zwei Jahre nach der Tat kam er in die Bundesrepublik, erhielt als Spätaussiedler die deutsche Staatsangehörigkeit und kann deshalb nicht nach Russland ausgeliefert werden. Weil die russischen Justizbehörden allerdings ein so genanntes Strafübernahme-Ersuchen stellten, wird der Fall nun vor dem Bonner Landgericht verhandelt. Noch ist nicht sicher, ob das Gericht zur Vernehmung der Zeugen nach Sibirien reisen wird, oder ob diese nach Bonn gebracht werden. Sollte sich allerdings herausstellen, dass ein ordentliches Verfahren nicht möglich ist, könnte der Spätaussiedler straffrei ausgehen.


Auch die Eltern einbezogen

Pforzheim – Seit knapp zwei Jahren läuft das Förderprojekt an der Insel-Grundschule in Pforzheim. Ende 2006 wird es vermutlich eingestellt, denn eine weitere Finanzierung des mit EU-Mitteln getragenen Programms scheint endgültig abgelehnt zu sein, schreibt die «Pforzheimer Zeitung» am 6. Juli. Dabei hatte es „idealtypisch“ eine Lösung für Schwierigkeiten von Kindern aufgezeigt, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, wie Norbert Könne, Leiter des Sozialen Dienstes der Stadt, berichtet. Im Mittelpunkt der Förderungen standen nicht nur die Kinder selbst, sondern auch deren Eltern, Spätaussiedler und Ausländer. Vor Projektbeginn hätten die sich selten für die schulischen Leistungen ihrer Sprösslinge interessiert und seien so gut wie nie bei Elternabenden aufgetaucht. Mittlerweile beteiligten sich viele von ihnen bei Veranstaltungen der Grundschule, achteten darauf, dass die Kinder ihre Schulaufgaben erledigen und die Schultasche morgens richtig gepackt ist. Als Folge des Engagements ihrer Eltern sind, wie die Zeitung schreibt, sowohl das Selbstbewusstsein als auch die schulischen Leistungen der Schüler gestiegen.


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