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3. bis 9. Dezember

Migranten wollen nicht im Ghetto leben

Augsburg – Rund 46 Prozent der einheimischen Augsburger glauben, in ihrem Wohnviertel wohnten „zu viele Ausländer“. Das allein sei noch nicht überraschend, heißt es in der «Augsburger Allgemeinen» am 4. Dezember. Dass aber über 55 Prozent der Zugewanderten dasselbe sagen, erstaune sogar Soziologen. „Es kann daran liegen, dass die antwortenden Ausländer in Stadtteilen mit höherem Ausländeranteil wohnen. Vielleicht konkurrieren auch Ausländer untereinander stärker um Arbeitsplätze und Wohnungen, so dass sie Ausländer eher als ,zu viele' empfinden“, heißt es in einer Bürgerumfrage der Universität für die Stadt Augsburg, über die das Blatt berichtet. Auch beim Thema „die Stadt tut genug für Integration“ (je 55 Prozent) und „die Lage der Ausländer in Augsburg ist gut“ (ja: 64 Prozent der Deutschen und 57 Prozent der Migranten) sind die Gruppen sich einig. Allerdings vertreten 70 Prozent der Deutschen die Ansicht, die Migranten wollten sich nicht integrieren. Das glauben aber nur 47 Prozent der Migranten. Nach Angaben der Zeitung wies Wolfgang Mahnkopf, Leiter des Stadtplanungsamtes darauf hin, dass Ausländerfeindlichkeit in Augsburg dennoch kaum ein Thema sei. Nur 10,2 Prozent der Deutschen und 22,4 Prozent der Migranten gaben sie als Problem an.


„Mit nichts zu entschuldigen“
 
Blumberg - Gegen 2.30 Uhr nachts kam es in Blumberg zu einer heftigen Schlägerei, bei der Polizisten mehrerer Reviere, teils mit Hunden, Notarzt und Rettungssanitätern im Einsatz waren, schreibt der «Schwarzwälder Bote» am 3. Dezember. Alle Beteiligten, nach Auskunft der Polizei russlanddeutsche Aussiedler, seien teilweise stark alkoholisiert und aufgebracht gewesen. Weil ein Beamter russisch sprach, habe nach und nach der Sachverhalt der Streiterei aufgeklärt werden können. Als die Polizisten versuchten, einen der Aggressoren von den Anwesenden zu trennen, leistete ein anderer Widerstand, um dem Festgenommen zu helfen. Zwei Personen seien bei der Schlägerei schwer verletzt in die Klinik eingeliefert, weitere Personen leichter verletzt worden. Die beiden vorübergehend festgenommenen Aussiedler wurden bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. „Fassungslos steht man vor solchen Ereignissen“, kommentiert die Zeitung das Verhalten der offenbar jugendlichen Täter. Auch wenn zahlreiche Vereine und die Stadtjugendpflege seit Jahren gerade in der gesellschaftlichen Integration sehr erfolgreich arbeiten, zeige der Vorfall erneut: Die Stadt darf sich nicht im Erfolg sonnen, sondern muss weitere Anstrengungen unternehmen. Mit „Stadt“ seien alle gemeint, nicht nur Verwaltung und Gemeinderat. Gewalt werde in Blumberg nirgends auf den Straßen vorgelebt. Das Angebot auf Vereins- und Veranstaltungsebene sei riesig – „sich mit Alkohol zuzuschütten und gewalttätig werden, ist mit nichts zu entschuldigen“.


Wissbegierig und lernfähig

Celle - Als Jakob Deines mit zwölf Jahren nach Deutschland kam, hatte er nie zuvor einen Boxring betreten, schreibt die «Cellesche Zeitung» am 5. Dezember. Mittlerweile ist der Russlanddeutsche das Nachwuchstalent des VfK Celle, das zukünftig noch einige Erfolge feiern dürfte. Bei den jüngsten Deutschen Boxmeisterschaften in Wolfenbüttel hat der Mittelgewichtler den dritten Platz belegt. „Er ist technisch sehr stark, kann variabel boxen und hat ein verdammt gutes Auge.“ Wenn VfK-Trainer Christian Hannecker über seinen Schützling Jakob spricht, muss er nicht lange überlegen. Der heute 20-Jährige scheine alles mitzubringen, was einen erfolgreichen Faustkämpfer auszeichnet. Deines sei momentan der letzte verbliebene Boxer einer Generation von aussichtsreichen Nachwuchstalenten in den Reihen des VfK. Von der Angst, durch das straff organisierte und bisweilen entbehrungsreiche Trainingsprogramm etwas anderes zu verpassen, sei er bislang verschont geblieben. Im Gegenteil: „Ich möchte Deutscher Meister werden“, so der Russlanddeutsche selbst. Das traue ihm Hannecker durchaus zu, schreibt die Zeitung. Denn neben den boxerischen Qualitäten verfüge er über zwei wesentliche Eigenschaften: „Er ist ungemein wissbegierig und lernfähig.“ Momentan absolviert Deines ein Berufsgrundbildungsjahr. Anschließend möchte er eine Tischlerlehre beginnen.


Verantwortung übernehmen statt rumhängen

Bad Saulgau - Tun sich Migranten schwer, im deutschen Sport Verantwortung zu übernehmen?, fragt die «Heidenheimer Zeitung» am 5. Dezember, und antwortet gleich selbst: „Jugendliche in Bad Saulgau beweisen das Gegenteil“. In der oberschwäbischen Stadt seien sie nicht nur sportlich, sondern bauten – ganz in Eigenregie - einen Beachvolleyball- und einen Bolzplatz. Über neun Monate hätten sich die Bauarbeiten hingezogen und als harte Geduldsprobe erwiesen. „Das wird ja doch nichts“, meinten die acht jugendlichen Volleyballer, allesamt Russlanddeutsche, noch im Sommer angesichts der Durststrecke. Und dann, als kaum mehr einer damit gerechnet hatte, sei Post aus Brüssel eingetroffen: Die Zusage für eine im Januar beantragte 7.000-Euro-Förderung der Europäischen Union im Rahmen des Aktionsprogramms "Jugend für Europa". Nun kann es weitergehen, so das Blatt, zumal auch die Stadt grünes Licht gegeben habe. Der erste Spatenstich im moorigen Gelände sei um Weihnachten herum geplant. Das Know-how sei vorhanden: Unter den Jugendlichen befänden sich Schreiner, Industriemechaniker,  Bauarbeiter, und auch etliche ihrer Eltern, die an den Wochenenden wohl mitmachen werden, arbeiteten auf dem Bau. „Russlanddeutsche sind da mitunter geschickter“, zitiert die Zeitung Reinhold Scheible, Lehrer und seit Jahren Volley-Ball-Abteilungsleiter im TSV Bad Saulgau. Die jungen Zuwanderer würden später auch Betreuung, Verwaltung und Instandhaltung der Spielfelder übernehmen. „Das ist eine Möglichkeit, Migranten in die Gemeinschaft zu bringen. Die hängen nicht mit Wodka-Flaschen rum, sondern haben das Gefühl, sie gehören dazu“, so der Lehrer.


Integration erschwert

Aachen – Als sie nach Deutschland kamen, sprachen sie kein Deutsch, und entsprechend schwer fiel es ihnen, sich zurecht zu finden im fremden Land, schreiben die «Aachener Nachrichten» am 9. Dezember über jungendliche Spätaussiedler. Ein Integrationsprojekt, das das Aachener Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit Hilfe der ‚Aktion Mensch‘ ins Leben rief, sollte Abhilfe schaffen. Nach nun fast dreijähriger Laufzeit zogen Jugendliche und Betreuer dieser Tage bei einer Abschlussfeier im Jugendzentrum Driescher Hof Bilanz. Fazit: Das Projekt war ein Erfolg, Betreuer und Jugendliche sind begeistert. Das Wichtige sei dabei gewesen, dass die Betreuer – alle selbst Spätaussiedler, Flüchtlinge oder ausländische Studenten - russisch sprachen und den Jugendlichen deshalb gut helfen konnten. „Denn die haben anfänglich wirklich kein Wort deutsch verstanden“, betonte Anika Pyrlik als Leiterin des Integrationsprojekts. „Die Jugendlichen aus der ehemaligen Sowjetunion sind hervorragende Schüler“, doch in Deutschland helfe ihnen das wenig. Die fehlenden Sprachkenntnisse führten dazu, dass sie auf der Hauptschule landeten, denn nur dort gebe es Förderkurse und Sprachunterricht für Spätaussiedler. Der Besuch der Realschule oder des Gymnasiums scheide deshalb von vornherein aus. Die Integration werde den jungen Leuten somit nicht gerade leicht gemacht.


Handwerksprojekt hilft jungen Spätaussiedlern

Schwerin - Die Kreishandwerkerschaft Schwerin informierte dieser Tage über das Energiesparen und lud deshalb zum Pressefrühstück, berichtet der «Schweriner Kurier» am 7. Dezember. Da die meisten Bürger mit dem drohenden Klimakollaps nichts anfangen könnten, sich aber jetzt schon Gedanken machen sollten, habe Michael Vollmer vom BUND ein Kooperationsprojekt mit der Kreishandwerkerschaft und der Heinrich Böll-Stiftung vorgestellt: das ‚Erste Schweriner Energieforum‘. Auch die Schulen würden in das Projekt eingebunden, schreibt die Zeitung, damit die Jugendlichen lernen, als „Selbstgestalter ihrer Zukunft“ die richtigen ökologischen, wirtschaftlichen und beruflichen Entscheidungen zu treffen. Was aber nütze der Region ein Boom von modernisierungswilligen Bürgern, wenn sie keine qualifizierten Handwerker habe? „Die Qualität der Schulausbildung ist sehr schlecht. Das Handwerk kann nicht ausbilden, weil es den Schülern an Mathematik- und Rechtschreibungskenntnissen fehlt. Es muss in Mecklenburg-Vorpommern einfach mehr in die Bildung investiert werden“, äußerte Torsten Gebhard, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Erfreulicher fiel seine Einschätzung des Projekts HANDIS (Handwerksorientierte berufliche Integration jugendlicher Spätaussiedler) aus, eine Kooperationsinitiative verschiedener Netzwerkpartner, die Jugendliche mit Migrationshintergrund in eine betriebliche Ausbildung bringt oder in Arbeit vermittelt. In acht Monaten habe man in diesem „Jobstarter“-Projekt 35 Lehrstellen schaffen können.


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