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29. Oktober bis 4. November

„Da haben wir Flasche ausgetrunken“

Frankfurt am Main – Unter den Trinksitten gehören die russischen zu den berüchtigten, heißt es in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» (FAS) am 4. November. Das Blatt bezieht sich auf die Zeitschrift „Blutalkohol“ (Heft 3, 2007), in dem ein Experiment zu den Folgen des russischen Trinkstils im Straßenverkehr wiedergegeben wird. Konkret ging es um die Frage, ob Verkehrssünder mit einer besonders hohen Konzentration von Alkohol im Blut als alkoholabhängig gelten dürfen, was vor allem für den so genannten Idiotentest von großer Bedeutung ist. Spätaussiedler oder andere Verkehrsteilnehmer, die aus Russland stammen, bestreiten meist trotz hoher Alkohol-Blutwerte, abhängig zu sein. Bislang wurde dieses Leugnen von den Behörden als wahrheitswidrige Schutzbehauptung interpretiert. Nun haben Hamburger Wissenschaftler mithilfe eines Trinkversuchs, an dem einheimische und aus Russland stammende Testpersonen teilgenommen haben, die Behörden in Verlegenheit gebracht. Sie stellten nämlich fest, dass die spezielle russische Trinkweise mit starkem Wodka-Verzehr bei reichlichem, oft über Stunden andauerndem Essen zwar zu hohen Blutalkoholwerten führt – aber „nicht notwendig Indiz einer kritischen Alkoholgewöhnung (ist)“, wie die FAS berichtet. Der regelmäßige Verweis von osteuropäischen Ertappten, „da haben wir Flasche ausgetrunken“, benenne vielmehr nüchtern die sozialen Bedingungen ihres Konsums.


Für Integrationspolitik Geld in die Hand nehmen

Peine – Fast jeder sechste Bürger in Peine hat seine Wurzeln in der Fremde, berichtet die «Braunschweiger Zeitung» am 3. November. 6.797 Ausländer und Spätaussiedler aus insgesamt 106 Ländern leben in der Stadt, dazu 816 Zuwanderer, die in den vergangenen sechs Jahren eingebürgert worden sind. Weil diese Bevölkerungsgruppen am schnellsten wachsen, werde ihr Anteil schon bald 20 Prozent betragen, rechnete der Peiner Bürgermeister Michael Kessler vor. „Wir werden für die Integrationspolitik Geld in die Hand nehmen“, kündigte er an. Denn „wenn wir nicht handeln, wird es Probleme geben“. Überdurchschnittliche Bildungsdefizite und ungleich höhere Zahlen an Schulabbrechern könnten bei jungen Migranten Unzufriedenheit mit unerwünschten Folgen hervorrufen. Kessler wolle, so das Blatt, diese innere Haltung vermeiden, Brücken bauen – auch in die Köpfe der Eltern. „Es kann keine so genannte Leitkultur geben, sondern nur einen Dialog der Kulturen“, habe der Bürgermeister betont.


Hausratsversicherung für zwei Koffer

Berlin – Die Schuldenfalle lauert häufig schon kurz nach der Einreise. Bereits in die Übergangswohnheime für Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion würden windige Geschäftemacher ihre russisch sprechenden Vertreter ausschwärmen lassen, um den frisch Eingetroffenen Versicherungen oder Kredite anzudrehen, berichtet «business-wissen.de» am 30. Oktober und beruft sich auf Viktor Hahn, der lange Spätaussiedler beraten hat. Den fast immer unerfahrenen Zuwanderern würden etwa Hausratsversicherungen aufgeschwatzt, während sie ihr gesamtes Hab und Gut noch in zwei Koffern bei sich trügen. Mit den Problemen, die Zuwanderer in der deutschen Konsumwelt haben, beschäftigte sich, so der Online-Dienst, jetzt eine Tagung des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv) in Berlin. Grundgedanke der Veranstaltung war: Wer sich im Konsumalltag kompetent bewege, dem werde auch die gesellschaftliche Integration leichter fallen. Obwohl unter den rund 15 Millionen Bundesbürgern mit ausländischen Wurzeln ein großer Bedarf an unabhängiger Verbraucherberatung unterstellt werden kann, registrieren die Beratungsstellen nach wie vor nur wenig Ratsuchende aus dem Migrantenmilieu. Viele würden die Beratungsangebote schlichtweg nicht kennen, räumte Hildegard Mackert vom Bundesverband der Verbraucherzentralen auf der Tagung ein. Künftig soll stärker mit Migrantenorganisationen zusammengearbeitet und auch Sprachkurse unter dem Titel „Deutsch für KonsumentInnen“ entwickelt werden, bei denen besonderer Wert auf Verbraucherthemen gelegt werde.


Verbraucherschutz in russischer Sprache

Berlin – Mit der Berliner Tagung der Verbraucherschützer befasst sich auch der Fernsehsender «n-tv» am 2. November und berichtet, dass vor allem kulturelle Unterschiede und sprachliche Barrieren dazu führten, dass Migranten häufig übervorteilt würden. Laut Verbraucherzentralen unterschieden sich zwar die für Zuwanderer wichtigen Themen nicht von denen ihrer deutschen Mitbürger. Allerdings seien Migranten weniger über schriftliche Informationen als über soziale Netzwerke zu erreichen. Überhaupt spiele die persönliche Beziehung und Empfehlung für ihr Konsum- und Verbraucherverhalten eine entscheidende Rolle. n-tv erwähnt zudem, dass die Verbraucherzentrale Ende Oktober eine Studie über „Verbraucherschutz in der Einwanderungsgesellschaft“ veröffentlicht habe, in der es auch in russischer Sprache um überteuerte Telefontarife, unnötige oder ungünstige Versicherungen, überhöhte Mieten und unseriöse Kredite gehe.


Mit „LoLa“ in eine sichere Zukunft

Neckarsulm – 19 Mädchen aus den achten Klassen der Johannes-Häußler- und der Amorbach-Hauptschule in Neckarsulm werden ihre Herbstferien freiwillig in einem Seminar verbringen. „LoLa“, die Abkürzung für „Los Ladies“, nennt es sich und bietet eine „vertiefte Berufsorientierung“ für Mädchen aus Zuwandererfamilien an, schreibt die «Heilbronner Stimme» am 1. November. Begleitet und gefördert wird das Seminar von der 'Lernenden Region Heilbronn-Franken', einem Netzwerk für Bildung, sowie von der Agentur für Arbeit und den Jugendwerkstätten Heilbronn. Das umfangreiche Programm aus Workshops und Firmeneinblicken soll sogar bis Ostern angeboten werden und die jungen Frauen auf einen Einstieg ins Berufsleben vorbereiten. Nur 37 Prozent der Hauptschüler mit Migrationshintergrund finden nahtlos einen Ausbildungsplatz, berichtet das Blatt. Bei Nicht-Migranten seien es immerhin 53 Prozent. Von den Häußler-Schülern sind 57 Prozent Ausländer und Aussiedler, in der Amorbachschule etwa 63 Prozent.


Schwitzen für Olympia

Neuwiedenthal – Der 15-jährige Viktor Kessler ist in der Jugendklasse Europameister im Gewichtheben geworden. Aleksej Meier und Slawa Petrenko sind mehrfache Nordmeister, Petrenko 2005 sogar Dritter der Weltmeisterschaft im Bankdrücken. Leon Schneider und Aleksander Tkatschow haben es mehrmals zu Landesmeistern gebracht. Sie alle gehören zur rund 30-köpfigen Gruppe von Russlanddeutschen, die seit zwei Jahren die Kraftsportabteilung der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT) bilden. Der 21 Jahre alte Industriemechaniker Aleksej Meier, der fast täglich in dem kleinen Trainingsraum der Gesamtschule Süderelbe am Quellmoor schwitzt, hat ein großes Ziel vor Augen, heißt es im «Hamburger Abendblatt» am 3. November: Der Gewichtheber möchte bei Europa- und Weltmeisterschaften starten, am liebsten bei der Olympischen Spielen. Entdeckt wurden die russlanddeutschen Sportler vor zwei Jahren von Juri Borisov. Der hauptamtliche Trainer sah seine Landsleute im vereinseigenen Fitnessstudio und stellte innerhalb kurzer Zeit einen Kraftraum für die Trainingsarbeit auf die Beine. Der drohe nun, aus allen Nähten zu platzen. Es fehle jedoch an Geld. Fahrten zu Meisterschaften oder die Kampfausrüstung müssten die Sportler selbst bezahlen.


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