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26. Januar bis 1. Februar
„Sie haben es einfacher gehabt als andere“

Frankfurt am Main – Wie viele andere Medien befasst sich am 1. Februar auch die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« mit der jüngst veröffentlichten Integrations-Studie „Ungenutzte Potentiale“ des Berliner Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. In einem Gespräch mit Institutsleiter Reiner Klingholz geht es unter anderem um Aussiedler, die in der Untersuchung als vergleichsweise gut integriert beschrieben werden. „Man liest oft vom Problem der ‚Russen‘. Das ist offensichtlich nicht repräsentativ. Auch wenn es die größte Einwanderergruppe ist: Ein Großteil von ihnen ist offenbar unauffällig, sogar erfolgreich in dieser Gesellschaft angekommen“, so Klingholz in dem Interview.

Bei den Aussiedlern seien die jungen Menschen noch besser integriert als ihre Eltern. Die erste Generation habe häufig Jobs unter ihrem Wert angenommen, weil ihre Qualifikationen nicht anerkannt worden seien. Ihre Kinder seien seltener erwerbslos als Einheimische und würden so den gesamtdeutschen Schnitt heben. „Aber sie haben es auch mit der deutschen Sprache einfacher gehabt als andere, und sie bekamen mit dem Grenzübertritt die deutsche Staatsbürgerschaft. Das ist ein großer Vorteil.“


Sprache als größte Integrations-Barriere

Schwerin – In Schwerin ist die Arbeitslosigkeit unter Aussiedlern und ihren Angehörigen enorm hoch, heißt es dagegen im Online-Dienst »MVregio« am 1. Februar. Mit Verweis auf den Schweriner Integrationsbeauftragten Dmitri Avramenko habe der lokale Kreisvorstands der Partei Die Linke die Arbeitslosigkeit unter den 6.200 Menschen „mit Migrationshintergrund“ in der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern mit 76 Prozent angegeben. Noch immer sei die Sprache die größte Barriere für eine gelungene Integration. Die angebotenen Deutschkurse reichten bei weitem nicht aus, „aber auch die Aussiedler müssten ein gemeinschaftliches Leben mit den Einheimischen suchen“, heißt es in dem Dienst. Unter einheimischen Deutschen liege die Arbeitslosenquote bei 14 Prozent.


Hohes Bildungsniveau bei Spätaussiedlern und Vietnamesen

Berlin – Die östlichen Bundesländer haben mit fünf Prozent den geringsten Anteil an Migranten, schreibt die »Märkische Allgemeine« am 28. Januar mit Bezug auf die Berliner Integrations-Studie. Hier stammten die Zuwanderer zudem mehrheitlich aus anderen Herkunftsländern als im Westen. Den größten Teil stellten Spätaussiedler aus den GUS-Staaten, gefolgt von Menschen aus Fernost, vor allem aus Vietnam. Ausschlaggebend für die gute Integration sei trotz der hohen Erwerbslosenquote im Osten das hohe Bildungsniveau der Zuwanderer. Russlanddeutsche und vietnamesische Schüler gehörten in den Schulen nicht zu den Problemfällen, sondern zu den Leistungsträgern.


Sprung in die Wissensgesellschaft

Hamburg – Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet (CDU) erklärt sich den Unterschied bei der Integration von türkischstämmigen Bürgern und Spätaussiedlern ebenfalls mit dem unterschiedlichen  Bildungsniveau. Bis in die siebziger Jahre war die Arbeitslosigkeit unter den türkischen Arbeitern geringer als bei den deutschen, sagte der Politiker in einem Gespräch mit »Zeit-Online« am 27. Januar. „Die Kinder und Enkel dieser Analphabeten oder wenig Gebildeten müssen jetzt den Sprung in die Wissensgesellschaft schaffen. Der ist für sie natürlich viel größer als etwa bei Spätaussiedlern, die meist qualifiziert sind, wenn sie hierher kommen.


Hohe Integrationsbereitschaft

Kassel – Den Russlanddeutschen wird im Berliner Integrationsbericht „ein gutes Zeugnis ausgestellt“, berichtet auch die »Wormser Zeitung« am 27. Januar und zitiert Alfred Eisfeld vom Nordost-Institut der Uni Hamburg mit dem Kommentar: „Alle haben zehn, elf Jahre Schule hinter sich. Selbst wer kein Deutsch sprach, hat die Notwendigkeit gesehen und es dann auch gelernt." Der Historiker, 1951 am Fuße des Urals geboren, sieht eine sehr hohe Integrationsbereitschaft bei den Spätaussiedlern, schreibt die Zeitung.


Sorgenkinder von einst

Hamburg – Die Integrations-Studie belegt unangenehme Wahrheiten mit Zahlen und liefert Daten statt Meinungen, heißt es in einem Kommentar des »Hamburger Abendblatts« vom 27. Januar: „Dass Integration machbar ist, zeigen die guten Werte für EU-Ausländer oder Aussiedler, die Sorgenkinder von einst – auch wenn sich daraus nicht ableiten lässt, Deutschland habe alles Nötige für eine gelungene Integration getan.“


“Noch richtig reinklotzen”

Wiesbaden – Dass das Bundesland Hessen bei der Integration in der Integrations-Studie weit vorne liegt, ist Thema eines Berichts in der »Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen« am 26. Januar. Doch auch hier gebe es schlecht integrierte Einwanderer, insbesondere Menschen mit türkischen Wurzeln. „Wir müssen noch richtig reinklotzen“, zitiert die Zeitung den Vorsitzenden des Landesausländerbeirats, Corrado Di Benedetto. Es sei jedoch gefährlich zu sagen: „Nur die Türken müssen integriert werden“. Die Gruppe unter den Migranten, die sich „am meisten abkapselt in ihrer eigenen Community“, seien die Spätaussiedler.


Spätaussiedler nicht automatisch nur als Deutsche geführt

Düsseldorf – Nicht in Dortmund oder Köln leben – wie zu erwarten wäre – die meisten Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte. Düsseldorf ist in Nordrhein-Westfalen die Stadt mit den meisten Migranten. Hier hat jeder dritte Einwohner einen Migrationshintergrund, schreibt die »Rheinische Post« am 27. Januar. Im Landesdurchschnitt sei es nur jeder Vierte. Die Zahl sei bekannt, weil auch in diesem Bundesland die Bevölkerungsstatistik umgestellt worden sei. Nunmehr werde bei Erhebungen nach der Herkunft der Menschen gefragt, unabhängig davon, ob sie Deutsche seien oder nicht. Das habe zur Folge, dass das Gros der Einwanderer, die Spätaussiedler, nicht automatisch nur als deutsche Staatsangehörige geführt würden.


Integration in welche Mehrheitsgesellschaft?

Augsburg – In Augsburg kommt man klar, ohne Deutsch zu sprechen, heißt es in der »Augsburger Allgemeinen« am 28. Januar. Russisch reiche. Außer Supermärkten und Autowerkstätten gebe es Ärzte, Apotheker, Rechtsanwälte. Mit Türkisch sei es schwieriger. Schneider und Gemüsehändler existierten, Anwälte auch. Doch insgesamt seien Akademiker nicht stark vertreten. Das belege, was die neue Integrations-Studie des Berlin-Instituts sage: Aussiedler haben durchschnittlich bessere Abschlüsse als Türken. „Doch sind sie auch besser integriert?“, fragt die Zeitung.

„Wollen diese Leute sich überhaupt in die Mehrheitsgesellschaft integrieren?“ In welche Mehrheitsgesellschaft denn, heißt es weiter. 40 Prozent der Augsburger hätten eine Migrationsgeschichte, das seien 110.000 Bürger, 33.000 von ihnen aus dem russischsprachigen Raum. „Aussiedler und Russen erbringen teilweise eine sehr hohe Integrationsleistung“, bestätigt Matthias Garte von der städtischen Fachstelle für Integration. Viele brächten gute Abschlüsse mit. Selbst wenn sie nicht gut deutsch könnten, wüssten sie, wie man Bildung fördert. Andere aber, gerade von denen, die später kamen, schafften es nicht. Jugendliche zum Beispiel, die von ihren Eltern zum Umzug gezwungen wurden, verweigern sich völlig, schreibt das Blatt.
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