ORNIS-PRESS
ORNIS-PRESS
ORNIS-RSSORNIS-RSS|ORNIS InfoBriefORNIS InfoBrief|  

Sie sind hier: Startseite ›› Wochenrückblick ›› 2005

Schrift: kleiner | normal | größer

26. Dezember 2005 bis 1. Januar 2006 52. Kalenderwoche

Neuer Aussiedlerbeauftragter

Berlin – Der CDU-Politiker Christoph Bergner soll ab 1. Februar Aussiedlerbeauftragter der Bundesregierung werden, berichtet «Die Welt» am 30. Dezember. Bergner, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium ist, wird zugleich für den Sport und damit auch für die Fußball-Weltmeisterschaft zuständig sein, die in diesem Jahr in Deutschland stattfindet. Wie die Zeitung anmerkt, gibt es bei Aussiedlerverbänden die Sorge, dass dadurch ihre Angelegenheiten ins Hintertreffen geraten könnten. Der 57-jährige Bergner stammt aus den neuen Bundesländern und war von Dezember 1993 bis Juli 1994 Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt.


Risse in den Familien

Kyritz – Selbst wenn sie schon lange nicht mehr im Kyritzer Wohnheim leben, sondern eigene Wohnungen bezogen haben, kommen doch immer noch Spätaussiedler gerne zur Weihnachtsfeier mit Heimleiterin Helga Bernhardt und Halina Gädeke, die Russlanddeutsche im Landkreis Kyritz betreut. So auch dieses Jahr wieder, berichtet die «Märkische Allgemeine» am 28. Dezember. Man sei recht zufrieden mit dem Leben in Deutschland, erzählten vor allem die Alten bei einer kleinen Feier. In Russland waren die Renten sehr klein und die Gärten zur Eigenversorgung ziemlich groß. Bei Weihnachtsliedern, Kaffee und Kuchen wurden Neuigkeiten ausgetauscht. 2005 kamen nur noch 64 Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion nach Kyritz; die Einreise werde immer schwieriger, seit auch Familienangehörige einen Sprachtest ablegen müssen. „Es gibt so Risse in den Familien“, schreibt die Zeitung, „wo einige Mitglieder schon hier sind, andere nicht nachkommen dürfen.“


„Allgegenwärtige Pelmeni“

Strausberg – „Früher war das mit den Weihnachtsgeschenken viel einfacher“, erzählt die 80-jährige Maria Schneider der «Märkischen Oderzeitung» am 26. Dezember. Damals hat die Spätaussiedlerin, die mit ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln seit fünf Jahren in der brandenburgischen Kleinstadt Strausberg lebt, ein paar Socken oder eine Mütze gestrickt, und Kinder wie Enkel hätten sich gefreut. Am liebsten erinnert sie sich an ihre eigene Kindheit im Wolgagebiet, wenn „der Pelznickel uns die Geschenke gebracht (hat)“. Damals haben sie mit dem deutschen Weihnachtsfest am 24. Dezember begonnen und dann durchgefeiert bis zum 7. Januar, an dem die Russen das Fest begehen. In Strausberg, wo heute rund 500 Russlanddeutsche leben, feiern sie wie die meisten einheimischen Nachbarn mit Weihnachtsbaum, Liedern, Geschenken und einen reich gedeckten Tisch. An Russland erinnern noch die „allgegenwärtigen Pelmeni“, wie die Zeitung schreibt und das üppig bemessene Fleisch.


Heimat-Gottesdienst

Barendorf – Der weihnachtliche Begegnungsgottesdienst in der Matthäuskirche des schleswig-holsteinischen Ortes Barendorf, bei dem sich Spätaussiedler und Einheimische trafen, war nur der Anfang. Während des ganzen Jahres 2006 werden, wie die «Landezeitung für die Lüneburger Heide» am 28. Dezember schreibt, Einheimische mit Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, gemeinsam Gottesdienste in Stadt und Landkreis Lüneburg gestalten. Bei der ersten Begegnung zitierte Pfarrer Tegler in seiner Predigt eine Frau aus Kasachstan, die auf die Frage „Was ist Heimat?“ geantwortet habe: „Heimat ist dort, wo ich mich nicht erklären muss“. Günter Bisping, Seelsorger für die Spätaussiedler der Region, wird bei den gemeinsamen Treffen mitmachen. Sein Motto: „Heimat kann man nicht verordnen und Eingliederung nicht befehlen.“


Feindselig

Krautheim – Heute lebt Raissa Batesowa in Krautheim, im Nordosten Baden-Württembergs. Hätte sie nach ihrer Ankunft aus Kasachstan gleich dorthin ziehen können, wo auch schon Verwandte wohnen, würde wahrscheinlich ihr Sohn Kajrat noch leben. Davon ist die 47-jährige Spätaussiedlern überzeugt. Die Behörden verwiesen sie aber nach Gesetzeslage ins brandenburgische Freyenstein bei Wittstock, wo eine „feindselige“ Atmosphäre gegenüber Russlanddeutschen herrsche, wie die «Märkische Allgemeine» am 29. Dezember Raissa Batesowa zitiert. Ein halbes Jahr nach ihrer Ankunft kommt es zu einer Schlägerei zwischen einheimischen und russlanddeutschen Jugendlichen. Diesmal sind der 24-jährige Kajrat und sein jüngerer Bruder Murat dabei. Ein Angreifer schleudert auf den bereits am Boden liegenden Kajrat einen schweren Stein. Wenige Tage später stirbt Raissas Sohn an den Folgen des Schlags. Mindestens 20 Zeugen beobachteten die Tat, nur einer sagt vor Gericht aus. Der Haupttäter wird schließlich zu zehn Jahren Haft verurteilt. Auch in Krautheim gibt es Konflikte zwischen Einheimischen und Russlanddeutschen, berichtet die Mutter der Zeitung. „Aber ich muss hier keine Angst auf der Straße haben.“


Verständigung

Kitzscher – Der Kontakt begann mit einer privaten Brieffreundschaft zwischen dem Lehrer Wolf Hentschel aus der sächsischen Kleinstadt Kitzscher und seinem Kollegen Hartmut Bartel aus Hannover. Besuchen konnten sie sich erst nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze, heißt es in der «Leipziger Volkszeitung» vom 29. Dezember. Seither findet alljährlich ein Treffen der Schüler beider Lehrer im sächsischen Dudderstadt statt, das unmittelbar an der ehemaligen Grenze liegt. 2.500 Schüler haben sich bisher auf diese Weise kennen gelernt und viele von ihnen sind Freunde geworden. Der persönliche Kontakt könne auch helfen, pauschale Vorurteile zwischen West und Ost sowie über Ausländer abzubauen, hofft der Schulleiter der Kitzscher Mittelschule. In Hannover beträgt der Ausländeranteil unter den Schülern 60 Prozent. In der sächsischen Partnerschule gibt es gerade fünf Aussiedler.


Durchgefallen

Pirmasens – Als beim Internationalen Bund (IB) im rheinland-pfälzischen Pirmasens dieser Tage zum ersten Mal Abschlussprüfungen der nun gesetzlich vorgeschriebenen Integrationskurse für Zuwanderer abgelegt wurden, fielen knapp 30 Prozent der Kursteilnehmer durch. Für den Leiter des Bildungsträgers, Tom Bayer, liegt der Hauptgrund für die hohe Durchfallquote in der vorgegebenen Zeit, in der die Zuwanderer den Kurs absolvieren müssen, berichtet die «Pirmasenser Zeitung» am 30. Dezember. „Die reicht bei weitem nicht aus, um alle zum Ziel zu führen.“ In 600 Stunden müssen genügend Deutschkenntnisse erworben werden, und in weiteren 30 Stunden wird den Kursteilnehmern Rechtsordnung, Kultur und Geschichte Deutschlands vermittelt. Die Abschlussprüfungen nimmt ein Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge ab. Das Amt ließ die Zeitung wissen, dass im landesweiten Durchschnitt 20 Prozent aller Zuwanderer durchfallen. „Es bestehen ja 80 Prozent der Teilnehmer, und das ist positiv“, hieß es dazu.


Zu guter Letzt

Hockenheim – Nur unter großen Mühen stieg der Fahrer eines Lastzuges aus dem Führerhaus. Die Polizei hatte den Sattelschlepper auf der Autobahn bei Hockenheim gestoppt, weil der Fahrer mehrere Male ohne Grund und abrupt die Fahrbahn gewechselt hatte. Nach einem Bericht der «Mittelbayerischen Zeitung» vom 29. Dezember konnte sich der 43-jährige Russlanddeutsche kaum auf den Beinen halten. In seinem Führerhaus fanden die Beamten später eine Flasche Wodka, die der Fahrer während der Fahrt geleert hatte.


Zurück

Nach oben
Artikel bookmarken:
Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen My Yahoo