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25. bis 31. Mai
Faule Kredite von Spätaussiedlern

Menden – Die Sparkasse Menden kämpft ums Überleben, heißt es auf der Webseite »Der Westen« am 25. Mai. Die Banker hätten reichlich Baukredite an Menschen vergeben, die sie sich eigentlich nicht leisten konnten. Teil des Problems seien 150 gescheiterte Baufinanzierungen von Spätaussiedlern, die externe Kreditvermittler an die Sparkasse herangetragen hätten. Diese Vermittler seien inzwischen wegen besonders schweren Betrugs angeklagt worden, weil sie teilweise gefälschte Unterlagen eingereicht hätten. Denn die meisten der Spätaussiedler waren, wie sich mittlerweile herausgestellt habe, nicht in der Lage, die Kredite zu bedienen. Auch gegen Sparkassen-Mitarbeiter, darunter zwei Vorstandsmitglieder, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue zum Schaden des Kreditinstituts. Sie hätten die Kredite „im Akkord genehmigt“, so der Bericht. Der Gesamtschaden belaufe sich auf bis zu 30 Millionen Euro.


Zahl der Übergangswohnheime drastisch geschrumpft

Enger/Spenge – Anfang der 1990er Jahre gab es einen wahren Ansturm auf die beiden Städte Enger und Spenge: Deutschstämmige Aussiedler strömten damals nach Ostwestfalen; dazu kamen Asylbewerber aus den Krisengebieten der Welt, schreibt die »Neue Westfälische« am 26. Mai. Heute biete sich ein gänzlich anderes Bild. „Die Aussiedler werden immer weniger“, so Klaus Rieke, Bürgermeister von Enger. Aus den ehemals 21 Übergangsheimen in Enger und Spenge seien noch vier übrig geblieben, und auch die seien nicht ausgelastet.


Erfolg mit osteuropäischen Lebensmitteln

Oerlinghausen – Der erste ‚Mix-Markt‘ wurde 1997 im nordrhein-westfälischen Oerlinghausen eröffnet und war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, heißt es bei »Mediaquell« am 27. Mai. Die Geschäftsidee, Lebensmittelmärkte für Kunden aus Osteuropa einzurichten, stamme von den drei Spätaussiedlern Artur Steinhäuser, Peter Schuju und Waldemar Völker. Innerhalb der ersten sechs Jahre seien 50 ‚Mix-Märkte‘ errichtet worden, und mittlerweile gebe es 81 Filialen, die alle gegen den Branchentrend erstaunliches Wachstum aufwiesen. Zum „Erfolgsgeheimnis“ gehörten die Lage der Läden in Siedlungen mit hohem Anteil an Menschen aus Osteuropa, russischsprachiges Verkaufspersonal und die Auszeichnung der Waren in kyrillischen Buchstaben. Seit März 2009 habe die Expansion mit der Ansiedlung im Zwickauer Stadtteil Neuplanitz auch die neuen Bundesländer erreicht. Das Unternehmen wolle mit seinen russischen, polnischen, schlesischen, ungarischen und rumänischen Lebensmitteln insgesamt 300 Läden in ganz Deutschland ausstatten.


Verabredet zur Massenschlägerei

Köln – „Wer hier wohnt, lebt nicht auf der Sonnenseite. Hässliche Hochhäuser, sozialer Brennpunkt mit hohem Migrantenanteil. Hier herrscht Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit“, schreibt »Bild« am 26. Mai über den Kölner Stadtteil Chorweiler, in dem die Polizei dieser Tage „ein Blutbad verhindern (konnte)“. 29 bewaffnete Russlanddeutsche seien gefasst worden, die eine Gruppe von Roma habe angreifen wollen. Die seien zur verabredeten Massenschlägerei allerdings nicht erschienen. Laut Polizei schwelte seit Tagen in dem Viertel ein Konflikt zwischen den Russlanddeutschen und Sinti und Roma, heißt es dazu im »Kölner Stadtanzeiger« vom 24. Mai. Für den offenbar geplanten „Showdown zwischen beiden Gruppen“ hätten sich die jungen Spätaussiedler mit rostigen Nägeln versehenen Holzlatten, Eisenstangen und selbstgebastelten Totschlägern ausgestattet. Die Festgenommenen seien bald wieder freigelassen worden.

Wer sich in Chorweiler auskennt, weiß, dass die Wurzel aller Probleme in der Vergangenheit liegt. Weit vor den Unruhen zwischen Russlanddeutschen und jugendlichen Türken, Araber oder Roma, schreibt die »Kölnische Rundschau« am 28. Mai in ihrem Beitrag über die Beinahe-Schlägerei. Die größte Plattenbausiedlung Nordrhein-Westfalens demonstriere eine verfehlte Wohnungsbaupolitik. Dass das Leben in der tristen Trabantenstadt in erster Linie soziale Konflikte mit sich bringt, spürten vor allem die lokalen Sozialarbeiter.


„Komplett einsteigen“

Titisee-Neustadt – „Wichtige Dinge werden wir tun müssen“, meinte der stellvertretende Fraktionssprecher der SPD, Karl Wursthorn, im Gemeinderat von Titisee-Neustadt im Gasthaus ‚Bären‘, wo sich für die nächsten Kommunalwahlen die SPD-Kandidaten vorstellten, berichtet die »Badische Zeitung« am 27. Mai. Angesichts der eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten werde es aber „eine Legislaturperiode der Vertröstung“ werden. Wursthorn sprach sich für die Integration der Russlanddeutschen aus. Sie seien eine große Bevölkerungsgruppe, „die bisher nur beobachtend am Rande steht“. Kandidat Alexander Herzog will auf die Jugend, vor allem die jungen Spätaussiedler aus Russland zugehen, um deren Interesse an der Politik zu wecken, heißt es in dem Blatt. „Wenn wir da leben wollen, müssen wir komplett einsteigen, mit anlangen, uns engagieren“, so Herzog, der selbst vor 16 Jahren aus Kasachstan nach Neustadt gekommen sei.


Anpassungsdruck schadet dem Spracherwerb

Kassel – „Wenn wir keine doppelte Halbsprachigkeit wollen, müssen wir die Muttersprache in den Migrantenfamilien weiter fördern.“ Mit dieser Forderung will die Kasseler Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Christiane Winter-Heider darauf hinweisen, dass Zuwandererkinder oft weder die mitgebrachte Muttersprache, noch die neu zu erlernende Sprache richtig beherrschten, heißt es beim Informationsdienst Wissenschaft »idw« am 27. Mai. Grund sei ein übertriebener Leistungsdruck, der bei russlanddeutschen Aussiedlern häufig anzutreffen sei. Bei ihnen, so die Psychotherapeutin, habe sie oftmals ein „übersteigertes Bestreben“ festgestellt, sich der einheimischen Kultur vollständig anzupassen. Das sei nicht nur hinderlich für das psychische Wohlbefinden der Betroffenen.

Der Leistungsdruck steige in dem Maße, in dem die neuen Lebensverhältnisse von dem Bild abwichen, das sie sich von dem Land ihrer Vorfahren gemacht hatten. Werde der Wunsch übergroß, nicht als „Russe“, also Außenseiter, aufzufallen, sondern gesellschaftlich akzeptiert zu werden, sinke gleichermaßen die psychische Bindung zwischen den Familienmitgliedern. Damit falle die emotionale sprachliche Zuwendung weg, die über die „alte“ Muttersprache gegeben war. Die Doktorarbeit der Autorin, in der diese Thesen anhand von Fallbeispielen vorgestellt werden, ist dieser Tage veröffentlicht worden.


Der Fußball erinnert an die alte Heimat

Langenwinkel – Seit sechs Jahren ist Georg Mertian Fußballtrainer der ersten Mannschaft beim FV Langenwinkel. Wie viele seiner Spieler ist auch der 61-Jährige als Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommen, berichtet die »Badische Zeitung« am 29. Mai. Bald 20 Jahre sei das her, dass der in Tadschikistan geborene Russlanddeutsche nach Südbaden kam. Mit dem Engagement im Fußballverein wolle er zwar auch etwas für die Integration der jungen Spätaussiedler tun, doch auch der Sport selbst hat es ihm angetan. Schon mit 17 Jahren bestritt er Spiele in der ersten Liga von Tadschikistan, heißt es weiter, später als Profi beim Club Kairat Alma-Ata (heute Quairat Almaty) sowie bei Zelinik Zelinograd in der höchsten Liga Kasachstans. Nach einem Studium an der Sporthochschule in Moskau arbeitete Mertian als angestellter Trainer beim kasachischen Fußballverband. Er habe gut gelebt in jenen Tagen und sich dennoch nach Deutschland gesehnt. 1990 war es soweit, die Familie durfte ausreisen und kam nach Südbaden – unweit der Region, aus der seine Vorfahren damals nach Russland gezogen sind.


Spätaussiedler als Rückwanderer gezählt

München – Seit über 15 Jahren ist die Zahl fortziehender Deutscher größer als die der Rückwanderer. „Und das ist nicht alles“, schreibt die »Hessische/Niedersächsische Allgemeine« am 29. Mai: Jeder abwandernde Facharbeiter, jede im Ausland praktizierende deutsche Ärztin schwäche die heimische Finanzkraft um 280.000 beziehungsweise eine Million Euro, wie das Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München dieser Tage im Auftrag des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Migration und Integration (SVR) ermittelt habe. Bis 2004, so die Zeitung weiter, sei die Differenz zwischen Abwanderung und Zuwanderung allerdings statistisch „vernebelt“ worden, da beispielsweise zuwandernde Spätaussiedler als rückwandernde Deutsche gezählt worden seien, was die Wanderungsbilanz ausgeglichen erscheinen ließ.


Einwanderung vergessen

Berlin – Beim Blick zurück in die 60-jährige Geschichte der Bundesrepublik fehlte in der Festansprache des Bundespräsidenten ein politischer Meilenstein, kritisiert Barbara John, ehemals Ausländerbeauftragte des Senats von Berlin, im »Tagesspiegel« vom 31. Mai: Die Einwanderung, obwohl sie das Land weit in die Zukunft hinein prägen werde. Horst Köhler habe zwar über die zehn Millionen Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg gesprochen. Nicht erwähnt worden seien aber die mehr als 16 Millionen Menschen, die eingewandert seien oder von Einwanderern abstammten. Dazu gehörten Arbeits- und Heiratsmigranten, Asylbewerber, Aussiedler und Kriegsflüchtlinge.
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