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24. bis 30. August
Bundeskanzlerin spricht mit Aussiedlern

Berlin -  Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am 24. August Vertreter der Landsmannschaften der Russlanddeutschen, der Banater Schwaben und der Siebenbürgen-Sachsen im Kanzleramt empfangen, berichtet das »Presse- und Informationsamt der Bundesregierung« in einer Pressemitteilung am selben Tag. In dem einstündigen Gespräch sei es vor allem um Fragen der Integration, der Berufs- und Ausbildungsanerkennung sowie der Lage der deutschen Minderheiten in den Herkunftsgebieten gegangen. Die Aussiedler und Spätaussiedler seien mit ihrem Können, ihrem Fleiß und ihrer kulturellen Tradition eine Bereicherung für Deutschland, habe die Bundeskanzlerin gesagt. „Die große Mehrheit von ihnen ist hervorragend integriert.“ An dem Treffen habe auch der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Christoph Bergner, teilgenommen.


„Wie steht`s mit der Gewalt?“

Lahr – Auf ihrer Wahlkampftour durch Deutschland hat sich die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, in Lahr über die Integration von russlanddeutschen Spätaussiedlern informiert, berichtet die »Badische Zeitung« am 25. August. „Dass in Lahr seit Jahren Integration ganz oben auf der politischen Aufgabenliste steht, weiß Roth inzwischen“, kommentiert das Blatt und bemerkt, die Politikerin höre zu und stelle offen Fragen, zum Beispiel die, wie es mit der Gewalt stehe. Sie habe auch wissen wollen, ob von hier viele Spätaussiedler wieder zurück nach Russland gingen. Kritisch zu Wort gekommen seien unter anderem der örtliche Pfarrer Folkhard Krall und Oberbürgermeister Müller. Sie hätten die mangelnde nachhaltige Unterstützung bei der Integrationsarbeit durch die Politik angesprochen: Es reiche nicht, Projekte anzuschieben „und sich dann aus der Finanzierung zurückzuziehen. Was wir brauchen, ist Kontinuität“.


Mordmotiv soll „Hass auf Nichteuropäer“ sein

Dresden – Gegen den 28 Jahre alten Russlanddeutschen, der vor knapp zwei Monaten in einem Dresdner Gerichtssaal die 31-jährige Ägypterin Marwa El-Sherbini mit mehreren Messerstichen tötete und ihren Mann schwer verletzte, hat jetzt die Dresdner Staatsanwaltschaft Anklage wegen Mordes und versuchten Mordes erhoben, heißt es in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« vom 25. August. Als Motiv werde „Hass auf Nichteuropäer und Moslems“ angenommen. Ein psychiatrisches Gutachten habe den Täter für voll schuldfähig erklärt. Der Prozesstermin müsse vom Landgericht noch festgelegt werden.


Hilfe im Anerkennungsdschungel

Berlin – Integration funktioniert durch Bildung, sagt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Deshalb hat es die derzeitige Lage im Hinblick auf die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse analysiert, heißt es in einem Beitrag des »Deutschlandfunks« am 26. August. Darin wird die zuständige Bamf-Mitarbeiterin Katharina Koch gefragt, an welcher Stelle es bei der Anerkennungspraxis hakt. Tatsächlich werde Deutschland sehr treffend häufig als Anerkennungsdschungel beschrieben, räumt Koch ein. Für jede mögliche Frage, jeden Beruf, jedem Bundesland und nicht zuletzt jeder Herkunft („je nachdem, ob ich Europäer bin, ob ich ein Spätaussiedler bin oder ob ich aus einem Drittstaat komme“) gebe es unterschiedliche Ansprechpartner.

Erschwerend komme hinzu, dass oft die zuständigen Stellen selbst nicht wüssten, welche Informationen an anderer Stelle gegeben würden.  In ihrem Amt, so Koch im »Deutschlandfunk«, sei nun ein Konzept so genannter Servicestellen zur Erschließung ausländischer Qualifikationen erarbeitet worden, das derzeit im Saarland erprobt werde. Letztlich laufe es auf eine Begleitung durch den ganzen Anerkennungsprozess hinaus, der die Anerkennung selbst, mögliche Nachqualifizierungen und auch Arbeitsmarktperspektiven umfasse.


„Ich weiß nicht, wo meine Heimat ist“

Augsburg – Wenn die 86-jährige Aussiedlerin Hilde Schwab aus ihrem Leben erzählt, fällt auf, dass es immer andere waren, die über sie verfügten; die festlegten, dass sie kein Deutsch sprechen sollte, die bestimmten, innerhalb welcher Grenzen sie sich bewegen durfte, schreibt die »Augsburger Allgemeine« am 27. August und erinnert an den 28. August 1941, an dem ein Dekret Stalins die Deportation der Russlanddeutschen in den Osten der Sowjetunion verfügt hat. 1944 sei es der Familie Schwab gelungen, sich einem Flüchtlingstreck der Schwarzmeerdeutschen aus Odessa Richtung Westen anzuschließen.

Aus einem Sammellager in Brandenburg, das sie 1945 erreichte, wurden sie und ihre Landsleute allerdings von den sowjetischen Besatzern in Züge Richtung Osten verfrachtet, berichtet die Zeitung weiter. Bei Eiseskälte seien sie in Kasachstan angekommen und zur Zwangsarbeit eingeteilt worden. Vor allem die Hoffnung auf eine Rückkehr nach Deutschland habe sie aufrechterhalten. „Wenn sich ein Tor öffnet, dann geht dorthin, wo eure Wurzeln sind“, habe der Vater seiner Familie „ins Herz geschrieben“. 1989 war es endlich soweit. Heute lebt Hilde Schwab in Augsburg. Und doch, so die Zeitung, habe sie gesagt: „Ich weiß nicht, wo meine Heimat ist.“


Kaliningrad bis 1990 deutsches Inland

Berlin – Deutschstämmige, die bis 1990 in den früheren deutschen Ostgebieten geboren wurden, haben in Bayern ein Anrecht darauf, dass ihr Geburtsstaat im Melderegister als Deutschland ausgewiesen wird, berichtet »Die Welt« am 29. August. Der bayerische Innenminister Joachim Hermann (CSU) habe ein entsprechendes Schreiben mit dem Vermerk „Eilt! Sofort vorlegen!“ an die Landratsämter und kommunalen Behörden in Bayern verschickt und sich damit einer Empfehlung des Bundesinnenministeriums widersetzt. Im März dieses Jahres habe Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) empfohlen, Deutsche, die nach dem 2. August 1945 in bis dahin deutschen Gebieten geboren wurden, melderechtlich als im Ausland geboren zu behandeln. An diesem 2. August trat das Potsdamer Protokoll der Siegermächte in Kraft, in dem Deutschlands Grenzen neu gezogen waren. Pommern, Schlesien und Ostpreußen gerieten damit unter polnische beziehungsweise sowjetische Verwaltung.

Allerdings hätten die Innenminister der CDU-geführten Bundesländer vereinbart, dass sich die Meldebehörden flexibel verhalten könnten. Aus einem der »Welt« vorliegenden Brief gehe hervor, dass bei allen Deutschen, die bis zum 12. August 1990, dem Abschluss des Zwei-plus-vier-Vertrags mit der endgültigen völkerrechtlichen Anerkennung der deutschen Ostgrenze, in den einstigen Ostgebieten zur Welt kamen, „beim Eintrag des Geburtsstaats von einer Inlandsgeburt“ ausgegangen werden solle. Vertriebene und Spätaussiedler hätten immer wieder beklagt, dass sie bei der Ausstellung von Personalausweisen oder Pässen als Ausländer eingeordnet würden.


Nicht Integrations-, sondern Freizeitprobleme

Bremerhaven – Anfang der 1990er Jahre, als die ersten Spätaussiedler nach Leherheide zogen, hat es noch Integrationsprobleme gegeben, sagt Bernd Taube, Direktor der Heinrich-Heine-Schule der »Nordsee-Zeitung« vom 30. August. „Damals wurden wir als ‚Russenschule‘ bezeichnet.“ Seither habe sich eine Menge gewandelt. Heute identifizierten sich die Aussiedlerkinder kaum noch mit ihrer Herkunft. Und der Russischunterricht, früher auch als Ventil und Identitätsstütze für die Neuankömmlinge gedacht, werde mittlerweile genauso gern von eingesessenen Deutschen besucht. Jugendliche, die abends alkoholisiert auf dem Schulgelände herumlungerten, zeugten weniger von Integrationsproblemen als von mangelnden Freizeitangeboten.
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