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23. bis 29. November
Rollenspiele gegen das Fremdsein

Hagenow – Seit Oktober bis Ende des Jahres werden rund ein Dutzend Schüler in Hagenow in Mecklenburg-Vorpommern in einem Video den Alltag von jugendlichen Aussiedlern darstellen. Die Aussiedler nehmen selbst an dem Projekt mit dem Titel ‚Fremdsein in Hagenow‘ teil. So werden die Schüler unter fachkundiger Anleitung vor der Kamera Rollenspiele und Talkshows aufführen und den fertigen Film später als DVD interessierten Schulen zur Verfügung stellen, heißt es in der die »Schweriner Zeitung« am 23. November. Die Schüler seien nicht nur Laiendarsteller, sondern  führten auch die Kamera und arbeiteten am Mischpult. Finanziert werde das Projekt im Rahmen des Programms ‚Stärken vor Ort‘ über das Bundesfamilienministerium aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.


Deutsch – aber nicht ganz

Alzey – Mit Standardsätzen wie „Oh Mann, oh Mann“, „Das habe ich nicht verdient“ oder „Das geht mich nichts an“, kommt man überall durch, berichtet die Mainzer »Allgemeine Zeitung« am 23. November und zitiert damit Lilia Tetslau, nach eigenen Angaben „die einzige Spätaussiedlerin auf der Kabarett-Bühne“. Die Künstlerin war dieser Tage mit ihrem Programm ‚Deutsch … aber nicht ganz!‘ zu Gast in Alzey gewesen. Die in Sibirien geborene und seit 15 Jahren in Deutschland lebende Kabarettistin verstehe es, mit Witz und Humor zwischen Aussiedlern und Einheimischen zu vermitteln und zu einem unverkrampften Umgang mit dem Thema Integration beizutragen. Zu den Veranstaltern des Abends habe auch das rheinland-pfälzische Innenministerium gehört.


„Will meine Kenntnisse weitergeben“

Lahr – Andreas Köln ist nicht einmal 38 Jahre alt und hat schon ein außergewöhnlich abwechslungsreiches Berufsleben hinter sich, heißt es in der »Badischen Zeitung« am 28. November. Der Spätaussiedler habe eine Elektrotechniker-Lehre absolviert, eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann gemacht und acht Jahre in diesem Beruf gearbeitet, bis er sich mit einem Bauunternehmen selbständig gemacht habe. Zuvor noch, bevor er mit seiner Frau und der zweijährigen Tochter aus Tadschikistan  nach Deutschland aussiedelte, habe er beinahe ein Maschinenbau-Studium abgeschlossen. Ein halbes Jahr fehlte noch, so die Zeitung. Für einen Neustart an einer deutschen Universität reichte das Geld aber nicht. Die Kenntnisse aus seinem Berufsleben würde er gerne an andere Spätaussiedler weitergeben, sagt Köln, vielleicht als Berater für Existenzgründer. Er selbst habe einen entsprechenden Kurs besucht, „aber ich war der einzige Russlanddeutsche“.


Mit Judo zum Erfolg

Rotenburg – Dimitri Peters ist ohne Frage das sportliche Aushängeschild des TuS Rotenburg, meint die Rotenburger »Kreiszeitung« am 28. November. Zwei deutsche Meistertitel und mehrere Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften hätten den russlanddeutschen Judoka weithin bekannt gemacht. Der heute 25-Jährige war im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie als Aussiedler aus Sibirien nach Deutschland gekommen und mittlerweile ein Paradebeispiel dafür, welch wichtige Rolle der Sport bei  der Integration spielen könne. Im Gespräch mit der Zeitung sagte Peter, der Sport habe ihm viele Türen geöffnet, nicht nur zur deutschen Sprache, sondern auch beruflich. Nach seinem Aufstieg in den niedersächsischen Landeskader habe er nicht nur gleich eine Lehrstelle als Industriemechaniker erhalten, sondern damit auch eine Ausbildung, die ihm genügend Zeit für den Leistungssport ließ. „Mich hat mein Sport in die richtige Bahn gelenkt.“


Ernüchternder Befund

Berlin – Im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf stellen die russlanddeutschen Spätaussiedler einen Bevölkerungsanteil von mindestens zehn Prozent. Damit hat der Stadtteil eine weitaus höhere Migrantenquote als offiziell angegeben, denn als „Deutsche im Sinne des Grundgesetzes“ werden sie nicht eigens erfasst, heißt es im »Neuen Deutschland« am 26. November. Für den Rest der Bevölkerung seien die Spätaussiedler ganz selbstverständlich „Russen“. Die wirklichen Russen in Berlin aber gingen zu den Russlanddeutschen meist auf Distanz. Einer dieser Russlanddeutschen, der Schriftsteller Alexander Reiser, hat zum Thema Integration gerade den Erzählband ‚Robbenjagd in Berlin‘ vorgelegt.

33 kurze Geschichten berichten teils satirisch über die beschwerliche Odyssee von Russland nach Deutschland, heißt es in der Zeitung. Sein erzählerischer Befund sei ernüchternd, für viele Russlanddeutsche das Gefühl des Fremdseins offenbar geblieben. Das Buch sei linken Lesern ans Herz gelegt, so die Zeitung. Gerade diese würden oft im Umgang mit den Aussiedlern zwischen zwei Gefühlspolen schwanken: Den einen seien sie so etwas wie die stillen Botschafter und Bewahrer russisch-sowjetischer Kultur, „den anderen einfach ein bestenfalls zur CDU tendierender reaktionärer Haufen“. Beides sei falsch.


„Unerträglicher Sexualkunde-Unterricht“

Hamburg – Aus aktuellem Anlass erinnert die »Mitteldeutsche Zeitung« am 25. November daran, dass sich immer wieder Eltern weigerten, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Sie boykottierten das staatliche Erziehungswesen, weil der Unterricht nicht ihrer Weltanschauung entspreche. Der Verein  ‚Schulunterricht zu Hause‘ schätze, dass in Deutschland aus diesen Gründen etwa 500 schulpflichtige Kinder dem Klassenraum fernblieben. In Paderborn zum Beispiel habe eine Gruppe von Baptisten ihre 15 Kinder jahrelang vom staatlichen Unterricht abgehalten. Die tiefgläubigen Aussiedler aus Kasachstan hätten unter anderem den Sexualkunde-Unterricht für unerträglich gehalten. Nach langem Rechtsstreit seien sie nach Österreich ausgewandert, wo sie die Kinder in eine christliche Privatschule schickten.


Künftig mehr Engagement für die Älteren

Kleve – Nicht ohne Stolz blickt der Verein ‚Hafen der Hoffnung‘ auf 15 Jahre Arbeit für Aussiedler im Landkreis Kleve zurück, heißt es in der  »Neuen Rhein-Zeitung« am 29. November. Julia Weber, die erste Vorsitzende des Vereins, habe am Wochenende gemeinsam mit der Geschäftsführerin an dem Geburtstag Gäste zu einem Festprogramm empfangen. Die Idee habe sich bis heute zu einer erfolgreichen Einrichtung für Aussiedler entwickelt. Ehrenamtliche Mitarbeiter berieten in Existenz- und Alltagsfragen. Eine besondere Aufgabe für die Zukunft würden die Vereinsmitglieder darin sehen, ältere Menschen zu unterstützen.
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