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20. bis 26. März

„Ein leichtes Leben in Deutschland“

Altes Lager – Seit knapp vier Jahren lebt Wladimir Stach mit seiner Frau und drei Kindern in dem Ort Altes Lager im Bundesland Brandenburg. Weil die Ostdeutschen mehr mit russischen Gewohnheiten vertraut sind, wie der 58-jährige russlanddeutsche Aussiedler der «Märkischen Allgemeinen» am 23. März berichtet, sei auch die gesamte Familie dorthin gezogen, die vorher zum Teil in der Nähe von Frankfurt am Main lebte. Der gelernte Mechaniker stammt aus einem Dorf im Altai-Gebirge, rund 400 Kilometer von Barnaul entfernt. In dieser Gegend wurden die sowjetischen Militärfahrzeuge hergestellt, die Wladimir Stach jetzt in seinem Ein-Euro-Job für ein Museum des örtlichen Garnisonsvereins St. Barbara repariert. Es ist eine Arbeit, die ihm leicht fällt und die ihm Spaß macht, berichtet er der Zeitung. Am 31. Mai endet sein Arbeitsvertrag mit dem Verein. „Vielleicht gibt es eine Verlängerung“, hofft er. Bislang hat er noch immer eine Arbeit gefunden und meint deshalb: „Es ist ein leichtes Leben in Deutschland.“


Auf Spätaussiedler konzentriert

Berlin – 61 Jahre nach Kriegsende konzentriert sich der Bund der Vertriebenen (BdV) auf die Integration von Spätaussiedlern aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, schreibt die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» am 20. März. Einst war der BdV hauptsächlich ein Verband, der die Interessen von Flüchtlingen aus ehemals deutschen Gebieten in Osteuropa vertrat, die nach 1945 in die Bundesrepublik Deutschland kamen. Heute sind rund eintausend ehrenamtliche Helfer beim BdV mit der Beratung von Spätaussiedlern befasst, heißt es in der Zeitung, die über die BdV-Jahresversammlung berichtet, der in Berlin stattgefunden hat. Die wiedergewählte Vorsitzende Erika Steinbach hob hervor, dass der Kulturstaatsminister des Bundes eine Million Euro für die Kulturförderung nach dem Vertriebenengesetz freigegeben habe.


Jobpaten für junge Migranten

Hamburg – Ganz alleine hätte der 19-jährige Kyrill Isakov wohl keine Praktikumsstelle gefunden und wohl auch keine Aussicht auf eine reguläre Berufsausbildung. Der junge Spätaussiedler, der vor zwei Jahren aus Jekaterinburg kam und noch deutsch lernt, hat Glück gehabt, schreibt das «Hamburger Abendblatt» am 22. März. Er ist in Hamburg einer von zehn jugendlichen Migranten zwischen 17 und 24 Jahren, die so genannte Jobpaten gefunden haben. Die Idee mit der Patenschaft stammt vom Internationalen Bund (IB) und soll den jungen Zuwanderern helfen, einen Ausbildungsbetrieb zu finden. Die Paten - bei Kyrill Isakov ist es das Hamburger Unternehmerehepaar Kirsten und Carsten Buhck - setzen bei der Suche nach einer Lehrstelle ihre persönlichen Beziehungen ein und begleiten das „Patenkind“ während der ganzen Ausbildungszeit. Vier der zehn Jugendlichen aus dem Patenschaftsprogramm haben bereits einen Praktikumsplatz gefunden, darunter auch Isakov, der im Unternehmen seiner Paten arbeiten wird. Und im August kann er möglicherweise eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer beginnen.


Russlanddeutsches Theater

Oberstetten – Zehnjähriges Jubiläum feiert dieser Tage das Russlanddeutsche Theater in Niederstetten, und im Rahmen der Feierlichkeiten wurde erneut das Stück „Emigranten“ von Slawomir Mrozek aufgeführt, das schon in den Anfangszeiten des Theaters gespielt worden war, berichten die «Fränkischen Nachrichten» am 22. März. Die Schauspieler Peter Warkentin und David Winkenstern haben sich das Stück, mit dem sie vor Jahren schon einmal zusammen auf der Bühne standen, erneut vorgenommen. Schon damals war „Emigranten“ wegen der „verblüffenden Ähnlichkeit der Figuren und der Situation unserer Landsleute“ inszeniert worden, erinnert sich der Russlanddeutsche Warkentin. Die ins Land gegangenen Jahre haben dem Stück nicht geschadet, schreibt die Zeitung. Im Gegenteil: „Emigranten“ ist mit seinen Aussagen aktuell wie je, und die beiden Schauspieler noch überzeugender als zuvor: „reifer, emotional sehr stark und hochpräsent“. Auch der begeisterte Applaus im voll besetzten Amtshaussaal im bayerischen Oberstetten habe das gezeigt.


Noch näher zusammenrücken

Traunreut – Zu denen, die ein dickes Lob und herzliches Dankeschön für ihr Engagement entgegennahmen, gehörte im Traunreuter Heimathaus auch Gerhard Marino. Er hatte einen Männersprachkurs organisiert, da russlanddeutsche Männer wohl ungern gemeinsam mit den Frauen lernen wollen, berichtet das «Trostberger Tagblatt» am 22. März. Bei der von Galina Kopp geleiteten Dankesfeier handelte es sich mehr um ein Patenschaftsfest, auf dem sich vor allem die Kinder von Spätaussiedlern bei einheimischen Bürgern für die Hilfe beim Einleben in der bayerischen Gemeinde mit einem kleinen Konzert, Tänzen sowie deutschen und russischen Liedern bedankten. Zahlreiche Traunreuter hatten Patenschaften für russlanddeutsche Kinder und Erwachsene übernommen. Das Fest, so Galina Kopp, sollte auch einen Beitrag dazu leisten, dass die 65 Nationen in der Stadt in Zukunft noch näher zusammenrücken.


Der Cloppenburg-Faktor

Cloppenburg – Cloppenburg erscheint wie eine Oase in der Wüste. In der niedersächsischen Kleinstadt mit ihren 33.000 Einwohnern werden mehr Kinder geboren als in jeder anderen deutschen Kommune – statistisch gesehen. Pro Frau werden hier 1,9 Kinder zur Welt gebracht. In zehn Jahren, wenn anderswo ganze Landstriche vergreist sein werden, wird die Hälfte der Cloppenburger unter 40 Jahre alt sein, schreibt der Internet-Dienst «Spiegel-Online» am 24. März und fragt: „Woher kommt der Babyboom?“ In dem „Nest“ gebe es weder Universität noch ein Theater und keine einzige Kindertagesstätte, wohl aber über hundert Sport- und Schützenvereine. Die traditionell katholische Bevölkerung, vor dem Zweiten Weltkrieg hauptsächlich ärmliche Bauern, lebt heute vor allem von Nahrungsmittelverarbeitung und Maschinenbau für die Landwirtschaft. Die Unternehmer seien sozial gesinnt und stellen ihren Mitbürgern Arbeitsplätze zur Verfügung. Gerne beschäftigen sie russlanddeutsche Spätaussiedler, die viel zum Kinderreichtum beitragen. Viele der Familien haben sechs oder mehr Kinder. Mit den Zuwanderern kamen aber auch Probleme in die biedere Stadt. „Es gibt jetzt sogar Drogen in Cloppenburg und Gewalt“, sagt die Vorsitzende vom Sozialdienst katholischer Frauen.


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