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Karrierestart in Kasachstan

München – Irina Mikitenko denkt gerne an ihre karge Zeit zurück, schreibt die »Süddeutsche Zeitung« am 24. April. Die 36-jährige Marathonläuferin vom TV Wattenscheid habe ihre Kindheit in Alma Ata, „im kasachischen Mangel“, verbracht und dazu geäußert: „Ich bin froh, dass ich dort groß geworden bin, man kämpft als Kind schon.“ Die Zähigkeit, die ihr einst die raue Jugend in Kasachstan abverlangt habe, sei schließlich immer ihr Kapital gewesen auf dem Karriereweg. Die erfolgreiche Sportlerin - dieser Tage gewann sie den prestigeträchtigen  London-Marathon - kam vor bald 13 Jahren mit ihrem Ehemann Alexander und dem gleichnamigen, damals einjährigen Sohn in die Heimat ihrer Urgroßeltern zurück, heißt es weiter in dem Blatt. Vor drei Jahren wurde Tochter Vanessa geboren. Ihr Trainingslager habe sie in diesem Jahr in Kyrgyzstan aufgeschlagen, nicht weit entfernt von Almaty und den Schwiegereltern.


Dreimal bei Null begonnen

Königsbrunn – Die 75-jährige Ella Turgunbajew hat dreimal in ihrem Leben bei Null anfangen müssen, zuletzt 1996, als sie von Usbekistan ins schwäbische Bobingen zog, berichtet die »Augsburger Allgemeine« am 23. April. Das erste Mal war im August 1941. Mit ihrer russlanddeutschen Familie wurde sie damals von Krasnoameisk an der Wolga nach Nordsibirien deportiert. 1956 übersiedelte sie alleine ins damalige Frunse in Kyrgyzstan. Einige Jahre später folgte sie ihrem Mann nach Samarkand in Usbekistan und arbeitete sich dort nach einer Schneiderlehre und in der Abendschule nachgeholtem Schulabschluss bis zur Büroleiterin hoch.

Mit der Perestroika wurde die Situation schwieriger, heißt es in der Zeitung, da hätte die mittlerweile fünfköpfige Familie usbekisch lernen müssen. Da bereits alle Verwandten in Deutschland lebten, habe man beschlossen, statt dessen „unseren Kindern zuliebe“ lieber Deutsch zu lernen und in die Bundesrepublik zu ziehen. Mit nur zwei Koffern ging es also erneut auf die Reise. In Bobingen ließen sie sich nach mehreren Aufenthalten in Übergangslagern schließlich nieder. Die Tochter wohnt in der Nähe, der Rest der Familie ist im Land verstreut.


„Ein Leben lang Angst vor der Polizei“

Kirchheim – Nach vielen anderen Städten Deutschlands ist dieser Tage Kirchheim Gastgeber der russlanddeutschen Wanderausstellung ‚Volk auf dem Weg‘, schreibt der »Teckbote« am 23. April. Ergänzt werde die Schau durch „druckfrische Tafeln“, auf denen sich Aussiedlerfamilien aus Kirchheim vorstellen und über ihr Schicksal berichten. Einer von ihnen ist der Physiker Ewald Seher, der seit zehn Jahren hier lebt und sich von Anfang an ehrenamtlich um die Integration anderer Spätaussiedler gekümmert hat, heißt es weiter.

Beim Pressegespräch zur Ausstellungseröffnung habe er erläutert, warum es den Russlanddeutschen so oft an Deutschkenntnissen fehle. Die staatlichen Repressionen hätten in Russland die Sprache unterdrückt und auch dazu geführt, dass Aussiedler „bis heute sehr schüchtern und zurückhaltend“ seien, wie er aus eigener Erfahrung wisse: „In Russland hatte ich mein Leben lang Angst vor der Polizei. Deshalb habe ich auch in Deutschland einen großen Bogen gemacht, wenn ich ein Polizeiauto gesehen habe. So etwas prägt sich eben tief ein. Mir wurde dann erklärt, dass ich das in Deutschland nicht machen muss.“


Russlanddeutsche Kultur für die Nachwelt dokumentieren

Gütersloh – 2,3 Millionen Russlanddeutsche sind seit 1950 in die Bundesrepublik gekommen. Die massive Einwanderung der Spätaussiedler seit Ende der 1980er Jahre ist noch sehr präsent, die Bemühung um ihre Integration läuft auf vollen Touren, schreibt das »Westfalen-Blatt« am 24. April. Mit der Geschichte der Russlanddeutschen, die weit zurückreiche, beschäftigt sich die Ausstellung ‚Nach langen Wegen‘ im Gütersloher Stadtmuseum. Die Geschichte habe vor tausend Jahren begonnen, als erste Gruppen aus Deutschland nach Russland gingen, um sich dort anzusiedeln. Vor allem aber reiche sie ins 18. Jahrhundert zurück, als Deutsche im Zarenreich eigene Städte gründeten.

Als später Verfolgungen drohten wie nach der Oktoberrevolution, dem Ersten Weltkrieg oder zuletzt nach 1987, gingen viele erneut auf Wanderschaft. Die Exponate der Ausstellung stammen überwiegend aus dem Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold, heißt es in der Zeitung weiter. Museumsleiterin Katharina Neufeld habe erläutert, die russlanddeutsche Geschichte und Kultur auch für die Nachwelt dokumentieren zu wollen. Denn eine Zukunft gebe es nicht für diese Kultur. In Deutschland werde sie durch die Integration der Aussiedler „bald verschwunden sein“, in Russland sei sie nach Jahrzehnten der Unterdrückung überhaupt nicht mehr vorhanden.


Rechtsextreme dürfen nicht in Friedland aufmarschieren

Göttingen – „Liebe Mama, ich bin stolz auf Dich, dass Du trotz Deiner 75 Jahre noch immer gegen Nazis auf die Straße gehst. Den Blumenstrauß gibt’s nachher in Friedland! Deine Silke.“ Diesen Text wollte ein Ehepaar zum Muttertag im Göttinger Tageblatt als bezahlte Anzeige erscheinen lassen. Denn in Friedland, schreibt »Die Tageszeitung« (taz) am 23. April, durch das viele tausend Kriegsheimkehrer und Spätaussiedler in die Bundesrepublik kamen, habe die NPD-nahe ‚Deutsch-Russische Friedensbewegung europäischen Geistes‘ für den 9. Mai einen so genannten Friedensmarsch geplant. Die Anzeige verstand sich wohl auch als Aufruf zum Protest dagegen.

Das Göttinger Tageblatt habe eine Veröffentlichung der Anzeige aber abgelehnt, weil der Text „verboten“ sei, wie dem Ehepaar telefonisch mitgeteilt worden sei. Nach einer Anfrage der taz habe das Blatt allerdings eingelenkt: Die Anzeige werde vertragsgemäß abgedruckt. Unterdessen habe der Landkreis Göttingen den Aufmarsch der Rechtsextremen verboten. Friedland gelte mit seinem Grenzdurchgangslager als „Tor zur Freiheit“ und dürfe, so der Landrat, nicht durch Verbreitung rechten Gedankengutes oder Gewalttätigkeiten entwürdigt werden.


In Schwerin „noch Defizite bei der Integration“

Schwerin – Schwerin ist seit über 13 Jahren eine Zuwanderungsstadt, vor allem für jüdische Migranten und Spätaussiedler, schreibt die »Schweriner Volkszeitung« am 22. April. Daneben gebe es auch Migranten aus dem arabischen und kurdischen Raum. „Die Integration dieser Bevölkerungsgruppen ist zwar teilweise erfolgt, doch gibt es noch Defizite“, zitiert das Blatt die Schweriner Oberbürgermeisterin Angelika Grankow. Das liege vor allem an den Vorurteilen der Einheimischen und dem teilweisen Rückzug von Migranten in ihre eigene Sprache und Kultur. Die Stadtverwaltung arbeite derzeit an einem Konzept, in dem die Integration der Zuwanderer in den Arbeitsmarkt den Schwerpunkt bilden soll. Unter den Ausländern Schwerins gebe es eine Arbeitslosenquote von 51,5 Prozent. In der Zahl seien die arbeitslosen Spätaussiedler und eingebürgerten Migranten noch nicht mit eingerechnet.


Spaziergänger sind wieder sicher

Langenfeld/Monheim – Die Bürger von Langenfeld und Monheim können sich sicher fühlen, heißt es in der »Rheinischen Post« am 25. April. Die jetzt vorgelegte Kriminalitätsstatistik 2008 habe gezeigt, dass die Zahl der angezeigten Straftaten im Vergleich zum Vorjahr erheblich gesunken sei. Als eine der Ursachen habe Kripo-Chef Henning Rajewski die Neuordnung der Kreispolizei angegeben. Bei bestimmten Einsätzen könne jetzt mehr Präsenz gezeigt werden. So hätten etwa regelmäßige Kontrollen der neu gebildeten Polizeiabteilung ‚Einsatzunterstützung‘ die angespannte Situation am Eingang zum Freizeitpark Langfort beruhigen können. Dort hätten insbesondere alkoholisierte Russlanddeutsche abendlichen Spaziergängern Angst eingejagt.


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