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17. bis 23. September

Mit Rap-Texten aufrütteln

Frankenberg – Vor einem Jahr hat sich der 19-jährige Russlanddeutsche Sergei Getmann mit zwei jüngeren Partnern aus Frankenberg zusammengetan und die Rapper-Gruppe „Crhyme Royal Connection“ gegründet, berichtet die «Waldeckische Landeszeitung» am 19. September. Crhyme ist eine Verschmelzung der englischen Wörter crime, also Verbrechen, und rhyme, was für die Texte der Rapper steht. Die beiden Einheimischen absolvieren gerade eine Lehre, Sergei Getmann besucht seit August das berufliche Gymnasium in Marburg, um später hier das Abitur zu machen. Die Drei verarbeiten ihren alltäglichen Frust in der Musik, heißt es in der Zeitung: Kränkungen, die unvermeidlichen Rückschläge in der Pubertät mit der ersten Liebe, Vorurteile gegen Aussiedler. Allerdings resignierten sie nicht, sondern blickten nach vorn. „Geh deinen Weg, du wirst die Sonne sehen – es liegt an dir, es kann sich alles ändern“, zitiert das Blatt aus einem ihrer Rap-Titel. Alle Texte haben die Drei selbst geschrieben. Sergei wolle andere motivieren. Er selbst habe sich als Russlanddeutscher durchgekämpft. Jetzt wolle er „die Leute mit seinen Texten aufrütteln“, so das Blatt.


Sprachprobleme

Kaltenkirchen – Die Stadt soll familienfreundlicher werden – „für Menschen zwischen 0 und 99 Jahren“. So steht es, schreibt die «Segeberger Zeitung» am 18. September, in der Gründungserklärung des Bündnisses für Familie, das es nun auch in Kaltenkirchen gibt. Die deutschlandweit vom Bundesfamilienministerium propagierte, allerdings nicht finanzierte Aktion findet bereits in 436 Gemeinden statt. Dass es an der Familienfreundlichkeit in Kaltenkirchen noch einiges zu verbessern gibt, offenbarte eine Diskussionsrunde auf der Gründungsveranstaltung. Beteiligt waren die fünffache Mutter Susanne Kschamer, Pastorin der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde des Ortes, die Realschulabsolventin Sarah Kählig, die dringend einen Ausbildungsplatz sucht, und der Russlanddeutsche Alexander Omet, der vor sieben Jahren aus dem westsibirischen Omsk nach Deutschland kam. Die Drei schilderten ihre Erfahrungen angesichts fehlender Betreuungsangebote für Kinder berufstätiger Eltern, entmutigend langer Suche nach einem Ausbildungsplatz und der Diskriminierung wegen sprachlicher Probleme. „An den Schwächen wollen wir arbeiten“, sagte Elke Adomeit, Koordinatorin des Bündnisses für Familie.


Eleonora Hummel in Backnang

Aspach – 2002 erhielt sie den Russlanddeutschen Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg für Literatur, 2006 den Adalbert-von-Chamisso-Förderpreis der Robert-Bosch-Stiftung: die 1970 in Kasachstan geborene Schriftstellerin Eleonora Hummel. Im Alter von zwölf Jahren kam sie nach Deutschland; seit 1995 ist sie literarisch tätig und veröffentlichte Prosabeiträge und Artikel in zahlreichen Literaturzeitschriften, berichtet die «Backnanger Kreiszeitung» am 20. September und kündigt eine Lesung der Russlanddeutschen aus ihrem Roman „Die Fische von Berlin“ an. Über dieses Buch habe der „Stern“ geschrieben, es „erlaubt einen unverstellten Blick auf die Gemütslage junger Russlanddeutscher, die glauben, ins Paradies zu kommen und in Deutschland landen“.


Nikita startet durch

Kaltenkirchen – Aus Sajanogorsk stammt der junge Russlanddeutsche Nikita Grebenjuck. Vor drei Jahren noch lebte er mit seinen Eltern in dem sibirischen Ort, bis die Familie beschloss, den Traum von der neuen Heimat in Deutschland wahr zu machen, berichtet das «Hamburger Abendblatt» am 22. September. Jetzt wohnen die Grebenjucks in einem Mietshaus in Kaltenkirchen. Der Vater arbeitet bei einer Zeitarbeitsfirma, die Mutter, früher Lehrerin, musste ihr Studium wegen mangelnder Sprachkenntnisse erst einmal abbrechen. Nur der 17-jährige Nikita „ist durchgestartet“, schreibt das Blatt. Die Landesregierung stattete ihn mit dem Schülerstipendium „Start“ für besonders begabte Zuwanderer aus, und er schloss die Realschule im Sommer als Jahrgangsbester ab. Jetzt geht er aufs Gymnasium. Seine Lieblingsfächer sind Mathematik, Physik, Chemie und Sport. Vage Zukunftspläne hat er auch schon: „Ich möchte in die Forschung.“


Ausgesiedelt für die Familie

Jena – „Meine Enkel sollen es besser haben“, sagt Dagmar Trifonov. Sie habe lange überlegt, ob sie als Deutschstämmige der Familie nach Deutschland aussiedeln sollte. Es sei nicht ihre eigene Idee gewesen, berichtet die «Thüringische Landeszeitung» am 21. September. Letztlich habe sie es für die Familie getan. 2006 kam die 79-Jährige mit ihrem Ehemann, den beiden Töchtern, einem Schwiegersohn – alle sind Ärzte – und vier Enkelsöhnen nach Jena. Bevor die Töchter und der Schwiegersohn wieder als Ärzte arbeiten können, müssen sie einen medizinischen Sprachkurs absolvieren und anschließend ein Praktikumsjahr absolvieren. Bis dahin leben sie von Hartz IV. Die vier Enkel haben rasch deutsch gelernt. Die beiden Älteren sind Ingenieure, die beiden jüngeren haben gerade die Zulassungsberechtigung für die Universität erhalten. „Vielleicht macht die Zeit ja auch Deutschland zu meiner Heimat“, sagt Dagmar Trifonov. Es klinge so, als zweifle sie an den eigenen Worten, schreibt die Zeitung.


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