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17. bis 23. August
„Gezielt junge Migranten ansprechen“

Berlin – Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Otto Kentzler, möchte im Kampf gegen drohenden Fachkräftemangel gezielt Schulabgänger mit Migrationshintergrund ansprechen, schreibt »Migazin« am 18. August. Handwerksbetriebe würden 2009 zwar genau so viele Lehrlinge ausbilden wie im Vorjahr, doch in manchen Berufen ließen sich nicht genug junge Leute finden. Wegen des „Geburtenknicks“ dürfte die Zahl der Schulabgänger jetzt drastisch zurückgehen, sagte Kentzler.

Und da noch viele Schüler hinzukämen, die keinen Abschluss schafften, „kommen (wir) auch nicht umhin, junge Osteuropäer – Polen, Tschechen, Ungarn – zur Ausbildung ins Land zu holen“. Der Verbandspräsident hält zudem die Bildungspolitik der vergangenen zehn Jahre für gescheitert. Vielfach seien Sprachprobleme der Grund für ein Versagen in der Schule. „Ohne Sprachkenntnisse keine Berufschancen. Und ohne Berufschancen keine Integration.“


Nachholbedarf bei Betrieben

Worms – Lange ist in Worms um die Einrichtung einer städtischen Migrations- und Integrationsbeauftragten-Stelle gekämpft worden; seit Februar teilen sich Elisabeth Gransche und Sabine Müller nun die Aufgabe, berichtet die »Wormser Zeitung« am 20. August. Dieser Tage hätten die Beiden nun ein Papier vorgelegt, in dem die künftige Integrationsarbeit dargestellt worden sei. Danach fußt Integration auf den drei Säulen Bildung, Partizipation und Arbeit. Ein Viertel der Wormser Stadtbevölkerung, eingerechnet die Spätaussiedler, sei zugewandert. Bei den unter 25-Jährigen liege der Anteil derjenigen, die aus Migrantenfamilien stammten, sogar bei über 48 Prozent.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Berufsausbildung gerade dieser Jüngeren sind für Sabine Müller deutsche Sprachkenntnisse. Deshalb solle in Kindergärten und Vorschulen die schon vorhandene Sprachförderung so ausgebaut werden, dass wie in Nordrhein-Westfalen die Mütter einbezogen und auch die Herkunftssprache geübt werden könne. Außerdem sei geplant, bei regionalen Unternehmen dafür zu werben, Migranten einzustellen. Die Betriebe hätten hier noch erheblichen Nachholbedarf.


Aussiedlerpolitik in Wahlkampftagen schwer zu vermitteln

Ratingen – Sebastian Wladarz ist Aussiedlerbeauftragter der CDU im Kreis Mettmann. Der 33-Jährige lebt seit vielen Jahren in Ratingen, nachdem er 1987 selbst als Aussiedler aus dem oberschlesischen Gleiwitz nach Deutschland kam, heißt es in der »Rheinischen Post« am 20. August. Wenn er von seiner Arbeit spreche, schwinge viel Frust mit. „Da kommt man sich manchmal wie ein bekloppter Idealist vor“, zitiert ihn das Blatt. Politik für Aussiedler und mit ihnen sei keine leichte Kost in diesen lokal- und bundespolitischen Wahlkampftagen: „Einfach schwer zu vermitteln.“


Musterschüler grenzt sich ab

Burgkirchen – Waldemar Blech wurde vor 20 Jahren in Kasachstan geboren; im Alter von fünf Jahren kam er nach Burgkirchen, berichtet die »Passauer Neue Presse« am 22. August über den jungen Mann, „der alle Aussiedler-Klischees widerlegt“. Denn ganz anders als die „Problemjugendlichen“ unter den Spätaussiedlern der Region, habe Blech das Aventinus-Gymnasium Burghausen besucht und ein Abitur mit der Traumnote 1,0 gemacht. Im Laufe der Gymnasialzeit hatten sich seine Schulleistungen stetig gesteigert, wohl auch, weil er sich „für das Meiste, was im Unterricht geboten wurde, interessieren (konnte)“, wie er der Zeitung erzählt.

Doch viel mehr noch war sein Ehrgeiz für den Erfolg verantwortlich. Am Ende der elften Klasse habe er sich vorgenommen, ein Einser-Abitur zu erreichen. „Jetzt hat er es geschafft und ist stolz darauf“, schreibt das Blatt. Später wolle er einmal Gymnasiallehrer mit Hauptfach Latein werden. Mit einer Ausnahme - im Kindergarten habe ihn ein türkisches Mädchen einmal als „Sch … russe“ bezeichnete - sei er von den Einheimischen nie beschimpft oder ausgegrenzt worden, erinnert sich Waldemar Blech. Er selbst wolle aber nichts zu tun haben mit den „typischen Aussiedlern in Rapperklamotten“. Mit ihnen, sagt er, „möchte ich nicht über einen Kamm geschoren werden“. Unter seinen Freunden befänden sich kein einziger Russlanddeutscher.


Verdienstkreuz für Johanna Jenn


Meppen – Die 84-jährige Spätaussiedlerin Johanna Jenn, die 1992 mit ihrem Mann Karl und fünf Kindern aus Russland nach Niedersachsen kam, hat aus der Hand von Ministerpräsident Christian Wulff das Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens erhalten. Die Russlanddeutsche habe sich in beispielhafter Weise und in jahrelangem unermüdlichen Einsatz in Wort, Tat und Bildern für ein von Frieden und Liebe geprägtes Miteinander der Menschen und für die Integration der Spätaussiedler eingesetzt, schreibt die »Neue Osnabrücker Zeitung« am 22. August.

Wulff habe bei der Übergabe des Ordens in Meppen, dem Wohnort der Russlanddeutschen, gesagt, „es ist wichtig, dass man sich miteinander auf die Zukunft freut, die Zukunft gemeinsam angeht und nicht nebeneinander lebt in Parallelgesellschaften“. Mit ihrem Wirken wie auch mit ihrem Buch ‚Unsere alte und neue Heimat‘ habe Johanna Jenn dafür gekämpft, „dass die unzähligen Opfer von Krieg und Vertreibung nicht vergessen werden“. Der Politiker erinnerte daran, dass die im ukrainischen Berdjansk Geborene im Laufe ihres Lebens 26-mal den Wohnsitz wechseln musste.
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