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16. bis 22. Mai 20. Kalenderwoche

Überdurchschnittlich

Berlin - Die gute Nachricht: Die Zahl der Drogentoten ist in Deutschland gesunken. 1385 Personen sind im vergangenen Jahr gestorben, so viele wie im Jahr 1989. Die schlechte Nachricht: Ein Zehntel der Opfer waren junge Aussiedler – überdurchschnittlich viele im Vergleich zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung. Die Welt berichtet am 18. Mai von der Vorstellung des jüngsten Drogenberichts der Bundesregierung und stellt darüber hinaus fest, junge Leute konsumierten immer häufiger Haschisch und Aufputschdrogen. Dadurch sei der Weg in die Abhängigkeit vorgezeichnet.


Beratung

Oldenburg – Wissenschaftler der Universität Oldenburg haben 300 junge Aussiedler im Landkreis Cloppenburg nach ihrer Erfahrung mit Drogen befragt, um neue Wege der Suchthilfe zu finden. 14 Prozent der Einwohner des Landkreises sind Aussiedler, in einigen Gemeinden zählt ihr Anteil über 20 Prozent. Nach einem Bericht des Informationsdienstes Uniprotokolle vom 19. Mai sind die Integrationsangebote bei Sprachkursen und sozialer Beteiligung bei weitem nicht ausreichend. Die Empfehlungen der Wissenschaftler an Behörden und Sozialeinrichtungen sind kaum überraschend: Berücksichtigung des kulturellen Hintergrundes von Zuwanderern in der Beratungsarbeit; Beteiligung von Muttersprachlern; Berücksichtigung von eigenen Zukunftsvorstellungen der Klienten.


Russenviertel

Augsburg – Die 19-jährige Nina Trentmann hat sich für die Zeitung „Augsburger Echo“ im Augsburger Übergangswohnheim Birkenhof umgehört und eine Reportage über die Lage der Aussiedler verfasst. In Augsburg leben 33.000 Aussiedler, viele von ihnen im so genannten Russenviertel. Erschienen ist der Text allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nach einem Bericht bei Spiegel Online vom 20. Mai ist das Blatt eine Übungszeitung des Instituts zur Förderung des publizistischen Nachwuchses, einer Journalistenschule der Katholischen Kirche. Neben ihrem Studium können hier junge Leute das journalistische Handwerk erlernen.


Lebenserfahrung

Hof – Als ihr Mann vor fünf Jahren starb, hat Maria Roth mit dem Schreiben begonnen. Derzeit arbeitet sie an ihrem dritten Buch – Geschichten und Beobachtungen aus dem Alltag, in die eine reiche Lebenserfahrung einfließt. Die Frankenpost berichtet am 18. Mai, die aus Kasachstan stammende Geschichtslehrerin lebe seit zehn Jahren im bayerischen Hof. Ihr erstes Buch mit dem Titel „Nostalgie“ habe sie, wie fast alle ihre Arbeiten, in russischer Sprache verfasst und in einer Auflage von gerade fünf Exemplaren drucken lassen. So ist Maria Roth mit all ihren Lesern persönlich bekannt, denn die Bücher wandern von Hand zu Hand. Ihre jüngste Arbeit mit dem Titel „Schicksalsstreich“, über 300 Seiten stark, erschien bereits in zehn Exemplaren.


Vernagelt

Gersfeld - Der Jugendtreff der Stadt Gersfeld bei Fulda ist seit geraumer Zeit geschlossen und „zugenagelt“, wie die Fuldaer Zeitung am 21. Mai berichtet. Jetzt kommt Abhilfe: Ein Sozialarbeiter soll eingestellt werden, für dessen Tätigkeit bis Ende nächsten Jahres 65.000 Euro bewilligt wurden. Konservativen Stadtverordneten ist das Projekt zu teuer, sie stimmten gegen den Plan. Nach ihrer Meinung stehen die Kosten „in einem nicht annehmbaren Verhältnis“ zu den Chancen, junge Aussiedler zu integrieren.


Klartext

Aschaffenburg - In der Stadtverwaltung von Aschaffenburg herrscht Alarmstimmung: „Die Situation hat sich in den letzten Jahren verschärft und wird sich künftig weiter verschlechtern“, sagt ein Mitarbeiter des Oberbürgermeisters. Gemeint ist die Lage junger Aussiedler, über die der Stadtrat eine Untersuchung in Auftrag gegeben hatte. Die Rhein-Main-Zeitung berichtet am 16. Mai, vor allem fehlende Deutschkenntnisse und Kürzungen bei Sprachkursen schafften eine immer schwierigere Situation. Aber auch erfolgreiche Absolventen von Sprachkursen, die zudem eine gute Berufsausbildung hätten, scheiterten bei der Arbeitssuche. Derart düstere Perspektiven gebe vor allem der Jugendgerichtshilfe Arbeit. Häufigstes Delikt: Diebstahl. Aschaffenburg hat in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich viele Aussiedler aufgenommen, da hier zahlreiche Plätze in Wohnheimen zur Verfügung stehen.


Sprachkenntnisse

Wolfsburg – Schon in Kindertagesstätten sollte Sprachförderung stattfinden. Diese Überzeugung vertritt die Landesregierung von Niedersachsen. In der Stadt Wolfsburg aber werden die Mittel seit 2004 kontinuierlich gekürzt, wie die Wolfsburger Nachrichten am 14. Mai melden. Die Kosten für Fachpersonal werden erst dann übernommen, wenn der Anteil an ausländischen Kindern in einem Kindergarten mindestens 56 Prozent beträgt. 2003 durften es noch 40 Prozent sein. Aussiedlerkinder, die ebenso gefördert werden müssten, werden nicht mitgezählt. „Da wird der Pass gezählt. Real sprechen aber manchmal bis zwei Drittel in einer Kita nicht deutsch als Muttersprache“, klagt der Wolfsburger Stadtrat Klaus Mohrs.


Weichenstellung

Offenburg – In der badischen Region Ortenau bei Offenburg werden Spätaussiedler und Ausländer, die dauerhaft in Deutschland bleiben wollen, künftig noch intensiver auf ihr Leben in der Bundesrepublik vorbereitet. Wie die Mittelbadische Presse am 18. Mai berichtet, wird die so genannte Erstberatung für die Zuwanderer gemeinsam von der katholischen  Caritas, dem Deutschen Roten Kreuz und dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche durchgeführt. Die Zuwanderer sollen gezielt nach ihren beruflichen Qualifikationen befragt werden, damit sie entsprechende Arbeitsstellen finden. „Wir wollen die Leute ermutigen, sofort (nach ihrer Ankunft in Deutschland) zu uns zu kommen, denn am Anfang werden die Weichen gestellt“, sagte eine Mitarbeiterin des Diakonischen Werks.


Ehrenamt

Rotenburg – Die „gute Fee von Rotenburg“ muss ihre Arbeit möglicherweise beenden. In einem Bericht der Rotenburger Rundschau vom 17. Mai heißt es, die 66-jährige Karin Mühleweg, die wegen ihrer ehrenamtlichen Aktivitäten für Aussiedler mit dem Bundesverdienstkreuz und anderen Auszeichnungen geehrt wurde, müsse ihr Engagement wohl bald einstellen. In Rotenburg bei Bremen betreibt sie seit über 20 Jahren ohne Bezahlung einen Kindergarten. Die Kosten für Miete und andere Auslagen wurden bislang vom Landkreis übernommen. Seit Anfang des Jahres ist die Förderung allerdings so stark gekürzt worden, dass der Kindergarten voraussichtlich geschlossen werden muss.


Familienkonflikt

Aurich – Ein 22-jähriger Russlanddeutscher aus Kasachstan steht im norddeutschen Aurich vor Gericht, weil er seinen 45-jährigen Vater im August 2003 aus dem Fenster seiner Wohnung gestürzt hatte. Nach einem Bericht der Ostfriesischen Nachrichten vom 20. Mai hatte sich der Vater im Alkoholrausch seinem Sohn genähert, der seit der Trennung der Eltern jeglichen Kontakt zu ihm gemieden hatte. Den Fenstersturz überlebte er nur knapp. Nun ist der Sohn des versuchten Totschlags angeklagt.


Legal - illegal

Köln – Der deutschstämmige Anatoli Barg aus der Ukraine hat vor Gericht zwar eingeräumt, an der illegalen Schleusung von tausenden Ukrainern nach Deutschland mitgewirkt zu haben. Schuldig im Sinne des Gesetzes habe er sich dennoch nicht gemacht, sagten seine Verteidiger in einem Verfahren, über das der Kölner Stadtanzeiger und zahlreiche weitere Zeitungen am 19. Mai berichten. Barg hofft auf Einstellung des Verfahrens, obwohl er vor über einem Jahr in einem ähnlichen Prozess für andere Schleusungen schon zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war. Die Behörden hätten von seinem verbotenen Tun gewusst, behauptete er nun vor dem Kölner Landgericht. Schon deshalb könne es nicht illegal gewesen sein.

 

Beherzt

Blankenburg – Ein 16-jähriger Spätaussiedler half in Blankenburg bei Magdeburg einem Zivilpolizisten bei der Festnahme eines Ladendiebs. Nach einer Meldung der Magdeburger Volksstimme standen beide als Käufer vor der Kasse eines Supermarktes, als der maskierte Räuber den Kassierer mit einer Schreckschusspistole bedrohte und das Geld an sich nehmen wollte. Nach kurzer Rangelei konnte er überwältigt werden.


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