ORNIS-PRESS
ORNIS-PRESS
ORNIS-RSSORNIS-RSS|ORNIS InfoBriefORNIS InfoBrief|  

Sie sind hier: Startseite ›› Wochenrückblick ›› 2007

Schrift: kleiner | normal | größer

16. bis 22. April

Spielerisch Singular und Plural bilden

Oyten – In der Oytener Kindertagesstätte Am Berg wird eifrig Deutsch gelernt. 40 Prozent der Jungen und Mädchen, die täglich hierher kommen, stammen aus zugewanderten Familien, und 75 bis 90 Prozent der kleinen Russlanddeutschen, Vietnamesen, Libanesen und Türken kommen im Kindergarten zum ersten Mal mit der deutschen Sprache in Berührung, berichtet die «Rotenburger Rundschau» am 18. April. Jeden Morgen zwischen 8 und 9 Uhr bringt ihnen die Erzieherin Rita Büthe-Meißner spielerisch die Sprache näher. Derzeit versuchen sie, mit einem speziell entwickelten Puzzle Singular und Plural zu bilden. Im Kindergarten können Defizite noch ganz gut abgefangen werden, zitiert das Blatt die Erzieherin. Später in der Schule könnten Probleme nicht nur in sprachlicher Hinsicht zutage treten. Dann wären auch die Leistungen in Unterrichtsfächern wie Mathematik und Naturwissenschaften beeinträchtigt.


Tschernobyl wirkt immer noch nach

Nürnberg – Die Stadt Nürnberg und ihr Umland beteiligen sich mit 125 Arzt-Praxen und insgesamt 170 Ärzten an der bundesweiten „Schilddrüsen-Woche“, berichten die «Nürnberger Nachrichten» am 21. April. Die Aktions- und Aufklärungswoche sei zustande gekommen, weil jeder dritte Bundesbürger an einer Veränderung der Schilddrüse leidet. Als Besonderheit der Nürnberger Woche hebt die Zeitung einen Informationsabend des Nuklearmediziners Konstantin Zaplatnikov hervor, der seinen Vortrag in russischer Sprache hält. „Hier leben viele Russlanddeutsche“, sagte der Experte. Bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl entwich unter anderem auch viel Jod, das in hohen Dosen die Nahrung der dort lebenden Menschen beeinträchtigt hat. Zaplatnikov: „Auch mehr als 20 Jahre nach dem Unglück können Menschen noch immer an Folgeschäden erkranken.“


Bevölkerungsplus nur durch Zuwanderer

Heilbronn – Erstmals hat die Stadtverwaltung von Heilbronn detaillierte Angaben über die Zusammensetzung ihrer Bevölkerung präsentiert. „Das Zahlenwerk hat Brisanz“, schreibt der Online-Dienst «Stimme.de» am 18. April. Weil im ersten Integrationsbericht der Kommune nicht mehr die Staatsangehörigkeit der insgesamt rund 117.000 Heilbronner im Vordergrund stand, sondern der Geburtsort, erwiesen sich fast 45 Prozent der Bürger als Zuwanderer. Ohne die Aussiedler hätte die Zahl der Zuwanderer bei 20 Prozent gelegen. Heilbronn werde immer mehr zur Stadt der Zugezogenen, heißt es weiter. Bei den unter 21-Jährigen gebe es 15.000 Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien. Nur noch knapp 10.300 in dieser Altersgruppe seien einheimische Deutsche. Überhaupt: Das leichte Bevölkerungsplus der vergangenen Jahre komme ausschließlich durch Zuzug aus dem Ausland zustande.


„Glücklich, dass wir diese Menschen bei uns haben“

Diepholz – Die über 200 Gäste, die sich im Diepholzer „Haus Herrenweide“ eingefunden haben, waren längst nicht nur Aussiedler, berichtet das «Diepholzer Kreisblatt» am 16. April. Rund zwei Drittel waren einheimische Deutsche. Sie kamen vor allem, um russische Lieder zu hören, die der Musik- und Singekreis „Liane“ vortrug. Der Chor „Liane“ war 1994 von den Schwestern Anne und Lilia Häberle gegründet worden. Lilia hatte schon in ihrer ursprünglichen Heimat Usbekistan als Musiklehrerin und Chorleiterin gearbeitet, bevor sie nach Deutschland aussiedelte. Heute leben mehr als 1.600 Russlanddeutsche in Diepholz, schreibt das Blatt. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir diese Menschen bei uns in der Stadt haben“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Hans-Werner Schwarz in einem Grußwort zum Musikfest.


Tausende wollen zurück

Zürich – Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind fast drei Millionen Spätaussiedler nach Deutschland gekommen. „Nun zieht es immer mehr Russlanddeutsche zurück in den Osten“, schreibt die Züricher Wochenzeitung «WOZ» am 19. April. Olga und Vladimir Funk zum Beispiel, die vor elf Jahren mit ihrer damals einjährigen Tochter Christina aus Kasachstan ins zentrale Aufnahmelager Friedland kamen, haben sich entschlossen, zurück zu gehen. Sie habe hier in all den Jahren auf das bessere Leben gewartet, „aber es wird nur schlimmer“, berichtet die 31-jährige Olga. In Kasachstan war sie Ingenieurstudentin, hier ist sie Putzfrau. Auch ihr Mann, der in Deutschland als Kraftfahrer arbeitet, sieht „hier keine Zukunft mehr für uns“. Für die Einheimischen „bleiben wir hier immer Ausländer“. Auf dem Schreibtisch von Zafar Sharajabov stapeln sich Briefe von Spätaussiedlern, die ebenfalls in ihre Heimatländer zurückkehren wollen. Sharajabov arbeitet bei „Heimatgarten“, einer Wohlfahrtsorganisation, die ursprünglich Kriegsflüchtlingen bei der Rückkehr aus Deutschland helfen wollte. Jetzt gibt es in Bielefeld eine Anlaufstelle von „Heimatgarten“, die sich ausschließlich um rückkehrwillige Russlanddeutsche kümmert. „Es sind Tausende, die zurückwollen“, sagt Sharajabov. Der Wunsch sei ökonomisch und mental bedingt, aber eigentlich gingen die Probleme ineinander über. Letztlich entstehe ein Gefühl der Nutzlosigkeit, das manche in die Verzweiflung treibe und als letzte Lösung nur die Rückkehr erscheinen lasse. Ursache dafür seien häufig „falsche Hoffnungen und Vorstellungen vor der Einreise“, sagt er. In den beiden vergangenen Jahren habe allein Kasachstan über zweitausend deutschen Rückkehrern eine neue Staatsbürgerschaft erteilt.


Zurück

Nach oben
Artikel bookmarken:
Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen My Yahoo