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15. bis 21. September
“Ich mache ihnen klar, wo sie herkommen”

Cottbus – Andreas Töws hat schon als Kind gemerkt, dass er anders war als seine Schulkameraden. „In Kasachstan war ich immer ‚der Deutsche‘. Das hat nicht immer Vorteile gebracht“, zitiert die »Lausitzer Rundschau« am 16. September den 31-jährigen Spätaussiedler, der heute in Kassel lebt. Deutsch sei früher bei ihnen zu Hause ganz selbstverständlich gesprochen worden. „Alles andere hätten wir meinem Großvater nicht antun können.“ Trotz aller Widrigkeiten und Repressionen habe der sich zu seinen deutschen Wurzeln bekannt. Umso komischer sei es gewesen, dass sie in Deutschland plötzlich ‚die Russen‘ gewesen seien. Wie Töws leben in Kassel 20.000 andere Russlanddeutsche. Hinzu kämen russische Juden und weitere Zuwanderer, deren gemeinsame Sprache Russisch sei, schreibt die Zeitung.

In einigen Teilen der Stadt müsse man kein Deutsch können, um das tägliche Leben zu bewältigen. „Eigentlich haben wir alles, was wir brauchen“, so der 39-jährige Waleri Belsch aus Omsk, der seit 13 Jahren in Deutschland lebt. Er hat in Kassel einen DVD-Verleih mit ausschließlich russischen Titeln. Es gehe ihm nicht schlecht, räumte er ein. In Omsk hätte er aber ein Geschäft mit 100 Angestellten gehabt. Doch die Familie habe aussiedeln wollen. Er fühle sich als Russe. Mit seinem Akzent würde ihn ja auch kein Deutscher jemals als Deutschen sehen. Andreas Töws fügt hinzu, seine beiden fünf und sieben Jahre alten Söhne würden sich zwar nicht von ihren Schulkameraden unterscheiden. „Aber ich mache ihnen schon klar, wo sie herkommen. Das sollen sie nicht vergessen.“ Neben dem deutschen Pass habe er noch den russischen behalten. Das mache doch vieles einfacher.


Deutsch lernen im Knast

Siegburg – Waldemar Janzer (19) tut sich schwer mit der deutschen Sprache. Wie jeden Morgen sitzt er schon um 7.30 Uhr in einem Klassenraum der Siegburger Justizvollzugsanstalt und büffelt Grammatik, berichtet der »Kölner Stadtanzeiger« am 17. September. Sein festes Ziel: „Ich will meine Deutschkenntnisse verbessern, damit ich nach meiner Entlassung eine Maurerlehre machen kann.“ Janzer gehört zu den 18 jungen Häftlingen, die seit Ende Mai an einem Pilotprojet hinter den Gefängnismauern teilnehmen, das erstmals im Jugendstrafvollzug Sprach- und Integrationskurse anbietet. „Wer die deutsche Sprache besser beherrscht, der hat auch bessere Perspektiven, sich nach seiner Entlassung zurechtzufinden oder einen Ausbildungsplatz zu erhalten“, sagt Mechthild Tillmann, Chefin der Volkshochschule Rhein-Sieg, die an der Durchführung des Projekts beteiligt ist.


Russische Zeitung am Bodensee

Konstanz – ‚Russische Zeitung‘ heißt das ‚Informationsblatt für Konstanz und die Bodenseeregion‘, berichtet die »Schwäbische Zeitung« am 17. September. Es erscheine monatlich in einer Auflage von zweitausend Stück und werde in einigen Bahnhofskiosken rund um den Bodensee sowie in russischen Geschäften verkauft. Die Zeitung sei ein „Ein-Frau-Betrieb“. Angefangen vom Layout bis zum druckfertigen Produkt entstehe jede zweisprachige Ausgabe am heimischen Laptop von Alina Titova. Die Diplom-Psychologin, die seit 2001 mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Konstanz lebt, will mit der ‚Russischen Zeitung‘ Brücken bauen, heißt es in dem Artikel, einen Beitrag zur kulturellen Identität wie auch zur Integration von russischsprachigen Menschen am Bodensee leisten, von denen es mindestens 100.000 zwischen Zürich und Stuttgart geben dürfte. Auf den acht bis zwölf Seiten fänden sich Hinweise auf Sprachkurse, Kochrezepte, Auftritts-Termine russischer Folkloregruppen oder Informationen über Umweltschutz und orthodoxe Gottesdienste. „Außer Arbeit und Zuspruch hat es bisher nicht viel gebracht“, äußert Titova ernüchtert. Ans Aufhören denke sie trotzdem nicht.


Christoph Bergner kandidiert für den nächsten Bundestag

Halle – Mit 72 von 77 abgegebenen Stimmen schicken die CDU-Kreisverbände Halle und Saalekreis erneut Christoph Bergner als Direktkandidat der Partei für den Wahlkreis zur Bundestagswahl ins Rennen, berichtet das »Halle-Forum« am 20. September. Themen im Wahlkampf werden für Bergner, der als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium zugleich Aussiedlerbeauftragter der Bundesregierung ist, unter anderem die Innere Sicherheit sowie Migration und Integration sein.


Brandanschlag auf ‚Integrationsgarten‘?

Potsdam – Die Serie von Bränden im Schlaatzer Integrationsgarten reißt nicht ab: Zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren sei dieser Tage wieder ein Feuer auf dem Areal im Potsdamer Wohngebiet Schlaatz ausgebrochen, schreiben die »Potsdamer Neueste Nachrichten« am 15. September. Diesmal sei ein Geräteschuppen zerstört worden, möglicherweise durch Brandstiftung, wie die Polizei mitteilte. Die Feuerwehr brachte das Feuer mit sieben Einsatzwagen und 26 Leuten unter Kontrolle. Verletzt wurde niemand. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs habe sich inzwischen ein Bild am Ort des Projekts für Spätaussiedler gemacht. Der SPD-Politiker Mike Schubert meinte, „egal, wer hinter diesen Anschlägen steckt, er wird sein Ziel nicht erreichen. Der Integrationsgarten wird am Schlaatz bleiben“. Für den Garten, der auf Initiative des Brandenburgischen Kulturbundes entstand, hatten rund 30 Spätaussiedler eine 3.000 Quadratmeter große Wiese urbar gemacht. Derzeit bauen 14 Familien aus acht Nationen hier vor allem Obst und Gemüse an.


Mut machen

Celle – Fünf Migranten werden in einer offenen Diskussion mit dem Publikum im Celler Urbanus-Rhegius-Haus „ihre ganz persönliche Geschichte erzählen“, heißt es in der »Celleschen Zeitung« am 16. September. Die Podiumsdiskussion sei eine der Höhepunkte der Interkulturellen Woche der Stadt. Die Migranten hätten ihre Wurzeln in Russland, der Türkei, Kasachstan, Rumänien und Sierre Leone. Ihre Beispiele „sollen Mut machen“, kündigte Bernd Backhaus an, im Neuen Rathaus zuständig für Integration und Mitorganisator der Interkulturellen Woche. „Wir wollen anhand von einzelnen Menschen zeigen, wie Integration in Celle gelingen kann.“ Einer der Podiumsteilnehmer werde Rudolf Kirsch sein. Die Vorfahren des 42-Jährigen hätten früher in Bayern gelebt. Wann genau das war, weiß Kirsch allerdings nicht mehr. 1993 kam er aus Kasachstan nach Eldingen, zwei Jahre später nach Celle. Heute führt er als Kfz-Meister eine Werkstatt, in der er zwei Mitarbeiter und einen Lehrling beschäftigt.


Der Bahnbrecher aus Sibirien

Regensburg – Arthur Bechert aus Regensburg ist der erste Russlanddeutsche, der als Kandidat für den bayerischen Landtag nominiert wurde, berichtet der Online-Dienst »Oberpfalznetz« am 17. September. Der 44-jährige Physiker tritt für die CSU in der Oberpfalz auf Listenplatz neun an. Das sei zwar alles andere als eine aussichtsreiche Platzierung, doch der Mann aus Sibirien sehe seine Kandidatur nicht zuletzt als ein Signal für das Integrationsbemühen der Russlanddeutschen und habe außerdem schon einige steile Hürden überwunden. Vor 17 Jahren aus dem sibirischen Tomsk als Spätaussiedler eingereist, musste er – wie fast alle Russlanddeutschen – ganz von vorne anfangen. Es sei ihm innerhalb von sieben Jahren gelungen, sein Hochschulstudium zu bestätigen und in einem völlig neuen Forschungsthema zum Doktor der Naturwissenschaften zu promovieren. Heute arbeit er als Prozess- und IT-Consultant bei Audi in Ingolstadt. Seit 2000 ist Bechert Mitglied des Bundesvorstands der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland sowie stellvertretender Landesvorsitzender der CSU-Arbeitsgemeinschaft UdV, Union der Vertriebenen und Aussiedler.


Für eine deutsche Computerfirma in Moskau tätig

Büren – Im nächsten Vortrag der Veranstaltungsreihe des Projekts ‚Kommunalwahl 2009‘ wird Johann Isaak über das Thema ‚Migration – Integration aus Sicht eines aus Russland stammenden Deutschen‘ sprechen, berichtet die »Neue Westfälische« am 17. September. Die Veranstaltung werde vom CDU-Stadtverband Büren organisiert. Isaak kam 1993 nach Deutschland und ist derzeit in Moskau als Direktor eines Paderborner Computerunternehmens tätig. In etwa zwei Jahren, wenn seine Arbeit abgeschlossen sein wird, will er nach Deutschland zurückkommen.
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