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15. bis 21. Juni
Viele Spätaussiedler bleiben Wahlen fern

Lahr – Mit der „extrem niedrigen“ Wahlbeteiligung von 38,1 Prozent bei den zurückliegenden Kommunal- und Europawahlen in Lahr beschäftigt sich ein Beitrag des Lahrer Oberbürgermeisters Wolfgang G. Müller, den die »Badische Zeitung« am 15. Juni wiedergibt. Er wolle die Zahlen gründlich analysieren und detailliert aufarbeiten, kündigt der Politiker an. Aufgefallen seien unter anderen die unterschiedlichen Wahlbeteiligungen in den einzelnen Stadtteilen Lahrs.

Besonders schlecht seien sie in Wahlbezirken, in denen viele Neubürger, überwiegend Spätaussiedler wohnten. Teilweise hätten dort nur 20 Prozent der Wahlberechtigten gewählt. „Viele von ihnen waren es nicht gewohnt, sich in diesen Prozess öffentlicher Meinungsbildung aktiv einzubringen.“ Gleichzeitig sei aber festzustellen, dass es unter den Aussiedlern eine wachsende Zahl an Bewerbern gebe und diese auch zunehmend erfolgreich seien.

Nicht nur die Rathausspitze, auch die Fraktionen im Gemeinderat haben sich mit der Frage auseinander gesetzt, wie die geringe Wahlbeteiligung zu erklären sei, schreibt die gleiche Zeitung am 16. Juni. Ilona Rompel, Fraktionsvorsitzende der CDU, räumte ein, dass ihre Partei besonders gelitten habe unter der Wahlmüdigkeit der Lahrer Bevölkerung. Schmerzlich sei auch, dass die erste Generation der Spätaussiedler als traditionelle CDU-Wähler möglicherweise altersbedingt nicht mehr zur Wahl gehe, und die Jüngeren nicht mehr erreicht werden könnten. Eberhard Roth von den Freien Wählern meinte, offensichtlich hätten manche Spätaussiedler vergessen, dass Wahlen nicht nur ein Recht, sondern demokratische Pflicht seien. Dies in Erinnerung zu rufen, könnte auch von den Institutionen geleistet werden, die in der Integrationsarbeit tätig seien.


„Wir sind gekommen, also sind wir gekommen“

Ibbenbüren – Das Datum hat sich Svetlana Zarske ins Gehirn gebrannt, berichtet die »Ibbenbürener Volkszeitung« am 16. Juni: Am 23. Oktober 1994 sei sie mit ihrem Mann Eduard und nichts weiter als zwei Koffern „voller Kindersachen“ nach Deutschland gekommen, erzählt die heute 39-Jährige. Mittlerweile haben die Beiden drei Söhne und besitzen in Ibbenbüren ein „schmuckes Doppelhaus“, schreibt das Blatt. Dabei hätten sie ihre russische Heimat Orenburg eigentlich nie verlassen wollen. Die Pelzschneiderin und der Sporterzieher hätten gut verdient, doch seine Eltern träumten von einem Leben als Spätaussiedler in Deutschland.

Damit sie sich in der neuen Heimat nicht alleine zurecht finden müssten, siedelten die jungen Leute schließlich ebenfalls aus. Eduard Zarske fand Arbeit in einer Wäscherei, Svetlana geht putzen. Die Familie habe den Umzug nie bereut. „Wir sind gekommen, also sind wir gekommen“, sagt Eduard Zarske. Immer wieder hätten sie Verwandte in der alten Heimat besucht, doch ein Leben in Russland könnten sie sich heute nicht mehr vorstellen.


Zwei junge Spätaussiedlerinnen im Jemen ermordet

Gifhorn/Wolfsburg – Im Jemen sind zwei 24 und 26 Jahre alte Frauen ermordet worden, die aus benachbarten Dörfern im Landkreis Gifhorn stammen; sie waren Mitglieder der baptistischen Immanuelgemeinde in Wolfsburg und wollten in einem Krankenhaus im Jemen helfen, schreibt die »Münsterländische Volkszeitung« am 16. Juni. Ihre Familien sollen Spätaussiedler sein, heißt es weiter. Die Bibelschule Brake in Lemgo habe dieser Tage auf ihrer Homepage mitgeteilt, sie seien Studierende im dritten Jahrgang ihrer Ausbildungsstätte gewesen. Die beiden Frauen hätten im jemenitischen Krankenhaus von Saada bei der Organisation Worldwide Services ein Praktikum gemacht, als sie zusammen mit einer Südkoreanerin entführt und getötet wurden.

„Christliches Engagement ist in islamischen Ländern riskant, erst recht, wenn missioniert wird“, kommentiert der Berliner »Tagesspiegel« am 17. Juni die dramatischen Ereignisse. Die Bibelschule in Brake sei Mitglied der Konferenz Bibeltreuer Ausbildungsstätten und im Ring Missionarischer Jugendbewegungen. Nach Angaben der Evangelischen Kirche der Region fühlen sich viele Russlanddeutsche zu den bibeltreuen Gemeinden oder Vereinen hingezogen. Aus welchen Motiven die Entführer die jungen Frauen ermordet hätten, sei unterdessen völlig offen.


Lahrer Integrationsprojekt wird fortgesetzt


Lahr – Die Stadt Lahr hält an der so genannten Gemeinwesenarbeit Lahr-West bis 2014 fest, obwohl der Ortenaukreis aus der Finanzierung ausgestiegen ist, heißt es im »Lahrer Anzeiger« am 17. Juni. Allerdings sei im Stadtrat beschlossen worden, aus Kostengründen eine halbe Sozialpädagogen-Stelle zu streichen. Stadträtin Traudel Bothor von den Freien Wählern habe Zweifel geäußert, dass die vom Landkreis neu geschaffene Stelle eines Integrationsbeauftragten sinnvoller sei als eine Unterstützung der Lahrer Gemeinwesenarbeit. Den Beschluss, das Integrationsprojekt auch ohne Hilfe des Kreises fortzuführen, sei von Stadtrat Sven Täubert (Die Grünen) mit dem Hinweis begründet worden, Integrationsarbeit sei eine „Generationsaufgabe“. Die sozialen Unterschiede zwischen Einheimischen und Migranten würden künftig „eher größer als kleiner“ werden.

Das 1995 in Lahr gegründete Integrationsprojekt dient vor allem der Eingliederung von Neubürgern in Wohngebieten mit 75 bis 95 Prozent Zuwanderern wie im Kanadaring oder Kippenheimweiler, heißt es in der Zeitung weiter. Die Stadtverwaltung habe erklärt, dass trotz großer Erfolge in der Vergangenheit noch viele „Problemstellungen“ blieben, die sich zum Teil sogar noch verschärfen würden.


„Deutsche Demokratie kennen gelernt“

Berlin – Die Zentralasien-Strategie der Europäischen Union, wie sie von der Bundesregierung 2007 auf den Weg gebracht wurde, hat im Hinblick auf Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit jetzt schon wichtige Fortschritte erzielt, heißt es in einem Beitrag von »heute im bundestag« (hib) am 18. Juni. Darin geht es um Ausführungen eines Vertreters des Auswärtigen Amtes im Bundestagsausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Danach werde die EU bis 2013 ihre finanzielle Unterstützung für Kasachstan, Kyrgyzstan, Usbekistan, Turkmenistan und Tadschikistan verdoppeln und insgesamt 750 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

Der AA-Vertreter habe einen Vorschlag der CDU/CSU-Fraktion, aus Kasachstan stammende Russlanddeutsche wegen ihrer besonderen Kenntnisse und Erfahrungen in die Dialoge einzubeziehen, mit Interesse aufgenommen. Die Unions-Fraktion hat laut hib betont, viele Russlanddeutsche hätten die deutsche Demokratie kennen gelernt. Ihre Mithilfe bei der Demokratisierung Zentralasiens könnte ein „guter Ansatz“ sein.


Neonazis wollen junge Russlanddeutsche „integrieren“

Schwandorf – Für Ende Juni hat die rechtsextreme Organisation ‚Freies Netz Süd‘ eine „Mahnwache“ am Schwandorfer Marktplatz angekündigt, berichtet »NPD-Blog.Info« am 21. Juni. Thema soll „Deutsche aus Russland integrieren“ sein. Die Veranstaltung mit mehreren Rednern sei offiziell angemeldet worden, erwartet würden rund 45 Teilnehmer. Auch Proteste gegen den Neonazi-Aufzug seien schon angemeldet worden, wird die ‚Mittelbayerische Zeitung‘ zitiert. So habe der SPD-Landtagsabgeordnete Franz Schindler an alle Demokraten appelliert, „Flagge gegen die Neonazis zu zeigen“. Es solle ein Zeichen gesetzt werden, „dass wir solche Umtriebe in unserer Stadt nicht haben wollen.“ Die Rechtsradikalen versuchten, die jungen Russlanddeutschen für ihre Ziele einzufangen.


Die deutschen Sprachinseln verfallen

Frankfurt/Oder – Der Linguist Peter Rosenberg von der Universität Viadrina in Frankfur/Oder wird in der nächsten Zeit deutsche Sprachinseln in Sibirien und Brasilien „unter die Lupe nehmen“, heißt es im »Nordkurier« am 20. Juni. In beiden Regionen fänden sich Menschen aus Südwestdeutschland und Norddeutschland (Mennoniten) wieder. Die Sprache dieser Gruppen hätten sich natürlich im Laufe der Generationen extrem gewandelt und mit den Kontaktsprachen vermischt, wird Rosenberg zitiert. „Doch gerade jetzt erleben wir eine Extremsituation: Die Sprachinseln verfallen.“ In Russland zum Beispiel habe früher die Unterdrückung eher zu einer Isolation der deutschen Sprache geführt. Heute passten sich die Menschen durch die Modernisierung ihrer Umgebung an. Für den Linguisten ein spannendes Erlebnis: Unter derartigen Bedingungen „offenbart der Sprachwandel seine Mechanismen“.
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