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14. bis 20. Januar

Erinnerung an Friedland-Bewohner

Göttingen – Im Grenzdurchgangslager Friedland soll ein Museum entstehen, das die Schicksale seiner Bewohner darstellen wird. Wie das niedersächsische Innenministerium in Hannover ankündigte, wird das Museum im Jahr 2011 fertig gestellt sein, berichtet die «Wormser Zeitung» am 14. Januar. Seit der Eröffnung im September 1945 wurden mehr als vier Millionen Menschen in dem Lager aufgenommen, darunter heimkehrende Kriegsgefangene, Flüchtlinge aus Ungarn, die während des Aufstands 1956 geflohen waren, ‚Boat People‘ aus Vietnam, Asylsuchende aus Chile sowie Aussiedler aus Osteuropa. Heute ist Friedland bundesweit die einzige Erstaufnahmestelle für Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion.


Haus für Aussiedler und politische Flüchtlinge

Köln – 550.000 Euro will die Stadt Köln 2008 in eine neue Unterkunft für Asylbewerber und Spätaussiedler an der Donatusstraße im Stadtteil Pulheim investieren, heißt es im «Kölner Stadtanzeiger» am 14. Januar. Das alte Gebäude, in dem derzeit 29 Frauen, Männer und Kinder wohnen, sei kaum noch bewohnbar und müsse ersetzt werden. Obwohl in den insgesamt acht Häusern immer weniger Menschen aufgenommen werden müssten, halte die Stadtverwaltung mit einer neuen Unterkunft an dem „vor Jahren entwickelten Prinzip der dezentralen und sozialverträglichen Unterbringung von Aussiedlern und Flüchtlingen“ fest, zitiert die Zeitung Äußerungen aus dem Rathaus: „Es hat dazu beigetragen, dass Konflikte unter den Bewohnern weitestgehend verhindert werden konnten, Streitigkeiten mit Anliegern die Ausnahme geblieben sind und größere Sachbeschädigungen in den Unterkünften ebenfalls vermieden wurden.“


Junge Aussiedler und Gewalt

Wiesbaden – Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) ist von seiner Forderung abgerückt, schon Kinder dem Jugendstrafrecht zu unterstellen, heißt es auch in der «Netzeitung» am 14. Januar. Die Zuspitzung, die „das Ganze“ erfahren habe, habe ihn selbst überrascht, äußerte Koch in dem Beitrag. Unterdessen habe die ‚Süddeutsche Zeitung‘ unter Berufung auf das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen gemeldet, dass Hessen seit dem Regierungsantritt von Koch im Jahr 1999 mit die stärkste Zunahme von Gewalttaten Jugendlicher zu verzeichnen habe. Christian Pfeiffer, der Leiter des Instituts, habe dem Blatt gegenüber geäußert, für den Anstieg der Gewaltdelikte seien zu 90 Prozent Deutsche verantwortlich: In Hessen gebe es besonders viele Aussiedler, die durch Gewalttaten aufgefallen seien.


Jugendstrafrecht hat sich bewährt

Worms – Seit 15 Jahren betreut Christiane Hofmann gestrauchelte Jugendliche bei Strafverfahren, sitzt in Verhandlungen, erarbeitet Stellungnahmen für die Gerichte und kümmert sich auch in der Haft und danach um die jungen Leute, berichtet der «Main-Rheiner» am 17. Januar. Im Jugendstrafrecht müsse nichts geändert werden, äußerte die 41-jährige Sozialarbeiterin in dem Beitrag über die Vorschläge des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch. An der laufenden Diskussion störe sie am meisten, dass sie am falschen Ende, das heißt, bei den Strafen beginne. „Ansetzen müssen wir jedoch am anderen Ende, bei der Bildung, bei den Chancen und Lebensperspektiven, bei der Sprachentwicklung.“ Ihren Zahlen nach seien 75 Prozent der jungen Kriminellen Deutsche, 25 Prozent Zugewanderte.


Wulff: „Weltoffen mit Migranten umgehen“

Hannover – Nicht nur in Hessen, auch in Niedersachsen herrscht Wahlkampf. Nach einem Bericht der «Frankfurter Rundschau» vom 14. Januar könnten die beiden CDU-Kandidaten kaum unterschiedlicher sein. In Niedersachsen liege die CDU des Ministerpräsidenten Christian Wulff in Umfragen mit 44 bis 45 Prozent weit vorne. Da störe nicht einmal der Hesse Roland Koch mit seinem unterschwelligen Anti-Ausländer-Wahlkampf. „195 Nationen leben in Niedersachsen friedlich zusammen“, zitiert die Zeitung Wulff aus einer Wahlkampfrede in Braunschweig. „Es gibt dazu keine Alternative als friedlich, tolerant, liberal und weltoffen mit Migranten umzugehen.“ Bei der Veranstaltung seien dunkelhäutige Artisten aus der André-Heller-Show ‚Afrika, Afrika‘ aufgetreten, ein italo-deutsches Pärchen habe den CDU-Wahlkampfschlager ‚Zukunftsland Niedersachsen‘ vorgetragen und die beiden russlanddeutschen Künstler Nadesha und Jaroslaw hätten auf deutsch und russisch gesungen.


„Russen-Station“ für Suchtkranke

Hamburg – Vitalij trank bis zu drei Flaschen Wodka am Tag und zog dann prügelnd durch die Stadt. Sergej war durch Alkoholmissbrauch dem Wahnsinn nahe, schreibt «Spiegel-Online» am 16. Januar - zwei von rund 140.000 Aussiedlern, die ihre Sucht nach Deutschland mitgebracht hätten. „Die jungen Zuwanderer werden bereits in ihrer Heimat mit der Sucht konfrontiert“, zitiert der Online-Dienst den Aussiedlerbeauftragten Christoph Bergner. Für professionelle Hilfe seien die Russlanddeutschen schwer zu erreichen, heißt es weiter im Bericht, weil sie auf Grund ihrer Erfahrungen in der Sowjetunion ein tief sitzendes Misstrauen gegenüber jeder Form von offizieller Struktur hegten. Und weil die Sowjets einst psychiatrische Anstalten nutzten, um Dissidenten festzuhalten und zu foltern, schreckten noch heute selbst schwer Alkoholkranke vor einer stationären Therapie zurück. Psychiatrie sei gleichbedeutend mit Gefängnis. Sergej und Vitalij hätten sich nach jahrelangem Alkoholmissbrauch der Suchtberatungsstelle ‚Kodrobs‘ in Hamburg-Wilhelmsburg anvertraut. In Marina Krawtschenko fanden sie hier jemanden, der nicht nur Verständnis für ihre Situation habe, sondern auch russisch spreche. Seit knapp zwei Jahren betreue die 30-jährige Sozialpädagogin eine russischsprachige Hotline für Suchtkranke aus den GUS-Staaten. Mehrere Ärzte und ein fünfköpfiges Therapeuten-Team kümmerten sich in der Klinik um die Patienten. Die „Russen-Station“ sei ständig ausgelastet.


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