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13. bis 19. Oktober
Mitgliederschwund in der Evangelischen Kirche

Regen – In der evangelischen Auferstehungskirche war kein Platz mehr frei: Die Besucher feierten den 50. Jahrestag der Einweihung des Gotteshauses, berichtet der »Bayernwaldbote« am 13. Oktober. Damals hatten die 4.000 evangelischen Gemeindeglieder in Regen ihre erste eigene Kirche erhalten. Heute hat sie mit dem Problem zu kämpfen, dass der Kirchenbesuch rückläufig ist und die Gemeindeglieder nicht mehr erreicht werden, wie Regionalbischof Hans-Martin Weiss am Rand der Feier eingestand: „Wir sind zum ersten Mal in der Situation, dass wir keine Stärkung von außen bekommen.“ Die Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg, die Aussiedler und Spätaussiedler hätten die Evangelische Kirche im überwiegend katholischen Bayern wachsen lassen. Doch das sei vorbei.


„Es gibt dieses Ansinnen“

Frankfurt am Main – „Liebe Landsleute, ehrliche Bemühungen und redliche Arbeit zahlen sich aus“, zitiert die »Frankfurter Rundschau« (FR) den russlanddeutschen CSU-Politiker Arthur Bechert am 13. Oktober. Diese Ansprache sei allerdings in einer „unredlichen, nämlich rechtsradikalen Zeitung: dem vorwiegend russischsprachigen ‚Ost-West-Panorama‘ aus Oerlinghausen bei Bielefeld“ erschienen. In dieser Zeitung würden führende NPD-Politiker, allerdings auch zahlreiche Christdemokraten und Christsoziale veröffentlichen, so die FR weiter. Hendrik Wüst, Generalsekretär der CDU in Nordrhein-Westfalen, wolle nun „den Fall sorgfältig prüfen“. Eine Mitgliedschaft in der CDU und ein Engagement für ‚Ost-West-Panorama‘ schlössen sich aus. Der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland sind nach Angaben der FR die Vereinnahmungsversuche rechter Gruppierungen bekannt. „Es gibt dieses Ansinnen“, habe eine Sprecherin der Landsmannschaft bestätigt. Die überwiegende Mehrheit der Russlanddeutschen lasse sich aber nicht in die rechte Ecke ziehen.


„Enorme Bestätigung“ für Integrationsleistung

Senden – Mit 100 Besuchern wurde gerechnet – 200 kamen zum Begegnungsnachmittag für russlanddeutsche und einheimische Familien in die Steverhalle im westfälischen Senden. Für Elvira Penner und Helena Kehm und ihre Mitstreiterinnen vom Chor ‚Heimatglocken‘ war das „eine enorme Bestätigung“, schreibt die »Ibbenbürener Volkszeitung« am 13. Oktober. Zum bunten Programm bei Kaffee und Kuchen präsentierte auch das Akkordeon-Orchester Senden unter Leitung von Tatjana Scheck deutsche Stücke und gemeinsam mit ‚Heimatglocken‘ russische Lieder. Unter anderem gab bei der Feier der Wushu Sportclub des Orts einen Einblick in asiatische Kampfsportarten. Vater und Sohn Denis und Sergej Sasikin, die den Club leiten, versuchten, durch das russlanddeutsche und einheimische Miteinander im Verein Brücken für die Integration zu schlagen.


Boxen für Integration

Pocking – Boxen ist Teil der von der Diakonie Passau getragenen „Straßenarbeit“ in Pocking. Sie bietet neben Krafttraining auch Basket- und Volleyball, Street- und Fußball, heißt es in der »Passauer Neuen Presse« am 15. Oktober. Damit sollen Kinder und Jugendliche von der Straße geholt werden, so Christian Walter, Sozialarbeiter der Diakonie. Einer derjenigen, die regelmäßig das Training in der Tai-Chi-Halle am Jugendtreff Pocking besuchen, ist der elfjährige Max Kremer. Hier trifft der Junge, dessen Eltern aus Kasachstan stammen, viele Freunde, die ebenfalls in den neunziger Jahren aus den ehemaligen Ostblockstaaten in die bayerische Provinz gekommen sind.

Der ehemalige Boxer Christian Walter ist Spätaussiedler aus Kasachstan und lebt seit 14 Jahren in Pocking, schreibt die Zeitung. Aus eigener Erfahrung wisse er, wie schwer es ist, sich in einem neuen Land zurechtzufinden. Die 15.000-Einwohner-Stadt habe mit 15 Prozent eine bemerkenswerte Spätaussiedlerquote aufzuweisen. Im Rahmen der Migrationsberatungsstelle, die die Diakonie seit Anfang der 1990er Jahre hier eingerichtet hat, konnte Walter sein eigenes Konzept entwickelt: Integration durch Boxen. Seine Sportabteilung ziehe inzwischen nicht mehr nur Russlanddeutsche an. Die 65 Mitglieder im Alter zwischen acht und 27 Jahren rekrutieren sich aus Einheimischen, Österreichern und Türken.


Die Kinder sollen es einmal besser haben

Stuttgart – Dmitrij Berg ist vor fünf Jahren als Spätaussiedler nach Holzgerlingen in der Nähe von Stuttgart gekommen, berichtet die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« am 17. Oktober. Der 52-jährige Ingenieur arbeite seit einem Monat als Produktionshelfer bei einer örtlichen Metallbaufirma – die erste feste Stelle nach einer Reihe von vorübergehenden Jobs, die ihm eine Leiharbeitsfirma vermittelt hatte. In der kasachischen Industriestadt Temirtau war Berg schon als 26-Jähriger Laborleiter des Hüttenkombinats Karaganda und Chef von acht Ingenieuren. Seine Aufgabe, so die FAZ, bestand darin, die Stahlherstellung zu optimieren und neue Legierungen zu untersuchen. Als er aussiedelte, besaß er über 30 Patente, mit denen er zur Verbesserung der Stahlproduktion beigetragen hat. Heute sagt Berg, er sei „froh, eine feste Stelle gefunden zu haben“. Er habe alles, was er in seiner Heimat erreicht habe, unwiderruflich verloren. „Manchmal frage ich mich, ob der Umzug sich gelohnt hat.“ Er sei für seine Kinder nach Deutschland gekommen. Sie sollen es einmal besser haben.


Die Ernüchterung kommt schnell

Eberbach – Am Anfang steht der Spaß, zitiert die »Rhein-Neckarzeitung« am 17. Oktober eine Einwanderin aus Kasachstan: „Ein anderes Land, viele neue Eindrücke.“ Die Ernüchterung komme allerdings schnell. Ohne ausreichende Deutschkenntnisse gehe auf dem Arbeitsmarkt wenig. So würden viele, die in ihrer alten Heimat fast allesamt mitten im Berufsleben standen, in Deutschland erst einmal wieder die Schulbank drücken. In Eberbach bereiten sich seit Juni sechs Männer und 16 Frauen aus Russland, Kasachstan, Usbekistan und Spanien auf ihren beruflichen Neustart vor. Sie absolvieren das erste vom Internationalen Bund (IB) angebotene berufsbezogene Sprachtraining, das mit einem vierwöchigen Praktikum in einem lokalen Betrieb verbunden ist. Die Sprachbarriere ist bei der Jobsuche nicht die einzige Hürde, schreibt die Zeitung. „Ausbildungs- und Hochschulabschlüsse von Einwanderern werden oft nicht oder nicht in vollem Umfang anerkannt.“


Erstmals Integrationspreis in Brandenburg

Potsdam – Dieser Tage hat das Bundesland Brandenburg erstmals einen Integrationspreis verliehen, berichtet der »Oranienburger Generalanzeiger« am 13. Oktober. Unter anderem sei bei dieser Gelegenheit auch ein Aussiedler-Projekt aus Fürstenwalde (Oder-Spree-Kreis) ausgelobt worden. Die mit tausend Euro verbundene Auszeichnung wurde von der Brandenburgischen Sozial- und Arbeitsministerin Dagmar Ziegler (SPD) und der Landes-Integrationsbeauftragten Karin Weiss überreicht.


„Solche Bildungskarrieren sind nicht selbstverständlich“

Eppingen – Eine Lehrerin an der Sinsheimer Albert-Schweitzer-Berufsschule hatte ihr den Tipp gegeben. Da hatte die 19-Jährige nur noch eine Woche Zeit, sich zu bewerben: für das Programm ‚Talent im Land‘ der Robert-Bosch-Stiftung und der Landesstiftung Baden-Württemberg. Sie hat es geschafft. Jetzt gehört Katarina Heinz zum Kreis von landesweit 50 Stipendiaten aus Zuwandererfamilien, die auf ihrem Weg zu Abitur und Fachhochschulreife gefördert werden, berichtet die Heilbronner »Stimme« am 19. Oktober. Die angehende Erzieherin, die im Alter von vier Jahren mit ihrer russlanddeutschen Familie nach Eppingen in Baden-Württemberg kam, möchte nach ihrem Fachhochschulabschluss unbedingt ein Sozialpädagogik-Studium absolvieren. „Solche Bildungskarrieren sind nicht selbstverständlich in Spätaussiedlerfamilien“, schreibt die Zeitung. Auch Katarina Heinz kenne Geschichten von Zuwanderern, die in Russland als Lehrer oder Politiker gearbeitet und in der neuen Heimat nur einfache Tätigkeiten gefunden hätten.


Ein Stück Heimat

Altes Lager – Der ‚Prima-Markt‘ an der B 102 in Altes Lager sprengt mit 280 Quadratmetern Verkaufsfläche das Format eines klassischen Tante-Emma-Ladens. Dennoch geht es dort familiärer und weniger hektisch zu als in Supermärkten, schreibt die »Märkische Allgemeine« am 16. Oktober. Auch das Sortiment sei  anders, als man es gewohnt ist. Man könne sich zwar für den täglichen Bedarf eindecken, doch rund 80 Prozent der Waren kämen aus Russland, Weißrussland, der Ukraine und Polen. Der Laden gehört dem Spätaussiedler Sergej Bezuglov, der seit 2001 hier wohnt. Im Januar dieses Jahres hat er den ‚Prima-Markt‘ mit sechs Mitarbeiterinnen eröffnet. Fast alle Kunden sind ebenfalls Spätaussiedler, die wie er in den umliegenden Plattenbau-Siedlungen leben. „Er gibt ihnen ein Stück Heimat zurück, wie so manche leuchtenden Augen ob der bekannten Produkte in den Regalen zeigen“, heißt es in dem Zeitungsbeitrag.
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