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13. bis 19. März

Partner gesucht

Mühlacker – Zwischen einigen Rathäusern russischer Uralstädte und Ludmilla Schmidt „glühen derzeit die Telefondrähte“, meldet die «Pforzheimer Zeitung» am 14. März. Die russischen Gemeinden möchten durch Vermittlung der Vorsitzenden des deutsch-russischen Kulturvereins in der baden-württembergischen Kreisstadt Mühlacker gerne Städtepartnerschaften eingehen. Sie hat den Wunsch dem Mühlacker Oberbürgermeister vorgetragen, doch der erinnerte an den Gemeinderats-Beschluss, vorerst keine Partnerschaften mehr einzugehen. Immerhin soll demnächst in Mühlacker ein deutsch-russisches Fest stattfinden. Ludmilla Schmidt stellte heraus, dass hier mehr als 3000 Bürger familiäre Beziehungen zu Russland haben. Sie seien als Aussiedler nach Mühlacker gekommen. Einige Ural-Gemeinden hätten den Russlanddeutschen angeboten, bei ihnen als Handwerker eine neue Existenz aufzubauen.


Katholiken in Russland

Augsburg – 300 Jugendliche aus Westsibirien sind im vergangenen Jahr zum Weltjugendtag nach Köln gereist. Dass dies ein Aufbruch für die katholische Kirche in Russland bedeute, „kann man nicht sagen“, sagt der Russlanddeutsche Josef Werth, Bischof der römisch-katholischen Kirche von Sibirien in einem Gespräch mit der Agentur «Katholische Nachrichten» am 14. März am Rande eines internationalen Kongresses zum Thema „Treffpunkt Weltkirche“ in Augsburg. Ein Prozent der russischen Bevölkerung bekennt sich zum katholischen Glauben. Werth: „Das ist zu wenig.“ In der Zeit des Kommunismus habe die russische Seele gelitten. Den Konflikt zwischen orthodoxer und katholischer Kirche kommentierte der Bischof mit dem Hinweis, dieser bestehe immerhin seit tausend Jahren. Er hoffe, dass die Probleme oder Konflikte friedlich gelöst werden.


Finanznot bei „Ost-West“

Hamburg-Harburg – Wladimir Schneider ist Russlanddeutscher. Als der heute 65-Jährige noch in der Sowjetunion lebte, zuletzt in der kasachischen Hauptstadt Almaty, stieß sein Nachname immer wieder auf Misstrauen. „Einen Faschisten nannten sie mich“, zitiert das «Hamburger Abendblatt» am 15. März den seit 1999 in Harburg lebenden Spätaussiedler. In Deutschland wurde er an seiner Art zu sprechen dann sofort als Osteuropäer erkannt, erzählt Schneider. Obwohl er keine Arbeit bekam, hat er sich offenbar rasch integriert und bald den Verein „Ost-West“ gegründet, um der russlanddeutschen Jugend eine Plattform für Verständigung und Kulturaustausch mit den einheimischen Harburgern zu bieten. Zwei Konzerte hat der Verein schon auf die Beine gestellt. Das nächste soll am 15. Oktober stattfinden, doch noch fehlt die Finanzierung. Auftreten sollten neben deutschen Künstlern eine Kindertanzgruppe aus Nowosibirsk, die Sopranistin Nina Romanez aus Kiew und der Tenor Alexander Manajew aus Kasachstan. Wenn bis Ende Juni die benötigten Gelder nicht zusammenkommen, muss das Konzert wohl um ein Jahr verschoben werden.


„Man muss hier was tun“

Oranienburg – Ende vergangenen Jahres musste der Jugendclub des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) im brandenburgischen Oranienburg bei Berlin schließen. Das Geld reichte nicht mehr. Mitte März wurde er neu eröffnet, diesmal unter der Regie des Deutschen Roten Kreuzes, berichtet die «Märkische Allgemeine» am 16. März. Klubleiter sind der russlanddeutsche Pädagoge Anatol Graf und die Sozialpädagogin Angela Mattner. „Man muss hier was tun“, erläuterte Graf die Neueröffnung „mit Blick auf die sozialen Probleme“. Er hoffe, dass sowohl Aussiedlerkinder als auch die Kinder der alteingesessenen Oranienburger den Klub besuchen. „Sonst ist das keine Integration. Diese Kontakte sind wichtig.“


Aussiedler bringen Gorodki nach Deutschland

Schwerin – Seit einem Jahr trainiert der 16-jährige Bogdan Klymenko den Wurfsport Gorodki dreimal pro Woche auf dem Sportfeld in Schwerin, der Hauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern. Beim jüngsten deutschen Gorodki-Turnier hat er bereits den 2. Platz errungen. Die Sportart sei „mal was anderes als Basketball“, berichtet der junge Aussiedler der «Schweriner Volkszeitung» am 14. März. Eine deutsche Übersetzung für Gorodki existiert (noch) gar nicht. Russlanddeutsche Aussiedler haben das Spiel aus ihrer ehemaligen Heimat mit nach Deutschland gebracht, und einer von ihnen, Wilhelm Schlecht, will Gorodki nun in Schwerin etablieren. Dabei geht es ihm nicht allein um ein wenig Heimatverbundenheit für seine Landsleute, sondern auch um die Integration in Deutschland. In ihrem Förderprogramm „Integration durch Sport“ unterstützt die Landesregierung die aus Russland importierte Sportart seit einiger Zeit.


In Lahr spricht jeder Vierte russisch

Lahr – In keiner anderen deutschen Stadt ist der Anteil an Aussiedlern so hoch wie im baden-württembergischen Lahr. Ein Viertel der rund 40.000 Einwohner stammt aus der früheren Sowjetunion. So sehr sie auch die Herkunft verbindet, in der neuen Heimat haben sie sich sehr unterschiedlich eingerichtet, schreibt die «Tageszeitung» (taz) am 15. März. Die vierköpfige Familie Pahl zum Beispiel, die vor elf Jahren aus Kasachstan zugezogen ist, hat sich inzwischen ein Haus gebaut, fast alles in Eigenarbeit. „Dadurch waren wir gleich ganz gut akzeptiert“, sagen sie, denn harte Arbeit steht im ‚Ländle’ hoch im Kurs. Die Tochter studiert und will Beamtin werden. Nicht allen Gleichaltrigen geht es ähnlich gut. Der 17-jährige Sergej spricht fast nur russisch, verschließt sich mit gleichgesinnten Russlanddeutschen der Außenwelt und fühlt sich nur am Wochenende in der russischen Disko bei Breakdance und Wodka wohl. Und Andrej hat die als feindlich empfundene Umgebung nicht mehr ausgehalten. Als er wiederholt „Scheiß Russe“ hören musste, schlug er zu. Zweieinhalb Jahre Jugendgefängnis hat ihm die schwere Körperverletzung eingebracht. In der Haftanstalt Adelsheim, in der er schon sieben Monate einsitzt, ist jeder sechste Häftling Russlanddeutscher. Ihr Anteil ist über die Jahre kontinuierlich gestiegen.


Nützliche und lästige Zuwanderer?

Berlin – In den deutschen Medien werden Zuwanderer stark nach ihrem Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft beurteilt. Als Maßstab gilt: Was bringen sie uns Deutschen, sagt der Politologe Christoph Butterwegge in einem Gespräch mit der «Tageszeitung» (taz) am 18. März. Der Wissenschaftler beklagt die Neigung vieler Medien, insbesondere der Boulevardpresse, aber auch von Nachrichtenmagazinen wie „Der Spiegel“ und „Focus“, im Bewusstsein der Leser das Bild vom nützlichen beziehungsweise unnützen Migranten zu bestätigen. Zu den nützlichen würden hauptsächlich hochqualifizierte und anpassungsbereite Zuwanderer gezählt, die Deutschland spätestens nach fünf Jahren wieder verlassen. Negativ dargestellt würden dagegen Flüchtlinge, illegale Einwanderer und häufig auch Aussiedler, weil sie angeblich der Gesellschaft auf der Tasche liegen. Nach den Anschlägen in New York vom 11. September 2001 wird nach Meinung von Butterwegge in den Medien außerdem noch die Vorstellung verstärkt, muslimische Zuwanderer stellten zusätzlich eine Gefahr für die innere Sicherheit dar. Es werde der „völlig falsche Eindruck“ vermittelt, dass ein friedliches Zusammenleben mit Muslimen unmöglich sei.


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