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13. bis 19. August

Vor 60 Jahren: In Sibirien geheiratet

Ingelheim – Auch der Oberbürgermeister von Ingelheim gehörte zu der Schar der Gratulanten: Lidia und Christian Reiner feierten ihre diamantene Hochzeit. Vor 60 Jahren hatten sie sich in dem sibirischen Dorf Boslawino das Ja-Wort gegeben, berichtet die «Allgemeine Zeitung» am 13. August. Gekannt haben sie sich von Kindesbeinen an. Beide mussten in der Sowjetunion ihr Leben lang hart arbeiten, schreibt das Blatt. Christian als Schmied, Schweißer und Bergarbeiter, Lidia in einer landwirtschaftlichen Kolchose und zuletzt als Krankenschwester. Im Laufe ihres Lebens verschlug es sie von Sibirien an die Krim und nach Kasachstan, bis sie 1992 als Spätaussiedler nach Deutschland kamen – zunächst nach Dresden und zwei Jahre später nach Ingelheim. „Hier lebt unsere ganze Familie. Wir wollten in ihrer Nähe sein“, erzählt Lidia Reiner. Das diamantene Hochzeitspaar hat drei Kinder, acht Enkel und drei Urenkel.


Einschneidende Maßnahmen

Ludwigsburg – Vom Wohnblock 9 im Ludwigsburger Stadtteil Sonnenberg steht nur noch eine Hälfte; die andere fiel bereits dem Abrissbagger zum Opfer. Später werden mindestens vier weitere Wohnblocks dem Erdboden gleichgemacht, berichtet die «Bönnigheimer Zeitung» am 15. August. In den Häusern wohnten einst amerikanische Soldaten. Als die in den 1990er Jahren abzogen, kamen hauptsächlich Ausländer und Aussiedler in die Siedlung. „Doch die Probleme, die ein Anteil dieser Bevölkerungsgruppen von über 90 Prozent aufwarf, vor allem hinsichtlich Bildung und Integration“, heißt es in dem Blatt, „bereiteten der Stadt Kopfzerbrechen.“ Nur durch einschneidende Maßnahmen, so die Überzeugung, könnten hier neue und günstigere soziale Strukturen geschaffen werden, erläuterte der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec: Ein Teil der 1952 erbauten Wohnblocks müsse abgerissen werden. Mit neuen Eigentumswohnungen, Reihenhäusern, Doppelhäusern und einzeln stehenden Einfamilienhäusern soll erreicht werden, dass auch „junge Familien ohne Migrationshintergrund“ in diese Gegend zögen.


„Aufwärts“ in die Sportvereine

Bad Sobernheim – Werner Bohn, Beigeordneter der Stadt Bad Sobernheim, ist „richtig stolz, das wir dieses Projekt zu uns in die Provinz holen konnten“, schreibt die Bad Kreuznacher «Allgemeine Zeitung» am 13. August. „Aufwärts“, ein vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördertes Projekt, soll Jugendliche in die lokalen Sportvereine integrieren. In den nächsten drei Jahren sollen gezielt zwei „Problemgruppen“ angesprochen werden. Zum einen Russlanddeutsche, die wegen Sprachprobleme keinen Zugang zu Vereinen fänden; zum anderen türkische Jugendliche, in deren Familien häufig auch nur die Muttersprache gesprochen werde. Zur offiziellen Projekteröffnung nach den Sommerferien ist ein großes Sportturnier geplant.


Machtkampf im Knast

Landshut – Seit geraumer Zeit sind Russlanddeutsche in der Landshuter Justizvollzugsanstalt nicht nur zahlenmäßig überlegen, sondern stellen auch die „Chefs“, heißt es in der «Passauer Neue Presse» vom 14. August im Bericht über ein Gerichtsurteil des Landshuter Amtsgerichts. Dieser Vormachtstellung hatten sich vier irakische Häftlinge nicht beugen wollen. Sie sollen sich, so das Blatt, gar zu Beleidigungen „verstiegen“ haben. Deshalb seien sieben russlanddeutsche Häftlinge und ein Zellengenosse kroatischer Herkunft in der Silvesternacht 2006 zu einem „Feldzug“ gegen die aufsässigen Iraker angetreten. Was genau sich abgespielt hat, lässt sich trotz zahlreicher Zeugenaussagen kaum noch rekonstruieren. Fest stehe nur, dass die Iraker gewaltig verprügelt wurden und sie die Neujahrsnacht mit Platzwunden, Blutergüssen, Prellungen und Kratzwunden auf der Krankenstation des Gefängnisses verbringen mussten. Nun sind die ersten Urteile gegen die Angreifer gesprochen worden. Vier von ihnen wurden zu Haftstrafen zwischen zehn und 18 Monaten verurteilt. Der Prozess gegen die anderen Vier steht noch aus.


Treffen der Orenburger Russlanddeutschen

Herford – Fast 350 Russlanddeutsche aus vier Dörfern des Gebiets Orenburg haben kürzlich im Herforder Stadtgarten Wiedersehen gefeiert. Aus ganz Deutschland kamen die ehemaligen Mitglieder der Kolchose „Rosa Luxemburg“, um Erinnerungen wach werden zu lassen, berichtet der Herforder «Wochenanzeiger» am 18. August. Organisiert und moderiert wurde das Treffen von Lidia Wingert, der früheren ehrenamtlichen Leiterin des Kulturhauses von Staritzkoje. Ihr in Herford bekannter Chor „Rodnik“ (Quelle) begleitete zusammen mit der Band „Prestige“ das Kulturprogramm des russlanddeutschen Heimattreffens, bei dem auch ein Film über das Leben in den Orenburger Dörfern gezeigt wurde. „Wie ich festgestellt habe, ist so ein Wiedersehen sehr wichtig für unsere Leute, die hier in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Wir sind immerhin zusammen groß geworden und haben viel miteinander erlebt“, äußerte die Organisatorin Wingert gegenüber der Zeitung. In zwei Jahren wollen sich die Orenburger erneut in Herford treffen.


„Man kann nicht immer in der Vergangenheit leben“

Traunreut – Fast ist es so, als ob die Stadt Traunreut auf jemanden wie sie gewartet hätte, schreibt das «Trostberger Tageblatt» am 18. August: Galina Kopp, 1948 in Westsibirien geboren und vor 14 Jahren nach Deutschland ausgewandert, habe sich in der Stadt als Mitarbeiterin im Heimathaus und Beraterin für Spätaussiedler unentbehrlich gemacht. Die Familie der Russin hatte Schlimmes erlebt, bevor Galina mit ihrem russlanddeutschen Ehemann und der damals hochschwangeren Tochter von Moskau ins brandenburgische Eisenhüttenstadt ausreiste. Die Mutter war während des Zweiten Weltkriegs von der Wehrmacht aus der Ukraine zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt, der Vater in der Stalin-Ära für ein Jahr ins Gefängnis geworfen worden. „Meine Familie wurde von zwei totalitären Regimes betroffen, trotzdem empfinde ich auf niemanden Hass“, berichtet sie der Zeitung. Deshalb habe sie auch kaum Verständnis dafür, wenn manche Russlanddeutsche die Leiden ihrer Vergangenheit „pflegen und versuchen, damit Mitleid hervorzurufen“.


Kasachstan – das Land, aus dem die Spätaussiedler kamen

Frankfurt am Main – Kasachstan boomt, schreibt die «Frankfurter Rundschau» (FR) am 17. August. In dem zentralasiatischen Land lockten unerwartet große Ölvorkommen. Mit seinen Vorräten an Kohle und Erzen für die Metallindustrie, den Zink-, Silber- und Goldbergwerken stehe das Land heute im Blick deutscher Politiker und Wirtschaftsvertreter. Der Warenaustausch zwischen Deutschland und Kasachstan umfasse mittlerweile knapp fünf Milliarden Euro. „Es ist noch nicht lange her“, berichtet die FR, „da war Kasachstan in Deutschland vor allem als das Land bekannt, aus dem die von vielen ungeliebten neuen Nachbarn kamen: die Spätaussiedler.“ Mittlerweile ziehe es viele Deutsche nach Kasachstan – und zwar vor allem Unternehmer.


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