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12. bis 18. Oktober

Viel Glück gehabt

Ingolstadt – “Pendlerin zwischen den Kulturen“ nennt der »Donau-Kurier« am 11. Oktober die 31-jährige Autorin Alina Bronsky, die im Ingolstädter Museum für Konkrete Kunst aus ihrem Buch ‚Scherbenpark‘ gelesen hat. Im Mittelpunkt ihres Romans steht Sascha, eine 17 Jahre alte Russlanddeutsche und „Wanderin zwischen den Welten“. Bronsky selbst ist in Russland und Deutschland aufgewachsen, und ihr Hin und Her zwischen den Kulturen der beiden Länder sei auch wichtiger Bestandteil ihres Buchs. Das Romanexposé habe sie seinerzeit per E-Mail an die Lektoren dreier bekannter Verlage geschickt, erzählt Bronsky auf der Lesung, und schon damit „alle Anfangsregeln für Debütanten gebrochen“. Doch sie habe Glück gehabt. Normalerweise würden Lektoren auf unverlangt eingesandte Manuskripte gar nicht erst reagieren. Bei ihr aber sei sehr schnell ein Vertragsangebot eingegangen.


Anders atmen mit Landsleuten

Rottenburg – „Gekommen, um zu bleiben“ war der Titel einer Gesprächsrunde im Rottenburger Theater am Torbogen, in der vier Zugewanderte erzählten, ob und wie sie hier heimisch geworden sind, schreibt das »Schwäbische Tagblatt« am 12. Oktober. Eine der Vier war Irene Bechthold, Spätaussiedlerin aus Kasachstan. Als sie vor sieben Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland kam, habe sie ihren Mädchenname wieder angenommen: „Wenn ich zwischen den Deutschen lebe, ist ein deutscher Name viel einfacher.“ In Kasachstan arbeitete sie als Lehrerin, in Rottenburg unterrichtet sie Aussiedlerkinder in Deutsch, berichtet die Zeitung. In der Runde sei auch darüber gesprochen worden, dass sich die Migranten gerne im Verein oder bei Veranstaltungen mit Landsleuten träfen. „Da atmet man ein paar Stunden eine andere Luft“, meinte auch Irene Bechthold.


Widerstände in der Gesellschaft

Rotenburg – Vor einem Jahrzehnt ist der Rotenburger Arbeitskreis (AK) Integration ins Leben gerufen worden, doch eigentlich geht seine Geschichte auf das Jahr 1988 zurück, heißt es in der »Rotenburger Rundschau« am 18. Oktober. Damals seien die ersten Aussiedler aus einem Osnabrücker Auffanglager in ein leer stehendes Predigerseminar nach Rotenburg gezogen. Weitere Aussiedler kamen nach, und 1997 „gab`s schließlich einen runden Tisch zum Thema Integration“, so das Blatt. Seit Gründung des AK habe es unzählige Angebote und Aktivitäten für die Zugewanderten gegeben, unter anderem zum Thema Drogenprävention, Berufsberatung, Integrationshilfen für Grundschulen und Kindergärten, Sprachförderung und Elternarbeit.

Die beiden Glanzstücke aber seien die weithin bekannte Straßensozialarbeit und das offene Sportprojekt mit seinem Fitnessraum, den heute hundert Jugendliche pro Woche in Anspruch nähmen. Der AK-Vorsitzende habe vorgeschlagen, sich künftig mehr mit dem Thema Widerstände innerhalb der deutschen Gesellschaft zu befassen, mit Widerständen gegen die Integration.


Ein Garten, in dem alles wächst

Düren – Ein Blick in die 13 Seiten starke ‚Garten- und Bauordnung‘ der Stadt Düren offenbart, dass im staatlich anerkannten Kleingartenwesen neben Stachelbeeren, Kartoffeln und Petunien auch Paragraphen üppig wuchern, stellt die »Aachener Zeitung« am 16. Oktober fest. Zum Beispiel in der Gartenanlage an der Blücherstraße, die gerade 50 Jahre alt geworden sei. Es gebe nichts, was hier nicht wachse, beteuert deren Vorstand. Das bestätige auch Johann Goldfinger, fährt die Zeitung fort. Der 63 Jahre alte Gartenfreund sei als Spätaussiedler aus Kasachstan nach Deutschland gekommen. Schon in seiner früheren Heimat habe er Obst und Gemüse angepflanzt. Dreiviertel seiner Gärtnerkollegen seien ebenfalls Migranten.


Berufserfahrung in Russland gesammelt

Gescher/Hochmoor – Vor sechs Jahren ist der heute 35-jährige Anatolij Saimak aus „einem kleinen Nest im Südural“ nach Hochmoor gekommen. So wie dort wird der Spätaussiedler auch in seiner neuen Heimat wieder für junge Leute tätig sein, berichtet die »Münsterländische Volkszeitung« am 16. Oktober. Gegen 30 Mitbewerber habe er sich im Sozialamt um einen Posten in der Jugendarbeit vor allem deshalb durchgesetzt, weil er in Russland schon Erfahrungen mit Jugendlichen sammeln konnte.


„Umständlich und bürokratisch“

Stuttgart – Unter dem Vorsitz des baden-württembergischen Justizministers und Landes-Integrationsbeauftragten Ulrich Goll (FDP) fand in Stuttgart eine Experten-Anhörung zum Thema ‚Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen‘ statt, berichtet »Migazin« am 15. Oktober. In seiner Eröffnungsrede habe der Politiker bestätigt, dass die „Anerkennungslage“ „hochgradig umständlich und bürokratisch“ sei: „Ich kann gut nachvollziehen, dass diese Situation von den Betroffenen als demütigend, entmutigend und letztlich als frustrierend empfunden wird.“ Goll halte es für denkbar, künftig jedem Migranten einen Anspruch auf ein Anerkennungsverfahren einzuräumen, wie es für Spätaussiedler bereits heute gelte.


Alte und neue Heimat im Theater

Niederstetten – Die beiden Künstler Maria und Peter Warkentin leisten seit 15 Jahren mit ihrem Russland-Deutschen Theater Niederstetten und ihrem Schauspiel einen wichtigen Beitrag zur Kultur der Region, heißt es in den »Fränkischen Nachrichten« am 13. Oktober. In ihren meist selbst geschriebenen Stücken gehe es häufig um die widersprüchlichen Empfindungen der Russlanddeutschen ihrer Heimat Deutschland gegenüber. In „Die Zugvögel“, 2007 von Maria Warkentin geschrieben, werde die Geschichte eines Kindes erzählt, das in Russland geboren wird und in Deutschland aufwächst. Obwohl es nicht Russisch spricht, beschließt es eines Tages, nach Russland zu reisen, um seine Wurzeln kennen zu lernen. Dort stellt es fest, dass es nicht eine Heimat hat, sondern zwei Orte, die es Heimat nennen kann.

Während eines Theaterprojekts im sibirischen Halbstadt, das gerade sein 100-jähriges Bestehen feiere, seien kürzlich 24 deutschstämmige Jugendliche aus ganz Russland mit den Warketins zu einer zehntägigen Theaterschule zusammen gekommen, heißt es in der Zeitung weiter. „Diese Jugendlichen deutscher Herkunft denken nicht daran, Russland zu verlassen“, so Peter Warkentin, „denn in Russland haben sich für sie inzwischen viele neue Perspektiven ergeben.“ Ende Oktober werde seine Frau Maria auf Initiative des Bundesinnenministeriums zu einem Amateurtheater-Treffen nach Omsk reisen.


Hessen will Spätaussiedlern weiterhin Wohnorte zuweisen

Wiesbaden – Die hessische Landesregierung hat dieser Tage einen Gesetzentwurf zur Aufnahme und Unterbringung von Spätaussiedlern vorgelegt, berichtet »Migazin« am 13.Oktober. Grund sei der Umstand, dass das entsprechende Bundesgesetz (Wohnortzuweisungsgesetz) Ende 2009 auslaufe und wegen der zurückgehenden Spätaussiedlerzahlen auch nicht verlängert werde. In Hessen wolle man dennoch an den alten Regelungen festhalten. Die Kommunalen Spitzenverbände hätten darum gebeten, die Zuwanderer weiterhin auf Basis einer Quotierung auf die Kommunen und Landkreise zu verteilen. Nur so gebe es auch eine Grundlage für den Betrieb von Übergangswohnheimen. Künftig sollen aber nach Auskunft von Ulrich Caspar, Sprecher für Spätaussiedlerfragen der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, die verwandtschaftlichen Bindungen der auf Hessen verteilten Zuwanderer berücksichtigt werden.


Die Welt schaut zu

Dresden – Die Welt schaut zu, wenn der Prozess gegen den Mann beginnt, der die Ägypterin Marwa el-Sherbini getötet hat, schreibt die »Sächsische Zeitung« am 18. Oktober. Ab 26. Oktober werde im Landgericht von Dresden das Verfahren gegen den 28-jährigen Russlanddeutschen Alex W. aufgenommen, der am 1. Juli im gleichen Gebäude sein Opfer mit 16 Messerstichen niedergestochen hatte. Unter den Medien, die über den Prozess berichten wollten, befinde sich auch das russische Staatsfernsehen. Interesse an dem Verfahren habe ebenfalls die Integrationsbeauftragte des Bundeskanzleramts angemeldet.

Bislang hat die Staatsanwaltschaft keine Anhaltspunkte für eine Schuldunfähigkeit des Russlanddeutschen, berichtet zudem »Die Welt« am 17. Oktober. Die Justizbehörde habe mit der Äußerung auf Angaben des Wochenmagazins „Focus“ reagiert, wonach ein Vermerk im russischen Wehrpass des Angeklagten eine psychische Erkrankung nahelege. Die Musterungskommission in Perm habe ihn deshalb 1999 vom Militärdienst befreit. Dagegen habe der Dresdner Oberstaatsanwalt Christian Avenarius gesagt: „Wir haben aus Russland noch keine Antwort auf die Frage erhalten, warum seinerseits die Ausmusterung erfolgte.“


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