ORNIS-PRESS
ORNIS-PRESS
ORNIS-RSSORNIS-RSS|ORNIS InfoBriefORNIS InfoBrief|  

Sie sind hier: Startseite ›› Wochenrückblick ›› 2009

Schrift: kleiner | normal | größer

1. bis 7. Juni
Integration noch lange nicht abgeschlossen

Ansbach – Die Eingliederung der russlanddeutschen Aussiedler in Kirche und Gesellschaft ist noch lange nicht abgeschlossen, sagte der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich auf dem Evangelischen Kirchentag im Landkreis Ansbach. Rund die Hälfte der Russlanddeutschen, die heute in Bayern lebten, seien evangelisch. Sie machten rund zehn Prozent der 2,6 Millionen evangelischen Christen Bayerns aus, zitiert die »Nürnberger Zeitung« am 2. Juni den Geistlichen. Das Ziel könne nicht sein, aus den Aussiedlern „waschechte Bayern“ zu machen. In der Kirche gebe es ausreichend Raum für andere Frömmigkeit, andere Traditionen und andere Lebensgeschichten.


„Zurück? Niemals!“
 
Lahr – Gesungen hat sie auch in ihrem „ersten Leben“ in Kasachstan schon. Sogar im Fernsehen ist sie damals mit ihrem Chor aufgetreten. Und in ihrer neuen Heimat Lahr war Theresa Föll von Anfang an dabei, als es darum ging, eine Singgruppe zu gründen, berichtet die »Badische Zeitung« am 3. Juni. Sonst aber habe sich viel für sie verändert, als sie vor 18 Jahren mit ihrem Mann und ihren Eltern aus Karaganda nach Deutschland kam. „Gerade einmal 43 Jahre alt, musste sie die Erfahrung vieler Spätaussiedler machen, sich immer und immer wieder zu bewerben und trotzdem keine Arbeit zu finden“, heißt es weiter - trotz ihrer perfekten Deutschkenntnisse, ihrer Erfahrung als Buchhalterin und eines Kurses in Groß- und Einzelhandel bei der Industrie- und Handelskammer. Dennoch habe es die heute 59-Jährige nicht bereut, Kasachstan verlassen zu haben: „Zurück? Niemals“, sagt sie.


Von verlassener Ehefrau verraten

Aachen – Weil sich ein Aussiedler aus Weißrussland zu Beginn dieses Jahres in Goslar von seiner Ehefrau trennte, „verpetzte“ die aufgebrachte Frau ihren Mann bei den Behörden, berichtet die »Aachener Zeitung« am 3. Juni. Ihr Mann habe vor zehn Jahren in Aachen eine Bank überfallen. Daraufhin sei er „auf der Stelle“ festgenommen worden und habe die Tat auch gestanden. Die damals erbeuteten 21.000 Mark habe er dringend gebraucht, weil in der ehemaligen Heimat brutale Schuldeneintreiber hinter ihm her gewesen seien. Das Landgericht Aachen verurteilte den Mann wegen räuberischer Erpressung zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung. Dass die Strafe relativ milde ausfiel lag laut Zeitung daran, dass er nach all den Jahren seit der Tat strafrechtlich unauffällig geblieben sei und ein volles Geständnis abgelegt habe. Heute besitzt er in Aachen ein Reisebüro.


„Die Marktwirtschaft will das so“

Lahr – Die Grundvoraussetzung für Integration sind Bildungschancen oder die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen, heißt es am 4. Juni in der »Badischen Zeitung« in einem Beitrag über eine Gesprächsrunde zum Thema Integration in Lahr. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Sybille Laurischk und die Stadtverbandsvorsitzende Silvia Neumeister hatten dazu eine kleine Runde von Lahrer Frauen in ein Gasthaus eingeladen. Die Abgeordnete habe kritisiert, dass gut ausgebildete Russlanddeutsche als billige Arbeitskräfte eingesetzt würden. Das sei auch von der städtischen Sozialberaterin Hilda Beck bestätigt worden: Qualifizierte Ärztinnen würden unbezahlte Praktika in der Hoffnung leisten, dass irgendwann einmal ihre Ausbildungen anerkannt würde. Olga Held von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland meinte, „die Marktwirtschaft will das so“, dass Lehrerinnen nur eine Anstellung als billige Hilfskräfte im Kindergarten und Top-Ingenieure als Leiharbeiter fänden.


Fotografischer Blick auf zwei Heimatländer

Bergisch-Gladbach – Unter dem Titel ‚Deutschland und Russland – zwei Heimatländer eines Volkes‘ haben der Sport- und Kulturverein Adler aus Kürten und der Fachdienst für Integration und Migration des Kreis-Caritasverbandes von Bergisch-Gladbach eine Fotoausstellung zusammengestellt, heißt es im »Kölner Stadtanzeiger« am 3. Juni. Sie gebe den Blick junger Russlanddeutscher auf die beiden Länder wieder.


Bundestreffen der russlanddeutschen Landsmannschaft

Rheinberg – Am 13. Juni findet das erste Bundestreffen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Nordrhein-Westfalen statt, schreibt die »Rheinische Post« am 5. Juni. Es stehe unter dem Motto ‚Wir gestalten mit – wir haben eine Stimme‘. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble werde in der Messe Niederrhein in Rheinberg die Festrede halten; der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Bergner, stelle sich für eine Gesprächsrunde zur Verfügung.

Allein in Nordrhein-Westfalen leben rund 700.000 russlanddeutsche Aussiedler, zitiert die »Neue Rhein Zeitung« am 4. Juni den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft, Adolf Fetsch. Ein großer Teil von ihnen habe sich in vorbildlicher Weise integriert. Das Motto des Bundestreffens verstehe sich als Appell der Landsmannschaft an die Russlanddeutschen, sich noch intensiver am sozialen und politischen Leben in Deutschland zu beteiligen.


„Auch an die Einheimischen denken“

Steinfeld – „Wir fühlen uns als Menschen zweiter Klasse“, sagte Alwine Milke. Die 28-jährige Reiseverkehrsfrau und ihr 25-jähriger Mann, ein Glaser, wollten in Steinfeld, wo sie seit vielen Jahren leben, ein Haus bauen, erhielten aber keines der ausgewiesenen Baugrundstücke, weil sie Aussiedler sind, berichtet die »Oldenburgische Volkszeitung« am 6. Juni. Zwischen Gemeindeverwaltung und der ortsansässigen VR Bank gebe es eine Vereinbarung, bei der Vergabe von Bauplätzen eine Art Aussiedlerquote einzuhalten, wie ein Bank-Mitarbeiter einräumte. Steinfeld habe in der Vergangenheit damit „gute Erfahrungen“ gemacht. Das sei allerdings eine Praxis aus den 1990er Jahren, erläuterte die Bürgermeisterin Manuela Honkomp, „für mich überholt“. Peter Harpenau, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Gemeinderat, hielt dem entgegen, „wir müssen auch langfristig und an die Einheimischen denken.“ Es nütze nichts, jetzt fünf Bauplätze an Aussiedler zu verkaufen und anschließend keinen mehr an einen Einheimischen.


Erst richtig Russisch, dann richtig Deutsch lernen

Bamberg – Die Idee des Bamberger Sozialwissenschaftlers Wulf Bott war einfach, aber bestechend, schreibt die »Süddeutsche Zeitung« am 6. Juni: Junge Aussiedler aus Russland sollten erst einmal richtig Russisch lernen und dann Deutsch. Bei der Europäischen Union und im bayerischen Sozialministerium habe der emeritierte Professor Gehör gefunden. Mit Förderung aus dem Europäischen Sozialfonds habe er einen russischen Sprachkurs an der Bamberger Universität anbieten können – mit einzigartigem Erfolg. Binnen weniger Monate hätten die Teilnehmer, allesamt russlanddeutsche Hauptschüler, ihre Deutschnote stark verbessert. Alle hätten einen Ausbildungsplatz bekommen oder besuchten eine weiterführende Schule. Mittlerweile würden auch die Robert-Bosch-Stiftung und die Oberfrankenstiftung das Projekt unterstützen.
Zurück

Nach oben
Artikel bookmarken:
Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen My Yahoo