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1. bis 7. Dezember
Verprellte Talente

Hamburg – Im Jahr 2020 könnten in Deutschland rund 230.000 Ingenieure, Naturwissenschaftler und Techniker fehlen, berichtet »Die Zeit« am 4. Dezember mit Hinweis auf eine Studie des ‚Instituts der deutschen Wirtschaft‘. Dabei wären genügend Talente im Land. Deutschland verstehe nur nicht, um sie zu werben, sie zu entdecken. Das betrifft vor allem türkisch-stämmige Akademiker, aber auch hoch qualifizierte Einwanderer aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion, heißt es in der Wochenzeitung weiter. „Viele Spätaussiedler erleben den Neuanfang in Deutschland als beruflichen Abstieg“, wird die Russlanddeutsche Galina Suppes zitiert.

Die 33-jährige wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Trier hat ihre Diplomarbeit über Rückkehrer nach Russland geschrieben und „kennt sie alle“: Ärzte, die als Krankenpfleger arbeiten, Ingenieure, die sich als Hilfsarbeiter verdingen, und Lehrer, die für wenig Geld Kinder betreuen – wenn sie überhaupt Arbeit haben. Laut der Studie ‚Brain Waiste‘, die die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, in Auftrag gegeben hat, fänden gerade einmal 16 Prozent der befragten Einwanderer aus Osteuropa eine Tätigkeit in ihrer Branche, obwohl die meisten über eine Ausbildung oder ein Studium verfügten.

Völlig unübersichtlich seien Informationen über die Anerkennung von akademischen Abschlüssen. ‚Brain Waiste‘, so »Die Zeit«, habe von Bewerbern berichtet, die bei vier Stellen vier unterschiedliche Antworten bekamen. Galina Suppes hat festgestellt, dass immer mehr Russlanddeutsche der vierten Generation überlegen, nach Russland zu gehen. Dort würden sie finden, was ihre Eltern in Deutschland gesucht, aber nicht gefunden hätten: Anerkennung und beruflichen Erfolg.


Vorbehalte abbauen

Kyritz – Rund hundert Einladungen waren verschickt worden und 60 Männer, Frauen und Kinder kamen zum ersten ‚Abend der Kulturen‘, der im Kyritzer Kulturhaus stattfand, berichtet die »Märkische Allgemeine« am 1. Dezember. Die meisten Gäste waren Spätaussiedler. Initiiert hatte die Veranstaltung der Verein ‚Flämmchen‘ mit seiner Vorsitzenden Nataliya Schmidt, die ebenfalls Spätaussiedlerin ist. Gemeinsam mit dem Verein ‚Kulti Kyritz‘ sollte der Abend helfen, Kontakte zwischen Zugewanderten und Einheimischen herzustellen. „Ihre Vorfahren sind nach Russland gegangen, um das Glück zu finden“, zitiert die Zeitung aus der auf deutsch und russisch vorgetragenen Eröffnungsrede der beiden Vereinsvorsitzenden. Heute seien sie dort nicht mehr erwünscht, und auch in der alten Heimat gebe es viele Vorbehalte.


„Von Anfang an gute Kontakte“

Belm – Am 4. Mai 1988 kam Emilie Deibert mit ihrer Familie als erste „russische Aussiedlerin“ nach Belm. „Von Anfang an hatten wir gute Kontakte zu Belmer Familien und uns wohlgefühlt. Hier ist unsere Heimat,“ erzählt sie der »Neuen Osnabrücker Zeitung« am 1. Dezember. Die Russlanddeutsche besuchte das Jubiläumsfest in Vehrte, auf dem 60 Gäste die 20-jährige ‚Familienpatenschaft‘ des Ortes feierten. Damals übernahmen erstmals einheimische Familien Patenschaften für russlanddeutsche Aussiedler und halfen ihnen bei Wohnungssuche, Behördengängen, Anschaffung von Haushaltsgeräten, Beaufsichtigung der Kinder und vieles mehr, heißt es in der Zeitung. In all den Jahren sei es aber nicht nur um praktische Hilfe gegangen. „Wir sind Freunde geworden und sind es immer noch“, berichtete Reinhold Spellmeyer, der sich mit seiner Frau um die Familie von Linda Werbis kümmerte. Viele Aussiedler wohnen heute nicht mehr in Belm. Die Freundschaft zu ihren ehemaligen Paten aber sei geblieben.


Schreibend die Vergangenheit bewältigt

Lautern – Und wieder haben Frauen zur Feder gegriffen, berichtet die »Gmünder Tagespost« am 5. Dezember. Dieser Tage ist der zweite Band der Reihe „Frauen greifen zur Feder“ im Dorfhaus Lautern vorgestellt worden. Während es im ersten Band um die Suche nach Spuren verstorbener Schriftstellerinnen ging, sind diesmal die Biographien von 13 zeitgenössischen Autorinnen verfasst worden, so Reiner Wieland, Vorsitzender der Stiftung ‚Literaturforschung in Ostwürttemberg’ bei der Vorstellung des Buches. Zu den Porträtierten gehört auch die russlanddeutsche Schriftstellerin Nelly Däs aus Waiblingen, „die bis heute schreibend ihre Vergangenheit bewältigt und dadurch auf das Schicksal vieler Verfolgter in Ländern der ehemaligen Sowjetunion aufmerksam macht“, heißt es in der Zeitung. Die 78 Jährige habe für ihr Werk bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten.


Jugendwohnung wird weiter finanziert

Wolfhagen – Weil sie nicht wussten, wo sie hingehen sollten, haben viele Jugendliche, darunter Spätaussiedler, an öffentlichen Plätzen ihre Freizeit verbracht - oft zum Ärger der Anwohner, berichtet die »Hessische/Niedersächsische Allgemeine« am 3. Dezember. Damit sei es vorbei. Heute stehe den jungen Leuten eine Jugendwohnung an der Burgstraße offen, in der sie sich treffen können. Ermöglicht habe es das Projekt ‚Miteinander Leben‘ des Diakonischen Werks Hofgeismar-Wolfhagen. Nachdem im August eine Förderung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ausgelaufen war, wird es seit November von der ‚Aktion Mensch‘ finanziert. Kürzlich kam noch die Spende einer Bankenstiftung in Höhe von 10.000 Euro hinzu. „Wir sind froh, dass wir jetzt hier sein können“, zitiert die Zeitung eine Äußerung des 15-jährigen Wassili Nozdrin, einer von zehn Jugendlichen, die sich regelmäßig in der Wohnung einfinden. Die meisten von ihnen lebten erst seit drei bis fünf Jahren in Deutschland.


Keine weiteren Spätaussiedler

Erkelenz – Nachdem der Abriss des einstigen Übergangsheims für Spätaussiedler im Gebiet des Bauxhofes in Erkelenz bereits begonnen wurde, sind nun im Stadtrat die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen worden, berichtet die »Aachener Zeitung« am 4. Dezember. Bedingung sei, dass Spätaussiedler künftig in den Übergangsheimen in Bellinghoven und Gerath unterkommen können. Der Beigeordnete Hans-Heiner Gotzen habe bei der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Soziales dazu gemeint, in Erkelenz werde es wohl keine weiteren Spätaussiedler geben.


Disco-Schlägereien um „verletzte Ehre“


Neu-Ulm – Wenn es an Freitagen Nacht wird in Neu-Ulm, ist es meist nur eine Frage der Zeit, bis auf der Polizeiwache ein Notruf eingeht. Dann haben wieder irgendwelche Streithähne die Fäuste – gerne auch Gläser, Flaschen oder Stühle – fliegen lassen, berichtet die »Augsburger Allgemeine« am 4. Dezember. Ort des Geschehens sei fast immer die Gegend um die Lessingstraße, in der allein vier Diskotheken liegen. Grund für viele Schlägereien vor allem unter Spätaussiedlern und türkisch-stämmigen Besuchern ist nach Polizeiangaben „verletzte Ehre“. Dieser Zustand sei oft schon erreicht, wenn ein Gast nur die Freundin eines anderen anschaue. Zu den Versuchen, die Partys in einigermaßen ungefährliche Bahnen zu lenken, gehörten wechselnde landsmannschaftliche Themenabende: an einem Wochenende für russlanddeutsche Jugendliche, am nächsten für türkisch-stämmige. Damit sollen latente Konflikte zwischen diesen Gruppen gar nicht erst aufkeimen, heißt es in der Zeitung.


Achtung: Trickbetrüger


Dortmund – Im September registrierte die Dortmunder Ermittlungskommission „Mamuschka“ vier Betrugsfälle, bei denen mit Hilfe eines so genannten Enkeltricks russlanddeutsche Spätaussiedler getäuscht wurden. Mittlerweile sind bundesweit über hundert Fälle bekannt geworden, in denen gezielt Aussiedler als Opfer ausgesucht und um teils hohe Geldbeträge gebracht wurden, berichtet »News aktuell« am 4. Dezember. Angebliche Familienmitglieder, oft „Enkel“, würden dabei am Telefon den Unfall eines Angehörigen melden und die sofortige Zahlung einer hohen Summe fordern. Nur so könnte eine drohende Haftstrafe des Unfallverursachers vermieden werden. Das Geld solle einem Abholer übergeben werden. Fast immer werde auch, wie die Polizei mitteilte, eine Rückrufnummer in Litauen angegeben, unter der ein Komplize die angebliche Notlage bestätige. Ende November konnte in Würzburg erstmals ein Mitglied der Betrügerbande festgenommen werden. Der 16-jährige Litauer befinde sich in Haft.
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