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„Zurück zu den Wurzeln“

Junge Aussiedler und ihre Freunde besuchen Kasachstan
„Zurück zu den Wurzeln“

Rottenburg (ORNIS) - Auf die Spuren der Deutschen in Kasachstan hat sich im September eine Jugendgruppe aus Rottenburg am Neckar begeben. Die Idee zu der Reise unter dem Thema „Zurück zu den Wurzeln“, an der auch junge Aussiedler teilnahmen, stammte von Mitarbeitern des Jugendhauses „Klause“ in Rottenburg. Gefördert wurde das Projekt von der Landesstiftung Baden-Württemberg.

Almaty, die neue Hauptstadt Astana und der Norden Kasachstans – für elf Jungen und Mädchen aus Rottenburg war es auch eine Reise an Orte der Kindheit. Die insgesamt 26 Jugendlichen hatten sich intensiv vorbereitet. Zwei Mal hatten sie sich in den vergangenen Monaten für mehrere Tage getroffen und dabei schon einiges über das mittelasiatische Land und die dort lebenden Kasachstandeutschen erfahren. Der Verlauf der Reise wurde gemeinsam geplant – und man bildete Tandems: je ein ´Neuling`, der noch nie zuvor in Kasachstan war, und ein Jugendlicher, der sich auf Russisch verständigen konnte und sich vielleicht noch ein wenig auskannte.

Das Jugendhaus „Klause“ in Rottenburg hatte die Anregung zu der Reise gegeben. Den Mitarbeitern war aufgefallen, dass sich die jungen Aussiedler nur selten anderen Jugendlichen anschlossen. Erzieherin Bärbel Staip weiß, dass es oftmals fehlende Sprachkenntnisse sind, die es schwer machen, aufeinander zuzugehen. In Kasachstan war das anders. Der Betreuer der Gruppe Martin Bachhofer, Stadtjugendreferent von Rottenburg, sagte dazu gegenüber der "Deutschen Allgemeinen Zeitung" in Almaty: „Die deutschen Jugendlichen können die Situation der Russlanddeutschen besser nachvollziehen, wenn sie erfahren, was es heißt, in einem wildfremden Land zu sein und kein Straßenschild lesen zu können.“

Im Norden Kasachstans besuchten einige Jungen und Mädchen Angehörige, die sie teils seit vielen Jahren nicht gesehen hatten – manche gemeinsam mit dem Tandempartner. Für die 13-jährige Kristina König, die vor acht Jahren mit ihren Eltern Kasachstan verlassen hatte, war es „ein besonderes Gefühl, hier zu sein“, und sie könne sich sogar vorstellen, eines Tages für längere Zeit nach Kasachstan zu reisen. Der 17-jährige Edgar Kohlmaier, der unweit von Almaty geboren wurde, bekannte dagegen freimütig, dass ihm „das mit den Russlanddeutschen“ eigentlich ziemlich gleichgültig sei.

Wieder daheim wird die Reise nachbereitet, Fotos werden geordnet, Videos geschnitten und Tagebuchnotizen zu einem Bericht formuliert. Die jungen Aussiedler haben womöglich eine neue Rolle ihren Gleichaltrigen gegenüber gewonnen, nachdem sie als „Experten“ (Bachhofer) in Kasachstan erlebt wurden. Und ihre Rottenburger Tandempartner haben erfahren, dass es nicht gerade leicht ist, von einem gewohnten Alltag in einem fernen Land in eine neue und zunächst fremde Umgebung in Deutschland geworfen zu werden. (© 29. September 2004)


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