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Vorurteile abbauen – selbstbewusst handeln

„Tage der russlanddeutschen Kultur“ in Berlin
Vorurteile abbauen – selbstbewusst handeln Titelseite des Katalogs zur Ausstellung "Volk auf dem Weg"
Foto: Landsmannschaft der Deutschen aus Russland

Berlin (ORNIS) - Weit über 20.000 Aussiedler leben in der Bundeshauptstadt. Über Geschichte und Gegenwart der zugewanderten Deutschen aus Russland und Kasachstan berichtet eine Wanderausstellung, die die diesjährigen „Tage der russlanddeutschen Kultur“ in Berlin eröffnete. Ihr Titel: „Volk auf dem Weg“. Zu der fünftägigen Veranstaltungsreihe, die am 23. Oktober mit einem feierlichen Konzert und einer Bücherausstellung endete, war von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland eingeladen worden.

In ihrem Grußwort formulierte Nelli Kossko für den Vorstand der Landsmannschaft als Ziel der Veranstaltungen wie der Wanderausstellung, zu einem „besseren Verständnis zwischen Alt- und Neubürgern“ beizutragen. Die Journalistin und Schriftstellerin, die seit knapp 30 Jahren in Deutschland lebt, appellierte an die angestammte Bevölkerung, Aussiedlern nicht mit Vorurteilen zu begegnen und ihnen dadurch das Einleben in die deutsche Gesellschaft zusätzlich zu erschweren. An ihre „Landsleute“ gerichtet drang Frau Kossko darauf, aktiv und mit mehr Interesse an dem Leben in Deutschland teilzunehmen. Es gehe nicht an, lediglich „an der Türschwelle als Bittsteller zu stehen“.

Die Wanderausstellung „Volk auf dem Weg“, die vom deutschen Innenministerium gefördert wird, soll in den kommenden Wochen insbesondere Schulklassen ansprechen. Einer der beiden Projektleiter der Ausstellung, der frühere Chefredakteur des im westsibirischen Slawgorod erscheinenden Wochenblattes „Zeitung für Dich“, Josef Schleicher, berichtete, dass derzeit sechs Parallel-Ausstellungen in verschiedenen Bundesländern gezeigt werden. In diesem Jahr wird „Volk auf dem Weg“ in weit über 50 Städten präsentiert worden sein.

Während der Kulturtage in Berlin gab es an verschiedenen Orten der Stadt Veranstaltungen, Treffen mit russlanddeutschen und osteuropäischen Künstlern, einen Kabarettabend mit dem beziehungsreichen Titel „Deutsch … aber nicht ganz“ sowie eine Lesung Nelli Kosskos aus ihrem Buch „Geraubte Kindheit“. Darin schildert sie am Beispiel ihrer Familie das Schicksal jener Deutschen aus der Schwarzmeer-Region, die während des Zweiten Weltkriegs von den deutschen Truppen nach Deutschland verbracht und nach Kriegsende von der Roten Armee aus Deutschland in sowjetische Verbannungsorte deportiert wurden.

Die „Tage der russlanddeutschen Kultur“ wurden im „Ernst-Reuter-Saal“ des Rathauses im Berliner Stadtteil Reinickendorf eröffnet. Ernst Reuter war der erste Bürgermeister West-Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit den Russlanddeutschen verbindet ihn, dass er auf persönliche Initiative Lenins 1918 Kommissar für die Selbstverwaltung der Wolgadeutschen wurde und somit einer der Begründer der Autonomen Wolgarepublik war. Jakob Fischer von der Landsmannschaft, Moderator der Eröffnungsveranstaltung, wies allerdings auch darauf hin, dass Reuters Wirken nicht nur segensreich für die Menschen der Wolgarepublik war. So habe er auf Geheiß der Regierung in Moskau die Landwirte der Autonomen Republik rigide zur Abgabe von Ernten und Lebensmitteln angehalten und dadurch die nachfolgende Hungersnot unter den Deutschen heraufbeschworen. (© ORNIS, 23. Oktober 2004)

 
Links zum Thema
- Webseite der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland

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