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Ukraine: Jugendarbeit heißt vor allem organisieren

Margarita Danderfer will Geschichtsbewusstsein fördern

Viele sind es nicht mehr – 33000 Personen deutscher Herkunft leben heute noch in der Ukraine. Margarita Danderfer ist eine von ihnen. Die 19-Jährige engagiert sich für ihre deutsche Minderheit in der Ukraine.

Nikolajew, im Mai 2009 - „Meine Aufgabe ist das Organisieren, das macht mir Spaß“, sagt Margarita. Gleich in zwei Organisationen ist sie aktiv: In ihrer Heimatstadt Nikolajew im Süden der Ukraine arbeitet sie im Regionalen Informationszentrum (RIZ) der Gesellschaft für Entwicklung (GfE). Die Organisation hat ihren Sitz in Odessa und wird von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) getragen. Weil das regionale Informationszentrum auch die anderen Begegnungsstätten der deutschen Minderheit im Gebiet Nikolajew mit Informationen versorgt, hat Margarita Danderfer alle Hände voll zu tun.

Auch so gibt es in ihrer Organisation viele Aktivitäten, die darauf abzielen, die kulturelle Identität der deutschen Minderheit in der Ukraine zu stärken. „Wir veranstalten Konzerte, Tage der deutschen Kultur, Ausstellungen und Deutschkurse“, berichtet die junge Studentin. Außerdem engagiert sie sich beim Verband „Deutsche Jugend in der Ukraine e.V.“ Dort hilft sie dem Vorsitzenden des Verbandes, Wladimir Leysle, bei der Organisation des deutsch-ukrainischen Ferienlagers „Mangup“ auf der Krim, das im Juli und August dieses Jahres stattfindet und dem Thema Archäologie gewidmet sein wird.

Auch bei ihren Eltern und ihrer Schwester spielen die Traditionen der Ukrainedeutsche eine wichtige Rolle. „Wir lernen von den Eltern deutsche Volkslieder und Tänze. Auch die Feste wie Nikolaustag, Weihnachten, Fasching und Ostern feiern wir“, erzählt die junge Frau. Für Margarita ist es wichtig, dass sie mehr über die Geschichte ihrer Familie und der deutschen Minderheit in der Ukraine weiß. So ist sie informiert darüber, dass am Vorabend des Zweiten Weltkrieges ungefähr 880.000 Deutsche auf dem Territorium der Ukraine lebten. 45.000 von ihnen wurden unter dem sowjetischen Diktator Josef Stalin 1941 zumeist nach Kasachstan deportiert.

Weitere 350.000, besonders aus den westlichen Gebieten der Ukraine, wurden während des Krieges von den Nationalsozialisten zu „Volksdeutschen“ erklärt und mit dem Vorrücken der Roten Armee ins Deutsche Reich evakuiert. Dass Margarita Danderfer eben zu dieser kleinen Minderheit in der Ukraine gehört, die nach dem Zweiten Weltkrieg übrig geblieben ist, darauf ist sie stolz. „Wir haben unsere Wertvorstellungen, die wir gerne erhalten möchten. Wir sind wie eine große Familie“, sagt sie.

Margarita Danderfer

Margarita Danderfer studiert nun deutsche Philologie im dritten Studienjahr an ihrer Heimatuniversität in Nikolajew. Dass sie sich für die deutsche Sprache besonders interessiert, ist bei ihrem deutschstämmigen Elternhaus kein Wunder. „Ich möchte die Sprache meiner Verwandten sprechen und ihre Kultur verstehen“, sagt sie. Nach ihrem Studium als Lehrerin für Fremdsprachen möchte Margarita unbedingt in Deutschland weiterstudieren.

Später will sie dann als Lehrerin für deutsche Sprache in der Ukraine arbeiten. So weiß die junge, engagierte Frau schon heute, dass sie als Ukrainedeutsche auch weiterhin mit Deutschland, der deutschen Sprache und Kultur eng verbunden bleiben wird. Nur so könne man die Identität der deutschen Minderheit in der Ukraine für längere Zeit bewahren. (Wilhelm Siemers)


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