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„Seine Schläge waren nicht hart genug“

Wilhelm Gratschow aus Usbekistan
„Seine Schläge waren nicht hart genug“ Foto: Simon Basler/the art side of life

Mit zehn Jahren kam Wilhelm Gratschow als Aussiedler aus Taschkent in Usbekistan nach Deutschland. Im Boxclub Gifhorn hat er eine zweite Heimat gefunden. Im vergangenen Jahr gelang ihm sein dritter nationaler Meistertitel, in Peking blieb ihm eine Medaille versagt.

Berlin, im August 2008 – Wilhelm Gratschow boxt für den BC Gifhorn. Der Club gehört keiner Liga an, dafür ist er zu arm, hieß es vor einiger Zeit im Fernseh-Sender Phoenix. Doch nie in seiner 46-jährigen Geschichte sei der Verein so erfolgreich gewesen wie heute: „Der Erfolg kam mit den ‚Russen‘.“ Einer von ihnen ist der Federgewichtler Wilhelm („Willi“) Gratschow, Russlanddeutscher aus Taschkent in Usbekistan.

Im Alter von zehn Jahren kam er 1993 mit seiner Familie nach Deutschland. Für den BC Gifhorn war er das erste Boxtalent, das an einer Olympiade teilnehmen konnte. Zu einer Medaille reichte es nicht - schon in der ersten Auswahlrunde schied er aus. „Seine Schläge waren nicht hart genug“, hieß es in vielen Sportberichten.

Foto: www.netzathleten.de
Seit März dieses Jahr war klar, dass der mehrfache Deutsche Meister an den Olympischen Spielen in Peking teilnehmen würde. Da hatte er sich beim ersten europäischen Box-Qualifizierungsturnier im italienischen Pescara durchgesetzt. Und sein Arbeitgeber und Förderer Volkswagen ermöglichte ihm, sich in Ruhe auf den olympischen Auftritt vorzubereiten.

In dem Wolfsburger Werk des Konzerns hatte er neben der Boxkarriere eine Lehre zum Werkzeugmechaniker absolviert. „Die Ausbildung muss für den Sportler an erster Stelle stehen“, meinte dazu der Leiter der VW-Sportförderung. „Wenn er dort schlechte Leistungen bringt, wird er fürs Training nicht freigestellt.“ Wilhelm Gratschow hat die Lehre mit Auszeichnung bestanden.

Amateurboxer können bis zum Alter von 34 Jahren an Olympischen Spielen teilnehmen – genug Zeit für das Federgewicht vom BC Gifhorn, beim nächsten Mal in London erneut dabei zu sein. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es jetzt vorbei ist!“, hat Gratschow nach seinem Erstrunden-Aus in Peking enttäuscht von sich gegeben. Es mag nur für den einen Kampf und nicht für die ganze Boxkarriere gegolten haben. Zu Hause in Kästorf wird er sich erst einmal vom Training erholen. Hier hat er, wie es heißt, „ganz nebenbei“ mit seiner Freundin Julia ein Eigenheim gebaut.

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