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"Maestro der russlanddeutschen Literatur"

Zum Leben und Wirken von Dominik Hollmann
"Maestro der russlanddeutschen Literatur"

Zu einer Veranstaltung über den russlanddeutschen Schriftsteller Dominik Hollmann hat der Kultur- und Geschichtsverein „Kultur A-Z“ im westfälischen Soest eingeladen. Der Dichterkollege Alexander Brettmann bezeichnete Hollmann als „Maestro der russlanddeutschen Literatur“.

Soest, im Juli 2008 – Eingeladen war auch die in Hamburg lebende Hollmann-Tochter Ida Bender, deren Leben nicht minder ereignisreich verlief als das ihres Vaters. Mit 86 Jahren spricht die zierliche Frau immer noch mit Energie und Engagement über das Schicksal ihres Vaters und seine Arbeit. Begleitet und unterstützt wurde sie von ihrem Sohn Rudolf, der sich ebenfalls intensiv mit Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen auseinandersetzt.

In einer einfachen katholischen Familie 1899 an der Wolga geboren, durchlebte Dominik Hollmann fast ein ganzes Jahrhundert mit all seinen Turbulenzen: den Ersten Weltkrieg, die Oktoberrevolution, den Bürgerkrieg in Russland, die Hungerjahre, den Zweiten Weltkrieg und die darauf folgenden Jahrzehnte der Repressionen und Verfolgungen im eigenen Staat. Seinem Traumziel folgend studierte er an der Deutschen Pädagogischen Hochschule in der damaligen Hauptstadt der Wolgadeutschen Republik – Engels -, wo er später auch als Dozent unterrichtete – bis der Krieg kam…

Ebenso wie ihr Vater teilte auch Ida Bender das Schicksal hunderttausender Landsleute: 1941 wurden sie ohne Rückkehrrecht nach Sibirien deportiert. Es folgten viele Jahre Schwerstarbeit in der Taiga beim Holzfällen, Fischen im eiskalten Jenissej, stets Kommandanturaufsicht und anderen Demütigungen. An den schlimmsten Tagen ihres Lebens war ihr Vater ihre Erleuchtung, obwohl er, seiner entrissen, bei der Arbeitsarmee am anderen Ende der Taiga schuften musste. Dabei hatte Hollmann noch Glück im Unglück: Als arbeitsuntauglich abgeschrieben, wurde er vorzeitig – weit entfernt von seiner schwer kranken Frau und seinen sechs Kindern -  aus der Arbeitsarmee entlassen. Mit einem schweren Skorbutleiden kehrte er in das sibirische Dorf zurück, wo seine Familie in der Verbannung lebte.

Ida Bender berichtet aus dem Leben ihres Vaters Dominik Hollmann

Von der Arbeit ihres Vaters inspiriert, begann Ida Bender ebenfalls mit dem Schreiben, um von dem Überlebenskampf, von den Gefühlstiefen und –höhen zu berichten, die sie in ihrer Umgebung erlebte. Dominik Hollmann hatte ihr auch die Aufgabe übertragen, für die Familie zu sorgen, weil ihr ältester Bruder ebenfalls in der Trudarmee war.

Mit „Chruschtschows Tauwetter“ kam das Aufatmen für die Russlanddeutschen. Die Kommandantur wurde aufgehoben, viele Familien fanden wieder zueinander, die Menschen kehrten langsam zu relativer Normalität zurück. Ida Bender und ihr Vater versuchten ebenfalls ein „normales“ Leben anzufangen. Er war wieder als Lehrer tätig und arbeitete an zahlreichen Werken. Ida arbeitete als Übersetzerin und Korrekturleserin in der deutschsprachigen Zeitung „Freundschaft“ in Zelinograd, heute Astana.

Erst 1978 kehrte Dominik Hollmann in seine Heimatstadt Kamyschin an der Wolga zurück – auf eigene Gefahr und nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen. Seiner Tochter war die Rückkehr bereits einige Jahre zuvor gelungen.

Dominik Hollmann schrieb immer wieder Briefe an die Regierung, verlangte, die Rechte seiner Landsleute wiederherzustellen. Gemeinsam mit zahlreichen  Intellektuellen aus den Reihen der Russlanddeutschen versuchte er, die Rückkehr der ehedem Verbannten zu ermöglichen – vergebens. Was vielen ihrer Landsleute blieb, war die Ausreise nach Deutschland. Dominik Hollmann blieb – er starb im Alter von 91 Jahren in Kamyschin.

 
Ihre Meinung

Rudolf Bender, 02.02.2012 13:52:38:

AUTORENLESUNG IM SCHLOSS BERGEDORF. Ida Bender liest aus ihrem Roman „Schön ist die Jugend… bei frohen Zeiten“ über das Schicksal der Deutschen in Russland seit ihrer Ansiedlung im Wolgagebiet im 18.Jahrhundert bis zur Rückkehr nach 250 Jahren in die Heimat ihrer Vorfahren. Mittwoch, den 21.03.12 um 18:00 Uhr Schloss Bergedorf Bergedorfer Schlossstraße 4 21029 Hamburg Eintritt frei Museum

Alexander Vogel, 19.02.2009 22:42:38:

Guten Tag , ich habe diesen Bericht gelesen und frage mich ob sie mir vieleicht weiter helfen können? Mein Opa Kommt aus Kamyschin um genau zusagen aus Lipovka ein kleines dorf dort! Sie hatten bei kammyschin eine Halbinsel wo sie ein Fleischkommbinat hatten und Mühlen usw, Meine Frage an sie haben sie Information oder wissen sie was von der Famielie Vogel die dort gelebt hatt?? alexander.vogel3@gmx.de

Rudolf Bender, 01.12.2008 14:18:17:

Das Schaffen der russlanddeutschen Literaten (unter anderen auch von D. Hollmann) kann man auf der WEB-Seite www.wolgaheimat.net kennen lernen.

Markus, 19.11.2008 19:43:50:

Das ist sehr interessant. Wann sind denn weitere Veranstaltungen, um das literarische Schaffen von Dominik Hollmann kennen zu lernen?


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